Nahverkehr in Berlin: BVG-Chefin Sigrid Nikutta krempelt die Führung um
Sigrid Nikutta setzt auf enge Vertraute in den Führungspositionen. Erstmals soll eine Frau den U-Bahn-Bereich der BVG leiten.
BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta erwartet in den nächsten Tagen ihr fünftes Kind. Und auch die BVG-Familie verändert sich. Nikutta hat jetzt enge Vertraute auf die Chefsessel bei Straßenbahn und U-Bahn gehievt. Der jetzige Straßenbahnchef Klaus-Dietrich Matschke geht in den Ruhestand, für den noch amtierenden Leiter der U-Bahn, Hans-Christian Kaiser, muss Nikutta noch einen anderen Job im Unternehmen finden. Kaisers Vertrag läuft bis 2020. Das Verhältnis zwischen ihm und Nikutta ist nach Angaben von Insidern schon seit Jahren angespannt.
Von Bus-Chef Martin Koller hatte sich Nikutta bereits Anfang des Jahres getrennt. Während bisher die Leiter der jeweiligen Bereiche bis auf wenige Ausnahmen aus den eigenen Reihen gekommen waren, setzt Nikutta bei den Neuen nun auf junge Quereinsteiger. Formal hat es eine Ausschreibung gegeben, die auch zu mehreren Bewerbungen geführt hat, gewonnen haben am Ende aber diejenigen, die schon zuvor im Unternehmen als Nachfolger gehandelt worden waren.
Wirtschaftsingenieure übernehmen
Mit der 38-jährigen Nicole Grummini rückt bei der U-Bahn zum ersten Mal eine Frau an die Spitze. Grummini war im vergangenen August von der Bahn, bei der auch Nikutta gearbeitet hatte, zur BVG gekommen und leitet seit Oktober die Abteilung Fahrdienst bei der U-Bahn. Die gebürtige Berlinerin hat Großhandelskauffrau gelernt und ein Studium als Wirtschaftsingenieurin absolviert. Neuer Chef bei der Straßenbahn wird Rico Gast. Der 39-Jährige (hier stand irrtümlich zunächst der 30-Jährige) ist seit 2004 bei der BVG und war seit 2012 Leiter der Stabsabteilung Geschäftsentwicklung, direkt im Umfeld von Nikutta. Gast ist ebenfalls Wirtschaftsingenieur. Die beiden Neuen werden noch von ihren Vorgängern eingearbeitet. Grummini übernimmt die Leitung der U-Bahn am 1. Juli 2017.
In den davor liegenden sechs Monaten soll Kaiser noch an ihrer Seite bleiben. Gast rückt bereits zum 1. Januar an die Straßenbahn-Spitze. Matschke soll ihn bis März 2017 unterstützen, ehe er in den Ruhestand geht. Vorübergehend war erwogen worden, Matschke länger arbeiten zu lassen und ihm auch die Leitung der U-Bahn zu übertragen. Nach dem im vergangenen Jahr aufgetretenen Fahrermangel, der zu Einschränkungen im Betrieb geführt hatte, wurde die Idee nicht weiter verfolgt, Warum Kaiser vorzeitig gehen muss, wollte BVG-Sprecherin Petra Reetz auf Anfrage nicht sagen.