Flughafen-Debakel: Brandschutz am BER - es klappt nicht
Die beteiligten Firmen schweigen, die Flughafengesellschaft dementiert Doch die hochkomplexe Brandschutzanlage des BER arbeitet weiterhin fehlerhaft - und ist damit nach wie vor der Knackpunkt nach dem verschobenen Eröffnungstermin.
16 000 Brandmelder und über 50 000 Sprinklerköpfe wurden installiert. In den kilometerlangen Zu- und Abluftkanälen stecken 3400 Klappen. 81 Ventilatoren blasen oder saugen Luft oder Rauch an und ab. 3,4 Millionen Kubikmeter Luft soll die hochkomplizierte Brandschutzanlage des neuen Großflughafens BER in der Stunde schaffen, damit innerhalb von 15 Minuten über dem Boden eine Höhe von 2,50 Meter rauchfrei ist. Alle Einbauten, zu denen auch über tausend Lautsprecher gehören, müssen so geschaltet sein, dass sie auf rund 300 verschiedene Brandszenarien unterschiedlich reagieren können. Dieses Zusammenspiel hat bisher nicht geklappt – auch nicht beim „Mensch-Maschinen-System“. Mit einer solchen Zwischenlösung wollten die Planer schon den ursprünglichen Termin 3. Juni retten. Mitarbeiter sollten von Hand die bei einem Feuer vorgesehenen Schaltungen einleiten und auch manuell Türen öffnen oder schließen.
Durch zahlreiche Nachbesserungen sei die Fehlerquote nun geringer geworden, versichert der amtierende Projektleiter Joachim Korkhaus. Die Brandschutzanlage, die zu den weltweit größten gehört, bleibt aber der Knackpunkt nach dem verschobenen Eröffnungstermin. Der Einbau der Geräte und das Legen der Kabel ist laut Korkhaus zwar zu 97 Prozent abgeschlossen. Doch Tests müssten jetzt zeigen, dass auch die Steuerung funktioniert. Dies hat bei den Probeläufen Ende des vergangenen Jahres nicht geklappt. So war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass zur zunächst geplanten Eröffnung am 3. Juni kein vollautomatischer Betrieb möglich sein würde, daher die „Mensch- Maschine-Schnittstelle“. Dafür waren sogar zusätzliche Einbauten vorgenommen worden. Erst nachdem die Genehmigungsbehörde klargemacht hatte, dass sie dieses System nicht akzeptiere, kam es zur Terminverschiebung.
Dass ein Großteil des Rauches bei einem Brand durch unterirdische Kanäle ins Freie geleitet werde, sei kein Problem, sagt Flughafensprecher Ralf Kunkel. Aus dem Aufsichtsrat war, wie berichtet, verlautet, dass der hierfür erforderliche Aufwand die Schwierigkeiten verschärft habe. Angaben von Insidern, damit sei auch der nun vorgesehene Termin für die Flughafen-Eröffnung, der 17. März 2013, nicht mehr zu halten, bezeichnete Kunkel als „Spekulation.“ Er bestätigte aber, dass bisher bei Tests zwei Kanäle implodiert seien. Wegen der nicht funktionierenden Steuerung seien Klappen falsch gestellt worden, wodurch es einen Unterdruck gegeben habe. Nach Kunkels Angaben arbeitet die Anlage nach dem Stand der Technik. Für den Flughafen habe man nichts Neues erfunden. Allerdings seien die Einbauten „maßgeschneidert“; von der Stange könne man eine solche Anlage nicht kaufen.
Die am Bau der hochkomplizierten Brandschutzanlage am künftigen Flughafen beteiligten Firmen – Bosch, Imtech und Siemens – wollten sich am Mittwoch zum Stand der Arbeiten nicht äußern. Die Flughafengesellschaft wies pauschal den Tagesspiegel-Bericht zurück, demzufolge die Anlage umgebaut werden müsse, falls ein großer Test Ende des Monats misslingen sollte. Dies würde zu erheblichen Mehrkosten und zum erneuten Verschieben des Eröffnungstermins führen. Klarheit wird am 16. August erwartet. Dann soll der neue Technikchef Horst Amann, auch für den Ausbau des Flughafens zuständig, dem Aufsichtsrat mitteilen, ob der 17. März 2013 zu halten sein wird. Amann, derzeit beim Flughafen Frankfurt (Main) angestellt, bezieht offiziell am 1. August sein neues Büro in Schönefeld. Aber schon jetzt arbeitet er sich in das Projekt ein. Tageweise sei er bereits in Berlin, und außerdem habe er ein Büro mit „Vorrecherchen“ beauftragt, sagte Flughafenchef Rainer Schwarz.