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Container und schlichte Tische, vom Architekten entworfen: das kühle Ambiente des "Brlo Brwhouse" in Kreuzberg
© Mike Wolff

Von TISCH zu TISCH: Brlo Brwhouse

Ein Brauhaus, eher cool als anheimelnd. Hipstern scheint es zu gefallen, sie stört offenbar noch nicht einmal das Küchenkonzept

Hut ab vor so viel Gründermut und Erfindungsreichtum! Die Berliner Brlo-Brauer waren nicht nur rechtzeitig zur Craft-Bier-Welle am Markt, sie spielen das Thema auch sehr berlinisch weiter. Ihr neues „Brwhouse“ (schreibt sich tatsächlich so) steht unmittelbar am Gleisdreieck-Park, wurde von den angesagtesten Architekten in eine langzeitprovisorische Hülle aus Überseecontainern verpackt – und scheint nun zu brummen, schon deshalb, weil dort täglich zwei Millionen durstige Jogger vorbeikommen. Ein Ort, für meinen Geschmack eher cool als anheimelnd; im Restaurant sitzt man entweder auf nackten Holz- oder auf Folterstühlen, die einem dünne Metallstäbe ins Hinterteil brennen.

Kompliziert vegetarisch

Das Küchenkonzept – sorry, Küche! – gibt mir Rätsel auf. Es ist sicher mutig, ein Brauhaus mit einem fast komplett vegetarischen Programm zu bespielen – aber warum muss es so kompliziert sein? Für 15 Euro gibt es ein Gemüsegericht, eine Beilage und ein Gericht „on top“, für 40 Euro lautet die Formel drei/zwei/drei, à la carte gibt es nur vier zusätzliche Fleischgerichte mit weiteren aufpreispflichtigen Soßen. Wir investierten 40 Euro, addierten zwei Fleischgerichte, warteten 50 Minuten – und dann knallten sie uns alles, buchstäblich alles, auf einmal auf den Tisch. Die ärgerliche Wartezeit wurde mit einer großen Gruppe oben unter dem Dach erklärt, sie schien uns nicht typisch zu sein. Aber dass alles auf einmal kommt, ist offenbar Absicht.

Kalte Platte

Damit war für uns der Test im Grunde durch. Denn als wir endlich beim Fleisch angekommen waren, den Rippchen vom Schwäbisch-Hällischen Schwein und der Brandenburger Lammkeule aus dem Smoker mit Anis und Kardamom, war alles kalt und trocken, und die Gewürzhaut der Lammkeule ließ sich auch mit Gewalt nicht mehr kauen. Den Vorspeisen schadete diese Methode weniger, da es bei Gemüse nicht so auf Hitze ankommt. Alles ist sehr modisch auf Fermentation und Umami konzentiert – und sehr kontrastarm inszeniert, wie diese Mode es ebenfalls vorsieht. Möglicherweise hätte mich das vor einem Jahr noch mehr begeistert...

Klingt schick

Ein ganzer Blumenkohl mit Vadouvan, der indischen Fermentbombe, Bierglasur, Parmesan, Bohnenvinaigrette und Nussbutterbröseln brachte diese Thematik recht gelungen auf den Punkt, schlüssiger jedenfalls als die riesige Menge Sellerie aus dem Smoker nebst kaum schmeckbarem Rhabarberkompott, Estragon und Creme fraiche – das klang schicker, als es schmeckte, nämlich ermüdend langweilig. Der wilde Broccoli mit Broccolicreme, fermentierten Radieschen, leicht knusperndem Broccolicrumble und zerkrümeltem Schafskäse kam dem, was wir erwartet hatten, noch am nächsten. Die Beilagen haben hier offenbar die Funktion, den ausgetüftelten Hauptgerichten Frische und Balance zu geben. Das klappte gut beim Spinatsalat mit kalten, seltsam zäh-festen Kartoffelwürfeln, weniger beim enorm batzigen Kartoffelpüree mit – Sie ahnen es – fermentiertem Knoblauch. Schließlich „on top“: milde Mixed Pickles, „German Kimchi“, also Sauerkraut mit Kümmel, und „Pulled Pilz“, geräucherte, nach Erkalten enorm zähe Kräutersaitlinge.

Kleine Parodie

Was war das jetzt? Ich habe den Eindruck, dass die hochaktuelle Hipster-Küche hier gerade dabei ist, in ihre eigene Parodie umzukippen; wird bald der Frühling kulinarisch komplett in den Herbst verlegt, weil erst dann alle Produkte, fermentiert, vergoren, getrocknet sind? Ansonsten ist das Bierangebot vielfältig, es gibt eigene von Brlo und andere von der Konkurrenz – uns schmeckte, was wir probierten, und eine Handvoll Modeweine steht auch parat. Aber am Ende war es nicht nur die nervig laute Musik, die uns eilig den Ausgang suchen ließ.

- Brlo Brwhouse, Schöneberger Str. 16, Kreuzberg, Tel. 01517-4374235, Di-Fr ab 17, Sa/So ab 12 Uhr, montags geschlossen.

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