"Second Horizon Festival": Brandenburger Gemeinde Schönefeld untersagt Musikfestival
In Schönefeld artet ein Streit zwischen der Gemeinde und dem Veranstalter Bert Greif um das "Second Horizon Festival" aus. Greif sagt, man wolle ihn persönlich fertig machen.
"Eine psychedelische Reise bis an die Grenzen der Realität und darüber hinaus" - nicht mehr und nicht weniger verspricht das "Second Horizon Festival 2017". Doch die Gemeinde Schönefeld schiebt einen Riegel davor - die Behörden haben das viertägige Musikfestival, das am Freitag im Schönefelder Ortsteil Kiekebusch (Landkreis Dahme-Spreewald) stattfinden soll, untersagt. "Es spricht einfach alles gegen eine Genehmigung dieses Festivals", sagt Schönefelds Bürgermeister Udo Haase. Bert Greif, Betreiber des Festival-Areals, ist bereits vor Gericht gezogen - und hat nicht vor, das Festival abzusagen. Auch Greif äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel: "Der Bürgermeister ist ein Lügner".
Auf ihrer Internetseite wird die Gemeinde Schönefeld deutlich: Das Festival, zu dem dieses Jahr 3900 Besucher erwartet werden, sei untersagt, "um eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verhindern." Laut Udo Haase liege ein ordentlicher Antrag auf eine Genehmigung ohnehin nicht vor. Das Festival konnte im vergangenen Jahr noch im dem Ortsteil Kiekebusch ausgetragen werden. Auf der Spielstätte, bei der es sich um ein Privatgrundstück mit 35000 Quadratmetern auf dem Hauptareal handelt, wurden in den vergangenen sieben Jahren auch andere Festivals und Partys ausgetragen. Der Bürgermeister von Schönefeld erinnert sich aber nur ungerne daran zurück: "Bisher waren wir sehr großzügig, aber die Beschwerdelage ist inzwischen einfach zu groß", sagt er.
Gibt es Verstöße gegen Auflagen?
Im vergangenen Jahr hätten sich viele Einwohner aus umliegenden Dörfern und Gemeinden über den "dröhnenden Bass" beschwert, zudem würde man sich nicht an Auflagen halten. "Es stimmt an allen Ecken nicht. Abgesehen vom Lärm herrscht in dem Bereich die Waldbrandstufe 5, die beachtet werden muss", schimpf Haase. Zu einer Einigung bei einem Gespräch zwischen dem Veranstalter, der Polizei, dem Bauordnungsamt und seiner Behörde sei es im Vorfeld nicht gekommen.
Die Polizei reagierte am Mittwoch bereits auf die Untersagung durch die Gemeinde und twitterte: "Bitte sehen Sie von Ihrer Anreise ab!" Am Donnerstagnachmittag soll die Polizei den S-Bahnhof Grünau für Shuttlebusse gesperrt haben, die die ersten Anreisenden zu dem Festival-Areal bringen sollten.
"Die Gemeinde will mich persönlich fertig machen"
Bert Greif bezichtigt den Bürgermeister und die Gemeinde der Lüge: "Wir haben in den vergangenen sieben Jahren nie gegen Lärmauflagen verstoßen. Das können wir auch durch zahlreiche Messungen beweisen. Wir mussten nie ernste Bußgelder zahlen, auch hat es keine polizeilichen Vorfälle gegeben", sagt er. Eine Ausnahme sei der Tod eines Flüchtlings gewesen, der während des Festivals im ein Hektar großen Kiekebusch See, der zu Greifs Areal gehört, ertrank. Angesprochen darauf, spricht der 42-Jährige von einem "sehr tragischen Unglück". Sein Grundstück sei bereits seit 200 Jahren in Familienbesitz. "Die Gemeinde schränkt mit der Untersagung das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ein. Die gesamte Gemeinde will mich persönlich fertig machen", sagt er.
Anders als Haase es behauptet, sei laut Greif durchaus ein Genehmigungsantrag für das Festival bei der Gemeinde gestellt worden. Das vorgelegte Sicherheitskonzept sei aber plötzlich nicht mehr verlängert worden. "Im Grunde beschweren sich hier nur die reichen Zugezogenen. Die besitzen Pferde und reiten gerne auch auf meinem Grundstück und lassen dabei ihre Tiere in den See koten." Zudem würden die Zugezogenen auch den Bürgermeister unter Druck setzen, keine Festivals mehr auf seinem Areal zuzulassen.
Ob die Untersagung der Gemeinde Schönefeld rechtens ist, soll das Verwaltungsgericht bis Freitag im Eilverfahren entscheiden.