Kampf gegen Schweinepest ausgeweitet: Brandenburg tötet alle Wildschweine in einer „weißen Zone“
Auf EU-Empfehlung: Um die Schweinepest einzudämmen, will Brandenburg auch alle Wildschweine jagen, die im größeren Umkreis um die Kadaver gesichtet werden.
In Brandenburg sollen alle Wildschweine in der Nähe jener „Kernzone“ getötet werden, in der die ersten mit Afrikanischer Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweine gefunden worden.
Dies teilte der brandenburgische Agrarminister Axel Vogel (Grüne) am Freitag nach dem Treffen der Länder-Agrarminister in Weiskirchen (Saarland) mit. Der Krisenstab zur Bekämpfung der Tierseuche habe am Freitag einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Eine Kommission von EU-Veterinären habe empfohlen, eine „weiße Zone“ in einem Umkreis von fünf Kilometern um die bereits bestehende Kernzone herum auszuweisen. In dieser weißen Zone, die durch feste „wildschweindichte“ Zäune umgrenzt werde, seien alle Wildschweine zu töten.
„Heute hat der Krisenstab beschlossen, dieser Empfehlung zu folgen“, sagte Vogel. Wenn man in Brandenburg über Zäune rede, dann gehe es nicht vordringlich um einen Zaun nach Polen, sondern es gehe um eine Eingrenzung des Gebietes, in dem sich infizierte Wildschweine befinden könnten.
Agrarminister: Schweinepest ist „nationale Herausforderung“
Bund und Länder sicherten sich beim dem Treffen gegenseitige Unterstützung im Kampf gegen die Schweinepest zu. „Es ist eine nationale Herausforderung, bei der es darauf ankommt, dass man sich unterhakt“, sagte der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Saarlands Ressortchef Reinhold Jost (SPD), nach der Zusammenkunft. In einem 17-Punkte-Katalog wurde unter anderem beschlossen, ein Modell zur „solidarischen Finanzierung“ für Wildschweinzäune zu prüfen und die Jagd auf Wildschweine deutlich zu verstärken.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Einig waren sich die Minister auch, dass landwirtschaftliche Betriebe in den betroffenen Regionen in Brandenburg finanziell unterstützt werden sollten. „Nur Hand in Hand werden wir die ASP in Deutschland bekämpfen können“, sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). Ziel sei, dass Deutschland wieder „ASP-frei“ werde. Klar sei aber: „Wir haben eine lange Strecke vor uns, das ist ein Marathon.“
Brandenburgs Landwirtschaftsminister Vogel sagte: „Alle wissen, es hätte auch andere treffen können.“ Er habe bei seinen Kollegen „eine große Solidarität gespürt“. Klöckner begrüßte, dass die Länder betont hätten, dass es ihre Aufgabe sei, Zäune zu bauen und „dass man auch solidarisch unter den Ländern bereit ist, den Zaunbau zu finanzieren“.
Die Afrikanische Schweinepest war vor rund zwei Wochen in Brandenburg ausgebrochen. Mittlerweile ist Tierseuche dort bei 34 toten Wildschweinen nachgewiesen worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut, das nationale Labor, bestätigte zwei weitere Verdachtsfälle. 25 Tiere wurden bisher bei Neuzelle im Kreis Oder-Spree gefunden, neun Tiere bei Schenkendöbern im Kreis Spree-Neiße. Hausschweine sind noch nicht betroffen.
Die ASP ist für den Menschen ungefährlich, nicht aber für Hausschweine: Wenn das Virus überspringt, hätte das fatale Folgen. Schon jetzt wirkt sich die Seuche massiv auf die Landwirtschaft aus: Die Preise für Schweinefleisch brachen ein, vor zwei Wochen verbot China den Import von Schweinefleisch aus Deutschland.
Brandenburg lockert Schweinepest-Beschränkungen für Bauern
Die Beschränkungen für Bauern werden in Brandenburg allerdings teils wieder gelockert. Land- und forstwirtschaftliche Flächen könnten in dem Gefahrengebiet rund um die Funde toter infizierter Wildschweine außer in einem Kerngebiet schrittweise wieder genutzt werden, kündigte das Verbraucherschutzministerium am Freitag in Potsdam an. So sei die Ernte im Apfel- und Weinbau ohne weitere Voraussetzung möglich. Die Ernte von Kartoffeln und Zuckerrüben und Bestellarbeiten für Wintergetreide sei möglich bei der Suche toter oder kranker Tiere. Für Förster ist Holzabfuhr und Pflanzung ohne Voraussetzung machbar.
Die Planungen für den Bau des festen Zauns gegen die Schweinepest an der Grenze zu Polen werden konkreter. Während im Süden im Kreis Spree-Neiße bereits gebaut wird, soll es weiter nördlich im Kreis Oder-Spree Anfang Oktober losgehen, wie ein Kreissprecher am Freitag ankündigte. Bauern- und Jagdverband hatten einen festen Zaun gefordert. Vier Suchhunde aus Rheinland-Pfalz, die seit Montag nach Schwarzwildkadavern suchten, verabschiedeten sich. Sie hätten rund 150 Hektar durchstreift, aber im Kreis Oder-Spree keine Kadaver gefunden. (dpa)