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Brian Wilson von den Beach Boys, seine Frau Melinda, die Schauspieler Paul Dano und Elizabeth Banks bei der Berlinale zur Premiere des Films "Love & Mercy" über Brian Wilsons Leben.
© AFP/MacDougall

Berlinale mit Film über Beach Boys: Brian Wilson - scheuer Superstar in Berlin

Das Leben Brian Wilsons von den Beach Boys wurde verfilmt. Der legendäre Musiker scheut die Öffentlichkeit, kam aber zur Premiere auf der Berlinale.

Er lässt die Hand seiner Frau nicht los, nicht die ganzen endlos langen fünf Minuten, die der Fototermin, obligatorisch vor jeder Berlinale-Pressekonferenz, dauert. Nur zum Schluss lösen sich die Finger voneinander, umfasst Brian Wilson behutsam die Schultern seiner Frau Melinda.

Wer hat hier wen gehalten, wer musste Kraft ziehen aus der Stärke des anderen? Eine Frage, die naheliegt nach einem Film wie „Love & Mercy“, diesem Porträt Brian Wilsons, des legendären Superhirns der Beach Boys, das zwischen seinen bonbonbunten sechziger und den depressivgrauen achtziger Jahren hin- und herspringt.

Ein Kontrast, der sich jetzt, in anderer Mischung, wiederfindet vor der blauen Berlinale-Fotowand. Hier Wilson, im anthrazitfarbenen Anzug, die Krawatte dunkelblau, jede Spur von Flowerpower und Surferidylle getilgt, das Gesicht fast versteinert, man merkt, dass er sich nicht wohlfühlt. Am anderen Ende der Menschenreihe wie der Farbskala Elizabeth Banks, Darstellerin Melindas, ein Paradiesvogel in Rot, das Ballkleid hinten raffiniert geschnitten. Irgendwo dazwischen die echte Melinda, Regisseur Bill Pohlad und Paul Dano, der das junge Genie Brian spielt. John Cusack, der Darsteller des alten Brian, war nicht gekommen, und auch der echte eigentlich nur halb da, verschwand nach der Knipserei. Keine Pressekonferenz, keine Gruppeninterviews, wie es üblich ist - man kann das angesichts der im Film geschilderten Probleme verstehen.

Immerhin konnte die Agentur dpa ihm ein paar Worte über den Film entlocken: „Es war aufregend, allerdings fühlte ich mich auch etwas schlecht dabei, weil ich älter geworden bin. Daher war ich neidisch auf den jungen Kerl. Es waren gemischte Gefühle dabei.“ Sich selbst als jungen Musiker auf der Leinwand zu sehen, sei aber ein Erlebnis gewesen. „Ich kann immer noch gar nicht verstehen, wie ich ,Good Vibrations’ oder ,California Girls’ schreiben konnte.“

So verschlossen Brian Wilson sich in der Öffentlichkeit gibt – gegenüber seinen Darstellern muss er sich anders verhalten haben. Er und Melinda seien sehr großzügig gewesen, umschrieb es Paul Dano. Er habe sich erst relativ spät mit Wilson getroffen, wollte sich erst durch die Musik, das Drehbuch in die Rolle einarbeiten, „der Fantasie Spielraum geben“.

Am intensivsten empfand er dann die nachgestellten Aufnahmen zu dem berühmten Album „Pet Sounds“, im selben Studio wie 1966 entstanden, überwacht von Wilsons Toningenieur, mit echten Musikern nachgespielt. Und er musste auch noch singen, nur für die übrigen Beach Boys bediente man sich aus der Konserve. So was kann leicht schiefgehen, Brian Wilson, so versicherte der Regisseur, soll aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Das kann er auch.

9.2., 10 Uhr, und 14.2., 22.30 Uhr, jeweils Haus der Berliner Festspiele, 9.2., 18.30 Uhr, Thalia, Kaiser-Wilhelm-Str. 71 in Lankwitz (danach Q & A mit Regisseur Bill Pohlad), 15.2., 21.15 Uhr, Berlinale-Palast

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