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Berlin: Bühnenreifer Streit um Mozart-Oper

Die Seefestspiele Hermannswerder könnten das kulturelle Sommerloch in Potsdam füllen – trotzdem ist das Projekt umstritten

Potsdam – Die einen sehen Potsdam schon auf Augenhöhe mit Bregenz und feiern die Pläne für eine Seebühne auf der Havel als „Glücksfall für die Stadt“ – die anderen sorgen sich um alte Bäume, Seerosen oder schlicht um ihre eigene Ruhe: Die geplanten Seefestspiele spalten in der brandenburgischen Landeshauptstadt derzeit die Gemüter. Bereits im August 2011 will Veranstalter Peter Schwenkow, Chef und Gründer der Deutschen Entertainment AG (Deag), das Freiluft-Opern-Festival für gut 4700 Zuschauer mit einer Inszenierung des Mozart-Klassikers „Die Zauberflöte“ aus der Taufe heben – geplant sind zwölf Aufführungen auf einer schwimmenden Bühne vor dem Ufer der Halbinsel Hermannswerder, südwestlich des Potsdamer Hauptbahnhofs. Die rechtliche Grundlage dafür muss jedoch erst noch auf den Weg gebracht werden.

Dabei fährt die Stadtspitze, die die Pläne begrüßt, eine zweigleisige Strategie. Die längerfristige Ansiedlung der Seefestspiele soll über einen sogenannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ durch die Stadtverordneten abgesegnet werden. Darüber entscheiden diese bei der nächsten Sitzung im März. Daneben will die Verwaltung für dieses Jahr eine gesonderte Regelung treffen, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann.

Denn es muss schnell gehen. Die Veranstalter haben einen Zeitplan vorgelegt, der auch in der Verwaltung als „sehr ehrgeizig“ angesehen wird: Im Herbst 2010, nur ein halbes Jahr vor der Premiere, hatte Schwenkow seine Idee erstmals im Rathaus vorgestellt – und war dort auf offene Ohren gestoßen. Stefan Frerichs, Chef der Wirtschaftsförderung, spricht von einem „Glücksfall“: „Die Seefestspiele wären für die Landeshauptstadt eine Bereicherung unseres Kultur- und Tourismusstandortes mit erheblicher positiver Imagewirkung“, betonte er gestern. Aus wirtschaftlicher Sicht könne es nur eine Reaktion geben, nämlich „dass man das beklatscht und den roten Teppich ausrollt“.

Betroffen ist jedoch ein vor allem aus Naturschutzaspekten sensibles Gelände: Das Areal auf der Halbinsel Hermannswerder liegt zum Teil im Landschaftsschutzgebiet und in der Wasserschutzzone. Ob dort trotzdem eine Veranstaltung mit mehreren tausend Besuchern stattfinden kann, sollen nun Gutachter klären. Unklar ist auch, ob das Verkehrskonzept trägt und wie der Lärmschutz eingehalten werden kann. Spätestens Anfang April soll der Veranstalter einen Bauantrag mit den entsprechenden Fachexpertisen vorlegen, laut Goetzmann könnte die Entscheidung im Juni fallen – für oder gegen die Seefestspiele, wie Potsdams Umweltbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) ausdrücklich betonte.

Gegner des Vorhabens trauen dem Frieden jedoch nicht, zumal der Veranstalter mit dem Kartenverkauf begonnen hat. Die beiden Naturschutzverbände Nabu und BUND haben angekündigt, im Fall einer Genehmigung für die Seeoper zu klagen, auch Potsdams Bündnisgrüne sind skeptisch. Zudem hat sich eine Bürgerinitiative gegründet.

Die Veranstalter setzen auf Gespräche: Die Ablehnung gründe auf „viel Halbwissen“, meint Deag-Sprecher Norbert Eierding. Die Frage nach dem Wohl der Seerosen scheint immerhin gelöst: Bei zwei Grad Wassertemperatur sei ein Taucher mit einer Unterwasser-Kamera vor Hermannswerder unterwegs gewesen, sagte Christoph Dammann, der Intendant der Seefestspiele. Das Ergebnis hat ihn aufatmen lassen: „Unsere Bühne liegt noch etliche Meter vor dem geschützten Schilf- und Seerosengürtel, das Publikum soll ja außerdem merken, dass unsere Bühne auf dem Wasser schwimmt.“

Jana Haase

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