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Auch Jochen Großmann, ehemaliger Brandschutzexperte am BER, wurde am Freitag vom Untersuchungsausschuss befragt. Großmann ist vor einem Jahr wegen Bestechlichkeit im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit am Flughafen verurteilt worden.
© dpa
Update

Pannenflughafen BER: Brandschutzchef Großmann steht unter Korruptionsverdacht

Am Flughafen BER steht Brandschutzchef Jochen Großmann nach Tagesspiegel-Informationen unter Korruptionsverdacht. Es geht laut Flughafengesellschaft um rund eine halbe Million Euro Bestechungsgeld - auch Rücktrittsstimmen gegen Mehdorn werden laut.

Das trifft den BER-Flughafen doppelt: Nach Tagesspiegel-Informationen steht ausgerechnet der Brandschutzexperte Jochen Großmann, der die verkorkste Entrauchungsanlage in Gang bringen sollte, unter Korruptionsverdacht. Am Dienstag wurden demnach Räume von ihm in Dresden im Auftrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin, die für Korruptionsfälle in Brandenburg zuständig ist, durchsucht. Zum Zeitpunkt der Tat sei der Beschuldigte noch Geschäftsführer einer Beraterfirma der Flughafengesellschaft gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer der Nachrichtenagentur dpa. Seit Sommer 2013 arbeitet Großmann direkt für den Flughafen.

Wer nun die Planung für den Umbau der fehlkonstruierten Entrauchungsanlage fortsetzt, ist unklar. Der Flughafen verschickte nur eine dürre Meldung. Auch Großmann war nicht zu erreichen.

In der Mitteilung heißt es, nach bisherigen Erkenntnissen gehe es um rund eine halbe Million Euro Bestechungsgeld. Der beschuldigte Angestellte, einen Namen nannte die Flughafengesellschaft offiziell nicht, sei unter anderem für Auftragsvergaben bei der Planung am BER zuständig gewesen und soll von einem Unternehmen Vorteile in einem Vergabeverfahren gefordert haben. Der Verdacht habe sich nach einem Gespräch mit dem Vertreter eines im Bereich der technischen Planung tätigten internationalen Unternehmens ergeben. Die Flughafengesellschaft sei davon aber nicht betroffen, heißt es in der Erklärung weiter.

Mehdorn: Wir werden Konsequenzen ziehen

Näher äußerte sich die Flughafengesellschaft auf Anfrage nicht. Ihr Chef Hartmut Mehdorn hatte zuvor schriftlich erklärt: „Wir haben den Vorgang zunächst nicht öffentlich gemacht, weil wir den Mitarbeiter nicht zu Unrecht beschuldigen wollten. Wir haben abgewartet, ob die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht bestätigen würde. Nachdem es nun Durchsuchungsmaßnahmen in diesem Zusammenhang gegeben hat, werden wir gegen die Beteiligten entsprechende Konsequenzen ziehen.“ Die Flughafengesellschaft unterstütze die Staatsanwaltschaft vollumfänglich.

Sven-Christian Kindler, Mitglied der Grünen im Haushaltsausschusses im Bundestag, sagte dem Tagesspiegel: "Trotz des gewaltigen Chaos beim BER stellt der Korruptionsskandal eine neue Qualität des Versagens bei der Großbaustelle dar. Die Verantwortung für den Korruptionsskandal tragen Hartmut Mehdorn und der Aufsichtsrat. Die Personalpolitik von Hartmut Mehdorn ist katastrophal. Jochen Großmann sollte Mehdorns Feuerwehrmann spielen. Jetzt stellt sich heraus, dass er den Brand weiter entfacht hat. Mehdorn als Geschäftsführer ist nicht mehr tragbar. Er ist Teil der riesigen Probleme beim BER und für das gewaltige Chaos verantwortlich. Auch der Aufsichtsrat hat eklatant versagt. Ein externes Controlling für den Aufsichtsrat ist unverzichtbar und muss sofort etabliert werden." Die Forderung nach einem externen Controlling wurde bisher von der großen Koalition im Bundestag nicht aufgenommen.

Zuvor soll bereits die Vergabe von Aufträgen beeinflusst worden sein

Bisher ist beim Flughafenbau erst ein mutmaßlicher Korruptionsfall bekannt geworden. Gegen den Chef des Märkischen Abwasser-Zweckverbandes und zwei Geschäftsführer von Baufirmen, die in Zusammenhang mit dem Flughafenbau unter Korruptionsverdacht standen, hatte die Staatsanwaltschaft Neuruppin im April 2013 Anklage erhoben. Den Beschuldigten wurde Bestechlichkeit und Bestechung vorgeworfen. Sie sollen die Vergabe von Aufträgen beeinflusst haben. Es ging um dasLegen einer Trinkwasser- und einer Abwasserdruckleitung in Zusammenhang mit Bau des BER. Die Projekte hatten ein Gesamtvolumen von mehr als 14 Millionen Euro.

Die Ermittlungen richteten sich auch damals nicht gegen die Flughafengesellschaft. Sie hatte von Anfang an die unabhängige Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland mit an Bord geholt, um Korruptionen zu verhindern.

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