Zwölf Tote nach Corona-Ausbruch in Heim: Brandenburg macht tägliche Tests fürs Pflegepersonal zur Pflicht
Die Zahl der Corona-Toten in einem Heim steigt auf zwölf. Dutzende sind infiziert. Nun soll es mehr Tests für ungeimpfte Beschäftigte geben – reicht das aus?
Nach einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am Werbellinsee (Barnim) mit zwölf Toten hat die Brandenburger Landesregierung eine erweiterte Testpflicht für ungeimpfte Mitarbeiter in Pflegeheimen beschlossen.
Das Kabinett habe bei der Fortschreibung der Corona-Umgangsverordnung festgelegt, dass sich in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 nicht geimpfte oder nicht genesene Beschäftigte an jedem Tag testen lassen müssen, teilte die Staatskanzlei am Dienstag mit. Dies gelte unabhängig von der Inzidenz auch bei akuten Corona-Ausbrüchen.
„Jetzt müssen wir besonders vulnerable Personengruppen wie Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen und Hochaltrige schützen“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). „Sie haben ein besonders hohes Risiko für schwere und auch tödliche Krankheitsverläufe.“ Deswegen werde die Testpflicht im Pflegebereich ausgeweitet.
Nach Angaben des Landkreises Barnim sind nach dem Corona-Ausbruch inzwischen zwölf Heimbewohner in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Nonnemacher hatte am Montagabend in der rbb-Sendung „Brandenburg Aktuell“ von 14 Toten gesprochen.
Bachmann stellte die Zahl zunächst auf elf richtig. Am Abend teilte er dann mit, dass ein weiterer 86-jähriger Bewohner gestorben sei. Wie es zu dem Missverständnis kam, blieb zunächst offen. Die Zahl 14 sei falsch, sagte auch ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Dienstag.
Impfquote beim Personal in betroffenem Heim nur 50 Prozent
Aktuell sind 44 Bewohner und 17 Mitarbeitende der Einrichtung im Ortsteil Altenhof an Covid-19 erkrankt. Die meisten der Gestorbenen seien über 80 Jahre alt gewesen, alle hätten Vorerkrankungen gehabt, berichtete Landkreissprecher Robert Bachmann. Seinen Angaben zufolge liegt laut Amtsärztin Heike Zander die Impfquote der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Einrichtung bei lediglich etwa 50 Prozent. In der Einrichtung werden seit Bekanntwerden des Ausbruchs Pflegekräfte täglich auf das Virus getestet, sagte Bachmann.
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Die oppositionelle Linksfraktion im Landtag hatte sich am Dienstag ebenfalls für tägliche Tests der Arbeitskräfte in Pflegeheimen ausgesprochen. Zudem müssten die weiteren an Covid-19 erkrankten Menschen in dem Heim besser versorgt werden, forderte Fraktionschef Sebastian Walter. „Die Heimaufsicht muss gemeinsam mit den Gesundheitsämtern dafür sorgen, dass die Erkrankten in Krankenhäuser kommen“, forderte er. Bachmann erwiderte auf dpa-Nachfrage, dass es jedem Bewohner frei stehe, ins Krankenhaus zu kommen. Die Entscheidung träfen die Hausärzte der Bewohner.
Patientenschützer: Tägliche Personal-Tests nicht ausreichend
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte, tägliche Testungen des Personals in der ambulanten und stationären Pflege seien überfällig, aber nicht ausreichend. „Weil auch Geimpfte das Virus in sich tragen und weitergeben können.“ Daher seien tägliche Testungen bei allen Pflegebedürftigen, Mitarbeitern und Besuchern notwendig, sagte Brysch der dpa.
[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Patienten haben keine Wahl: Die Impfpflicht für die Pflege ist unabdingbar - ein Kommentar von Lorenz Maroldt]
In Landkreisen und kreisfreien Städten mit weniger als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen müssen sich Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen und Kliniken künftig an drei statt wie bisher zwei Tagen pro Woche testen lassen. Davon abweichend sind bei einem speziellen Hygienekonzept in Krankenhäusern auch nur zwei Tests pro Woche möglich, wie es in der neuen Umgangsverordnung heißt.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost ruft anlässlich mehrerer Ausbrüche in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nochmals zum Impfen gegen das Virus auf - vor allem Pflegefachpersonal. „Jeder und jede von uns mit Impfschutz trägt dazu bei, dass das Gesundheitswesen nicht zusätzlich belastet wird“, schrieb Vorstandsmitglied und Markus Lauter laut einer Mitteilung. „Unsere Kolleg:innen auf den Intensiv- und Covid-Stationen sind erschöpft. Wir dürfen aber auch allen, die in stationären Pflegeeinrichtungen leben und arbeiten, nicht noch einen Winter mit vielen verstorbenen Bewohner:innen, Nachbar:innen und Freund:innen zumuten.“ (dpa)