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Berliner Verhältnisse. Bei der Zustellung schluderte der einstige Staatskonzern mit Hauptsitz in Bonn in jüngster Zeit häufiger.
© Michael Gottschalk/Imago

Post-Probleme in Berlin: Briefträger stellte wochenlang Briefe falsch zu

In manchen Weddinger Straßen kam die Post zuletzt nur gelegentlich an - oder im fremden Briefkasten. Das Unternehmen gelobt Besserung.

Für Post-Kunden in Wedding endete der morgendliche Blick in den Briefkasten in den vergangenen Wochen häufig enttäuschend. Weil der Logistikkonzern im Kiez auf eine offensichtlich ortsfremde Urlaubsvertretung gesetzt hatte, sei es zuletzt mehrfach zu Problemen bei der Briefzustellung gekommen, klagten mehrere Bewohner.

Sven Ziemke ist einer von ihnen. „Seit Anfang Oktober ist es immer wieder vorgekommen, dass Briefe fremder Leute in meinem Briefkasten gelandet sind und Post, die ich erwartet habe, uns nie erreicht hat“, sagte er dem Tagesspiegel. Der Marketingfachmann ärgert sich, dass durch die Pannen auch der Datenschutz gefährdet sei. So seien unter der falsch zugestellten Post auch fremde Stromrechnungen mit persönlichen Daten gewesen.

Betroffen vom Post-Chaos sind dabei mindestens drei Straßen. Klagen über Unregelmäßigkeiten gab es in der Transvaalstraße, der Sansibarstraße und der Lüderitzstraße.

Ein Aufeinandertreffen mit dem Paketboten verlief für Ziemke unbefriedigend. „Ich wollte ihm mein Namensschild am Postkasten zeigen – denn der Name stimmt nicht mit dem auf dem Brief überein. Daraufhin riss der Postbote mir den Brief aus der Hand und schubste mich weg.“ Auf die Frage nach Name und Postleitzahl für eine Beschwerde habe der Postbote patzig geantwortet und sei einfach verschwunden. Immerhin, eines sei bei der Konfrontation deutlich geworden: „Der Herr ist des Deutschen nicht mächtig.“ Ziemke beschwerte sich anschließend gemeinsam mit einem Nachbarn telefonisch bei der Post – und wurde, laut eigener Aussage, sogar bis zu einem Vorstandsmitglied in Bonn durchgestellt.

Post entschuldigt sich für "Unannehmlichkeiten"

Doch erst die Beschwerde eines dritten Anrainers führt zu einer Reaktion des Konzerns. „Unser oberstes Ziel ist es, die Sendungen unserer Kunden schnell und zuverlässig zu befördern und zuzustellen“, versichert die Post in einem Schreiben. Auf der Zustelltour in Berlin-Wedding sei momentan ein kürzlich neu eingestellter Mitarbeiter als Vertreter im Einsatz, heißt es weiter in der Erklärung.

Zugleich bestreitet das Bonner Unternehmen, dass der Bote nicht die notwendigen Voraussetzungen für den Job mitbringt. „Der Kollege ist als Geflüchteter nach Deutschland gekommen und verfügt über angemessene deutsche Sprachkenntnisse." Andere Beschwerden habe es nie gegeben, beteuert die Post, verspricht jedoch mit dem Kollegen zu sprechen und entschuldigt sich für die „entstandenen Unannehmlichkeiten“.

Doch auch beim „Amaya Beauty Salon“ in der Transvaalstraße kennt man das Dilemma mit der fremden Post. Mitarbeiterin Veronika Barjeva hatte bereits mehrfach Briefe in der Hand, die für andere bestimmt waren. Wie aber verhält man sich in so einem Fall? Die Post klärt auf: Sollte versehentlich ein Brief falsch eingeworfen worden sein, der für einen anderen Empfänger bestimmt war, könne der Kunde diesen in jeden öffentlichen „gelben“ Briefkasten der Deutschen Post einwerfen – die Sendung werde dann noch einmal neu zugestellt. Beim zweiten Mal klappt's gewiss!

Hanna Widmann

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