Studie zu Alkohol- und Drogenkonsum: Brandenburgs Jugendliche trinken weniger Alkohol
Jugendliche in Brandenburg rauchen und trinken immer weniger. Der Konsum harter Drogen ist dafür leicht gestiegen.
Jugendliche in Brandenburg rauchen und trinken so wenig Alkohol wie nie. Das geht aus einer anonymen Befragung von knapp 11000 Zehntklässlern im Land im Auftrag des Gesundheitsministeriums hervor, die am Montag in Potsdam vorgestellt wurde. Die freiwillige, als repräsentativ geltende Längsschnittstudie wird alle vier Jahre erhoben. Die Rückgänge seien erfreulich, aber „kein Grund zur totalen Entwarnung“, sagte Gesundheitsstaatssekretärin Almuth Hartwig Tiedt.
Der Trend ist aber eindeutig, und stabil. Nach 1990 galt Alkohol- und Tabakmissbrauch unter Jugendlichen im Land als gravierendes Problem, gehörte „Komasaufen“ quasi zum Alltag. Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein.
Jungen trinken deutlich mehr als Mädchen
Noch 2005, vor zwölf Jahren, tranken nach der damaligen Befragung 34 Prozent der 16-jährigen Jungen regelmäßig Alkohol, also mindestens ein Mal pro Woche. Das war jeder Dritte. Heute tun das noch 15 Prozent. Bei den Mädchen sank der Anteil von 18 auf 9 Prozent. Beim Geschlechterunterschied ist es geblieben: Jungen trinken nach wie vor deutlich mehr als Mädchen.
Zwei Ausreißer gibt es jedoch im Süden: In den Kreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz ist der regelmäßige Alkoholkonsum von Jugendlichen am größten. In Elbe-Elster sind das 21,8 Prozent, im Havelland dagegen nur 7,4 Prozent, in Potsdam 10,8 Prozent. Bis auf Barnim haben alle Kreise und kreisfreien Städte an der Befragung teilgenommen.
Stark zurückgegangen ist auch das regelmäßige „Rauschtrinken“, der Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei einer Gelegenheit an mindestens drei Tagen im Monat. Nach der Selbstauskunft der jungen Leute gehört es für 21 Prozent der Jungen zum Alltag (2005: 38 Prozent) und bei Mädchen für 16 Prozent (damals: 24 Prozent), „sich mindestens drei Mal im Monat zu betrinken.“
Das ist eine der Zahlen, aufgrund derer das Gesundheitsministerium keine Entwarnung gibt. „In absoluten Zahlen kann man annehmen, dass auch noch 2017 knapp 4000 Schülerinnen und Schüler in der Klassenstufe 10 in Brandenburg ein riskantes Rauschtrinken pflegen“, heißt es in der Studie.
Jugendliche leben gesünder als ihre Eltern
Auffällig ist, dass die jungen Leute gesünder leben als die Eltern. Zwar ist auch bei Erwachsenen der Alkoholkonsum rückläufig, bei dem Brandenburg neben Mecklenburg nach 1990 einige Jahre Spitzenreiter war. Aber immer trinkt noch jeder dritte erwachsene Mann (18 bis 65 Jahre) in Brandenburg nach dem letzten Gesundheitsreport von 2016 riskant viel Alkohol. „Wir können annehmen, dass die jungen Leute künftig weniger häufig trinken werden als ihre Eltern heute“, sagt Andreas Böhm, Referent für Suchtfragen im Ministerium.
Beim Tabakkonsum sieht der Abwärtstrend ähnlich aus wie beim Alkohol, mit einer Besonderheit: Hier gibt es kaum noch Geschlechterunterschiede. Heute rauchen noch 17 Prozent der Jungen (2005: 41 Prozent) und 18 Prozent der Mädchen (37 Prozent 2005). Brandenburgs Raucher-Hochburgen sind danach die Prignitz, hier liegt die Raucherrate bei 22,5 Prozent, und die Stadt Brandenburg mit 21,6 Prozent; gefolgt von Dahme-Spreewald (20,6 Prozent) und Oberhavel (20,5 Prozent). Landesweit am geringsten ist der Tabakkonsum in Frankfurt (Oder) mit 9,7 Prozent.
Zahlen zu harten Drogen leicht gestiegen
Gefragt wurde auch nach Rauschgiften unterschiedlicher Kategorien. Danach rauchen immerhin 5,6 Prozent der Zehntklässler (Mädchen: 3 Prozent) regelmäßig Cannabis. Landesweit sind das damit rund 800 Schülern in diesem Alter „mit eindeutig riskantem Konsum“, wie es heißt. Harte Drogen – also Ecstasy, Kokain, LSD und Crystal Meth – konsumieren 1,6 Prozent der Jungen und 0,9 Prozent der Mädchen, nach der Studie rund 250 Jugendliche. Diese Zahlen sind leicht gestiegen.