zum Hauptinhalt
Am Potsdamer Platz macht sich schon jetzt die Konkurrenz durch das geplante Einkaufscenter am Leipziger Platz bemerkbar.
© dpa

Neues Einkaufszentrum am Leipziger Platz: Blutet der Potsdamer Platz bald aus?

Im Einkaufszentrum am Potsdamer Platz schließen Läden, Firmen ziehen weg. Denn nebenan wächst Größeres: Das „Leipziger Platz Quartier“ soll im nächsten Frühjahr fertig werden - und entfaltet schon vor seinem Start eine enorme Sogwirkung auf die Umgebung.

Die Bree-Taschen am Potsdamer Platz sind derzeit 30 Prozent billiger zu haben. Wegen des bevorstehenden Umzugs an den Leipziger Platz, sagt die Verkäuferin. Das Management möchte von der Eröffnungspublicity des neuen „Leipziger Platz Quartiers“ profitieren, das im nächsten Frühjahr fertig werden soll. Auch der Elektronikmarkt Saturn schließt Anfang 2014 und zieht einen Platz weiter. Der Kaiser’s-Markt im Untergeschoss macht schon am 14. September dicht, auch Aldi zieht es woanders hin.

Das Einkaufszentrum am Leipziger Platz, mit 76 000 Quadratmetern und 270 Läden das zweitgrößte der Stadt, entfaltet schon vor seinem Start eine Sogwirkung auf die Umgebung. 95 Prozent der Flächen seien vermietet, heißt es beim Bauherrn HGHI. Werden die Potsdamer Platz Arkaden nun ausbluten?

„Die Leute wollen immer das Neue sehen“, sagt Arkaden-Manager Lutz Heinicke. Deshalb habe es auch bei der Eröffnung vom Alexa eine „Delle“ beim Umsatz am Potsdamer Platz gegeben. Und so werde es auch mit der Eröffnung des Leipziger Platzes kommen. Doch wenn der Glanz des Neuen verblasst ist, „dann geht es wieder nach Bequemlichkeit oder Erreichbarkeit“ – und die Arkaden würden verlorenen Boden wiedergutmachen.

In die frei werdende Fläche von Saturn zieht ein Textilfilialist ein, sagt Heinicke. Wo Kaiser’s war, kommt Rewe rein, wo Aldi schließt, zieht DM ein. H&M erweitert seine Flächen sogar um 1000 Quadratmeter – dafür wird ein Teil der Tiefgarage in Verkaufsflächen umgebaut. Ein Burger-Restaurant zieht in das Café Möhring ein und „Schöner Döner“ ersetzt einen Coffee-Shop. Schließen wird im Januar 2014 auch der Buchhändler Hugendubel, ein Umzug an den Leipziger Platz sei nicht geplant, sagte eine Sprecherin – einen Nachmieter gibt es.

Überraschend ist auch das: 45 Handelsketten werden ihre Verträge nicht kündigen, obwohl sie außerdem noch Ladenfläche am Leipziger Platz gemietet haben. H&M ist dabei, Esprit und Zara oder auch Deichmann und McPaper. „Positiv“ sieht Arkaden-Manager Heinicke deshalb die Eröffnung in der Nachbarschaft: „Wir rücken in den Fokus als Einkaufsmeile.“ Mit 100 000 Quadratmetern Verkaufsfläche haben Potsdamer und Leipziger Platz zusammen ein größeres Angebot als das KaDeWe, aber immer noch weniger als das historische Kaufhaus Wertheim.

Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handeslverbandes, wünscht sich eine „Symbiose“ zwischen den Einkaufscentern und eine Anbindung an die Friedrichstraße. Ein Zuviel an Verkaufsfläche sei an diesem traditionellen Standort nicht zu befürchten.

Auch außerhalb der Arkaden ist am Potsdamer Platz derzeit vieles im Umbruch. Das erste der 19 Gebäude, das 23 000 Quadratmeter große Grand Hyatt-Hotel mit 342 Zimmern, kaufte die arabische Al-Rayyan-Gruppe von der SEB-Immoinvest. Der Fonds will bis April 2017 die 18 anderen Häuser versilbern. Als schwierig gilt der Verkauf von Musical-Theater und Kinos. Aber auch leer stehende Bürohäuser sind schwer vermittelbar. Die Vertriebssparte von Mercedes zieht gerade aus, die Unternehmensberatung „pwc“ im Jahr 2016.

Das spüren die Händler in den Arkaden am Potsdamer Platz am Umsatz, sagt Manager Heinicke. Zehn Prozent aller Besucher kommen aus den Wohnungen und Büros am Platze selbst, um ihren Latte zu trinken oder noch schnell ein Business-Hemd einzukaufen. Reif für den Abriss, wie böse Zungen schon mal behaupten, ist dieses erste ganz große Bauvorhaben nach der Wiedervereinigung Berlins laut Thomas Schmalfuß, Chef von Potsdamer Platz Management deshalb noch lange nicht: „Durch den Auszug von Daimler wird nur ein Drittel der Büroflächen frei.“ Ein Teil davon ist auch schon wieder vergeben: an die Burda Medien.

Weil gewerbliche Großmieter in Berlin aber selten sind, soll der Büroturm mit dem grünen Würfel von Architekt Renzo Piano umgebaut werden. Drei zusätzliche Eingänge sollen entstehen, so dass auch Firmen, die nur einen Teil des Turmes aber trotzdem einen privaten Zugang brauchen, bedient werden können. Der Umbau kostet Zeit, aber bis spätestens 2015 soll alles wieder vermietet sein.

Zur Startseite