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August: Diese von der letzen Abendsonne von unten beschienene Gewitterzelle nennt Pleul "das Highlight des Jahres".
© Patrick Pleul (dpa/ZB)

Bilder aus Brandenburg: Brandenburg in Bildern

Der Fotograf Patrick Pleul zeigt Brandenburg von seiner schönsten Seite. Ein Bilder-Rückblick.

Unter den Fotografen der Nachrichtenagentur dpa ist Patrick Pleul wohl derjenige, der für den Beruf am wenigsten geeignet scheint. Zugleich ist er vielleicht ihr Bester. Seine Fotos ragen heraus aus der alltäglichen Bilderflut. Sie eröffnen buchstäblich neue Perspektiven. Sie zeigen das Berliner Umland in einer Schönheit, die man manchmal kaum glauben mag. Seit Jahren schon und immer wieder neu. Insofern zeigen Pleuls Fotos auch, was möglich ist, wenn jemand etwas wirklich will – und kann.

Ein Dorf im Oderland, eine Autostunde östlich von Berlin. Hier, zwischen Feldern, Alleen und Windrädern wohnt Pleul mit Frau und drei Kindern. "Ostbrandenburg ist – na ja, nicht langweilig, aber ruhig", sagt er. Wo wenig passiert und Politprominenz nur selten auftaucht, gibt es kaum Pflichttermine. Platz ist nicht nur in der Landschaft, sondern auch im Kalender. Patrick Pleul macht das Mögliche daraus. "Es gibt nichts Schöneres als den Sonnenaufgang im Oderbruch", sagt er. Allerdings ist der im Sommer ziemlich früh. "Wenn ich um drei Uhr dreißig losfahre, bin ich ja um vier da", sagt Pleul. Seine Arbeitszeit richtet sich nach der idealen Beleuchtung möglicher Motive, der Tag hat 24 Stunden. Und fotogen ist fast alles, wenn man nur will.

Pleul ist in einer Dauerbereitschaft, die nichts mit der smartphonegetriebenen Büromenschenhektik zu tun hat, sondern ihm eher Kraft gibt als nimmt. An Tagen, an denen es gar nicht hell werden will, macht er halt Symbolfotos, mit denen die Medien optisch schwer umsetzbare Geschichten illustrieren, etwa Computer-, Rechts- und Verwaltungsthemen.

Sind seine Landschaftsfotos nicht manchmal einen Tick zu schön, um wahr zu sein? Ist, zum Beispiel, bei der grandiosen Laubfärbung um die Pückler-Pyramide im Branitzer Park aus Braun am Computer Gold geworden? "Das wäre ein Fall für die fristlose Kündigung", sagt Pleul. Als Nachrichtenagentur lebt dpa samt der Foto-Tochter Zentralbild von der Wahrheit. Und Pleul, das Ausnahmetalent, besetzt die Nische, in der er am besten aufgehoben ist.

Dezember: "Als ich den Raureif sah, war mir klar, dass ich raus muss, sobald sich der Nebel verzieht", sagt Pleul. Gleich im Dorf wurde er fündig.
Dezember: "Als ich den Raureif sah, war mir klar, dass ich raus muss, sobald sich der Nebel verzieht", sagt Pleul. Gleich im Dorf wurde er fündig.
© dpa

Seine Perfektion resultiert daraus, dass er sich Zeit nimmt. Das hat mit ihm selbst zu tun. Als Jugendlicher hat Pleul seine linke Hand und die Kuppe eines rechten Fingers verloren. Es war selbstgebauter Mist, über den zu reden ihm auch jetzt, mit 46, schwerfällt.

Gelernt hat er Gärtner, in der Produktionsgenossenschaft "Frohe Zukunft". Deren Zukunft war die Insolvenz samt Abriss, während Pleul sich in sein neues Leben einlebte. Das Arbeitsamt empfahl ihm eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Er sah die Bürocontainer an der Autobahn und wusste, dass er da nicht hin wollte. Fotografierte die geliebte Natur, wie ein Besessener. Bewarb sich mit den Bildern bei der "Märkischen Oderzeitung", bei der er bis 2000 frei arbeitete. Dann dpa, wo er einer von drei Brandenburger Fotografen ist. Der eine, der bei Gerangel oder Sportfotografie keine Chance hat. Und der aus den Umständen das Beste macht.

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