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Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU - r) und Berlins Verkehrssenator Michael Müller (SPD - l) beim Spatenstich für den neuen Abschnitt der Stadtautobahn.
© dpa
Update

Verlängerung der Stadtautobahn: Bund will 80 Millionen Euro in Ausbau der A 100 investieren

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat heute an der Seite von Stadtentwicklungssenator Michael Müller zum Spaten gegriffen. Die Verlängerung der A 100, ein 500-Millionen-Projekt, soll unbedingt ein Erfolg werden. Die Gegner sehen trotzdem noch Chancen, das Vorhaben noch zu stoppen.

Der offizielle Auftakt zum Großprojekt A 100-Verlängerung ist störungsfrei verlaufen. Die Gegner hatten ein Pfeifkonzert angekündigt, doch laut Polizei kamen nicht mehr als 40 Aktivisten an die Grenzallee in Neukölln. Rund 100 Beamte sicherten die Spatenstich-Zeremonie und hielten den lärmenden Demonstrantenpulk auf Abstand.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lobte zunächst den Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD), der sich in einem Medienbericht als glühender Verfechter des neuen Autobahnabschnitts zum Treptower Park geoutet hatte. „Zur Bündelung des Verkehrs gibt es keine Alternative“, zitierte Ramsauer Buschkowsky, „besser kann man es nicht sagen“. Auch in Berlin sei es unerlässlich, die Verkehrsinfrastruktur auszubauen. Das Projekt würde „so rund 470 Millionen Euro“ kosten, 80 davon habe der Haushaltsausschuss des Bundestages bereits freigegeben. Das reicht für die nächsten zwei Jahre. 2022, also erst in neun Jahren, soll der 16. Bauabschnitt übergeben werden. Der erste Bauabschnitt der A 100 datiert übrigens aus dem Jahr 1958.

Für Autofahrer bedeutet der Baubeginn an der A 100 zunächst neuen Unbill

Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) stellte zunächst zufrieden fest, dass seine Amtsvorgängerin Ingeborg Junge-Reyer zum Spatenstich erschienen war. „Mit Ihrer Anwesenheit dokumentieren Sie, dass es viel Zustimmung zu diesem Projekt gibt in unserer Stadt.“ Für die wirtschaftliche Weiterentwicklung Berlins sei die Autobahn wichtig. Dennoch brauche niemand Angst zu haben, dass nun die „autogerechte Stadt“ komme. Öffentlicher Nahverkehr, Radwege und alles, was zu einer „lebenswerten Stadt“ gehöre, werde gleichberechtigt berücksichtigt.

Für die Autofahrer bedeutet der Baubeginn zunächst weiteren Unbill. An der Anschlussstelle Grenzallee werden ab 13. Mai zwei Fahrspuren gesperrt. Auf der Grenzallee ist dann mit Staus zu rechnen. Ab 21. Mai wird die Ausfahrt Grenzallee für die stadteinwärts fahrenden Autos auf der A 113 gesperrt. Künftig soll die Ausfahrt Grenzallee an der Bergiusstraße münden. Der Umbau soll Platz schaffen für den Bau des Tunnelabschnitts, der Grenzallee und Neuköllnische Allee unterqueren wird. Startschuss für den eigentlichen Tunnelbau ist im Herbst. Der Rest der Trasse wird in sogenannter Troglage ausgeführt, also als tiefergelegte Fahrbahn mit hohen Böschungen und Lärmschutzwänden.

Das neue Stück A 100 gilt als das bislang teuerste in der Geschichte des Autobahnbaus

Der 3,2 Kilometer lange Autobahnabschnitt gilt als der bislang teuerste in der Geschichte des deutschen Autobahnbaus. Schuld sind vor allem der knapp 400 Meter lange Tunnel und die sieben Straßen und Gleistrassen, die die Autobahn kreuzen. Die „geprüften und bestätigten Baukosten“ gibt der Senat mit 417 Millionen Euro an, hinzu kommen 56 Millionen Euro für den Erwerb von Grundstücken.

Doch beim Grunderwerb gibt es Probleme. An der Neuköllnischen Allee weigert sich ein Weinhändler zu verkaufen, weil der Senat ihm keine Entschädigung für seine Investitionen zahlen will. Die A-

100-Gegner hatten dort zeitweilig ein Protestcamp eingerichtet. Inzwischen stehen Gebrauchtwagen auf dem Gelände. Der Weinhändler hat die Lagerhalle, die laut Senat abgerissen werden muss, vor kurzem in Betrieb genommen. „Spanische Quelle“ steht jetzt in großen Lettern auf der Fassade.

Ob das Grundstück enteignet wird, ist unklar.

Wohnhäuser an der Beermannstraße können bis 2015 stehen bleiben

In den nächsten Monaten werden große Gewerbebauten abgerissen, die auf der Trasse stehen. Die Wohnhäuser an der Beermannstraße können wohl noch bis 2015 stehen bleiben. Im Sommer soll an der Sonnenallee ein Infopoint für Anwohner und Interessierte eingerichtet werden.

Während Wirtschaftsverbände schon den kompletten Ringschluss der Stadtautobahn fordern, reicht Senator Müllers Perspektive nur bis zum 17. Bauabschnitt, der führt vom Treptower Park bis zur Frankfurter Allee. Angemeldet sei der 17. Abschnitt bereits beim Bund, aber ob und wann er realisiert wird, ist völlig offen. Der 16. Abschnitt wurde 1992, also vor 20 Jahren, in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen.

Die Gegner der A 100 haben im Januar ein Grundstück an der Neuköllnischen Allee besetzt.
Die Gegner der A 100 haben im Januar ein Grundstück an der Neuköllnischen Allee besetzt.
© Kai-Uwe Heinrich

Linke, Grüne und Piraten lehnen die Autobahnverlängerung bis an die Spree weiterhin kategorisch ab. "Die Großspurigkeit, mit der in Berlin das Geld anderer ausgegeben wird, ist unbeschreiblich", erklärte Stefan Liebich, Sprecher der Landesgruppe Berlin der linken Bundestagsfraktion Für die Grünen empörte sich der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz: „Die A100 ist der teuerste und unsinnigste Autobahnstummel in der Geschichte der Bundesrepublik.“ Schulz hatte vergeblich versucht, das Projekt gerichtlich zu stoppen. Die Grünen hoffen, dass dem Bund wegen der BER-Pleite bald das Geld für die A 100 ausgeht. Das „Aktionsbündnis A 100 stoppen“ plant weitere Protestaktionen und setzt auf einen Regierungswechsel nach der Bundestagswahl.

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