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Die Bar "Morgen wird besser" in Lichtenberg am Morgen nach dem Brandanschlag. 
© privat

Jüdischer Besitzer im Visier von Neonazis?: Brandanschlag auf Berliner Kneipe „Morgen wird besser“

Nachdem eine Bar in Lichtenberg angezündet wurde, soll es eine Solidaritätskundgebung geben. Der jüdische Besitzer wird seit Jahren von Rechten bedroht.

Die Kiezkneipe „Morgen wird besser“ in der Fanningerstraße in Lichtenberg ist fast vollständig ausgebrannt. Am Freitag, den 14. August um 6.20 Uhr, alarmierten Anwohnende die Feuerwehr. Fotos, die dem Tagesspiegel vorliegen, zeigen den ausgebrannten Barbereich: alles schwarz. Verletzt wurde niemand, über der Kneipe sind Wohnungen. 

Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass ein Brandkommissariat beim Landeskriminalamt wegen schwerer Brandstiftung ermittelt und der Staatsschutz ein politisches Tatmotiv prüft.

Es ist bereits der vierte Anschlag auf die Bar innerhalb weniger Jahre. 2019 wurde zuletzt eingebrochen und mehrere Flaschen Cola über Tresen und Tische geschüttet, die Kasse geklaut. Dass die Kneipe mit dem jüdischen Besitzer im Visier von Neonazis ist, berichten Anwohnende, die, ebenso wie der Barbesitzer, nicht namentlich genannt werden wollen.

Den letzten Drohanruf erhielt der Inhaber am letzten Montag: „Ich möchte, dass ihr nicht mehr da seid.“ Ähnliche Anrufe habe er bereits in den vergangenen Monaten und Jahren immer mal wieder erhalten, seine Bar sei zudem mit antisemitischen Sprüchen und Motiven besprüht worden, erzählt er dem Tagesspiegel.

Der Inhaber kam 2012 nach Lichtenberg, hatte in der Fanningerstraße zunächst ein Restaurant, das er 2014 zur Bar umbaute. Wenn er erzählt, wird deutlich, dass er seitdem ständig von Neonazis eingeschüchtert oder bedroht wird.

Von Neonazis bedroht und eingeschüchtert

Fünf Leute mit Glatzen und Springerstiefeln sollen früher öfter in dem Restaurant gegessen und rumgepöbelt haben. In der Bar ging das weiter, die Männer sollen den Betreiber nicht in Ruhe gelassen haben. „Ihr Juden seid wie Kakerlaken“, soll beispielsweise mal jemand zu ihm gesagt haben. Ab und zu sind Aufkleber in der Bar zu finden wie „Ausländer gute Heimreise“.

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Eine Zeitlang sei es mal besser, aber in letzter Zeit wieder schlimmer geworden. Es sei nicht leicht, dass alles auszuhalten, aber er wolle weitermachen, sich nicht vertreiben lassen. „Wenn du verlierst, verlieren wir alle“, habe sein Rabbiner zu ihm gesagt.

Für Dienstag um 18 Uhr wurde eine Solidaritätskundgebung vor dem „Morgen wird besser“ angekündigt. Unter dem Motto: „Kein Platz für Nazis! Rechten Terror stoppen!“ Anmelder ist nicht der Bar-Besitzer. 

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Auch Hanna Reichhardt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos, will hingehen. Es sei ihre „Stammkneipe“, twitterte sie. „Ich hasse und liebe diesen Kiez.“ Es sei gut, dass es so viel Solidarität gebe, erzählt sie dem Tagesspiegel. Denn: „Es trifft den gesamten Kiez.“

Als Anwohnerin bleibe bei ihr ein mulmiges Gefühl. Die radikale Rechte sei in dem Kiez gut vernetzt und organisiert. „Es sollte schnell aufgeklärt werden“, findet Reichhardt.

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