Lastminute in Tegel: Bloß nicht zu spontan
Die Ferien sind da, aber Lastminute-Büros haben da so ein Problem: Die WM bremst die Reiselaune. Ein Besuch auf dem Reisemarkt im Flughafen Tegel.
Am Flughafen Tegel geht die Reise los. Ein Stockwerk über dem Gewusel von Terminal A mit seinen An- und Abreisenden, Abholern und Wegbringern befindet sich eine kleine Parallelwelt für Fernwehkranke. "Reisemarkt" heißt die Fläche auf der Webseite des Flughafens, doch statt eines bunten Basars tun sich am Ende der Rolltreppe eher Kabuffs hinter Glasschiebetüren auf. Einige Reisebüros versuchen auf wenig mehr als 15 Quadratmetern Fläche, ihre Kunden in Urlaubsstimmung und damit in Kauflaune zu versetzen: Über die Bildschirme flimmern weiße Sandstrände, eine Frau streckt beim betont entspannten Schaukeln ihre braun gebrannten Beine in die Luft. Während draußen die Hitze drückt und es sich am Himmel zuzieht, locken drinnen Sonnenschein und frischer Wind in den Palmen. Es locken sieben Tage Griechenland für 496 Euro. Oder doch lieber in der Nähe bleiben? Acht Tage Ostsee gibt es hier für 499 Euro.
Vor dem zettelbeklebten Schaufenster warten zwei blonde Frauen und tippen mit langen Fingernägeln in ihre Handys. Magdalena und ihre beste Freundin haben schon gebucht, zwei Wochen Türkei, all-inclusive für 2500 Euro, nur die beiden und ihre beiden Töchter, die gerade Schulferien bekommen haben. Am Sonnabend soll es schon losgehen. "Wir haben einfach spontan gebucht", erzählt Magdalena. Doch es gibt Probleme mit der Zahlung, und Reiseberater Thomas Amsel von "5 vor Flug" begleitet die beiden zur Bank im Untergeschoss. Service ist neben den Preisen ein wichtiger Grund, warum die Kunden den Weg an den Flughafen auf sich nehmen. Die meisten Kunden verweilen mindestens eine Viertelstunde an den Theken der Berater, ein Mann, der mit seiner Tochter gekommen ist, bleibt über eine halbe Stunde und holt sich zwischendurch Rat übers Handy. Über Kundenrückgang und Abwanderung zu Internetbuchungen können sich die Büros am Flughafen nicht beschweren. "90 Prozent unserer Kunden sind Stammkunden", sagt Hüseyin Solapgir vom Reisebüro "Lastminute24". Die Kundschaft hier sei bunt gemischt: Singles und Familien, Berliner und Auswärtige, Kunden mit kleinem Geldbeutel oder dem Budget für eine 5000 Euro teure Kreuzfahrt. Manchmal hat er aber auch spontane Kunden, die ihren Flug verpasst haben und nach einer Alternative suchen. "Die sagen sich dann: Mist, ich muss hier schnell raus."
An diesem Nachmittag haben die Kunden es nicht so eilig. Vielleicht liegt’s an der Deko aus Deutschlandfähnchen, schwarz-rot-goldenen Blumenketten und den DFB–Trikots der Verkäufer, die die Kunden daran erinnern, dass es derzeit Wichtigeres gibt. Auch wenn die Buchungen zum Ferienstart zunehmen, haben die Büros alle vier Jahre einen schleppenden Start. "Die Fußball-WM stoppt die Urlaubslaune", sagt Thomas Amsel, "aber wenn sie vorbei ist, werden die Buchungen auch wieder steigen." Eine Kollegin ist sich sicher: "Die Leute sitzen jetzt schon im Garten und heben einen."
Ein paar Schnäppchenjäger behalten aber einen kühlen Kopf: Marie Theres Johannsmann, ganz sommerlich in gelber Tunika, ist Last-minute-Neuling und hat ihre Tochter zur Unterstützung mitgebracht. "Wir klappern hier jetzt alle Läden ab", sagt sie unternehmungslustig. Nach einer halben Stunde zieht sie zufrieden ab. Sie lässt sich die Angebote per Mail zuschicken, lieber keine Schnellschüsse beim ersten Last-minute-Shopping. Sibylle Schlarmann aus Wilmersdorf hat dagegen zugeschlagen: Ende des Monats geht es nach Mallorca – die Insel wollte sie schon immer mal kennenlernen. Obwohl hier auch Reisen nach Thailand oder Australien angeboten werden, bleiben die meisten Kunden lieber in Europa. Auch Anja Uecker und ihren Mann, den sie gerade von der Schicht abgeholt hat, treibt es nicht in die weite Ferne: "Wir haben nur zwei Wochen, da wollen wir nicht zu weit weg", sagt sie.
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