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Mit Herz und Schnauze: Bitte recht freundlich

Vor einem Jahr startete der Senat die Kampagne „Mit Herz und Schnauze“ – viel bewirkt hat sie nicht.

Berliner können doch freundlich sein. Genug mit rau aber herzlich, hatte sich der Senat vor einem Jahr gedacht, als er alle vermeintlich kratzbürstigen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst mit einer Kampagne zu einem offensiven Lächeln verpflichten wollte. „Herz & Schnauze“ lautete das Motto der Freundlichkeitsoffensive, die im Rahmen der „be Berlin“ Kampagne im vergangenen Jahr ausgerufen wurde. Mitmachen durfte jeder, der wollte – ohne Extraschulung.

„Der Berliner mit Herz und Schnauze ist freundlich, hilfsbereit und erklärt zur Not auch mit Händen und Füßen, wo es langgeht“, hieß es in der dazugehörigen Broschüre. Anstecker mit einem „Info-i“, Plakate, Miniaturfaltpläne der Stadt und noch viel mehr, sollten beim Imagewandel helfen und Touristen vermitteln: Fragen Sie ruhig – wir Berliner beißen nicht.

Doch hat das mit dem Freundlichwerden geklappt? Den Hostessen der Messe diente der herzige Pin als Unterhaltungsgrundlage. „Was haben Sie denn da an?“ Wenn neugierige Touristen dies fragten, „dann folgte eine charmante Antwort“, sagt der Sprecher der Messe, Michael Hofer. Die Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen liege allerdings auch in ihrem Naturell, meint er. „Unsere Hostessen sind auch ohne Ansteckherz sehr herzlich.“

Bei der BSR verschrieben sich im vergangenen Jahr 200 Beschäftigte der neuen Freundlichkeit. „Sie tragen die Variante Textilaufkleber, weil die Nadeln die Uniform kaputt machen“, sagt der Unternehmenssprecher Thomas Klöckner. Gezielt würden diese 200 bei touristischen Events oder an Orten wie dem Ku’damm eingesetzt.

„Es liegt in der Natur einer Kampagne, dass sie kommt und geht“, sagt der Sprecher der Berlinischen Galerie, Volker Weidhaas. Er selbst trug das rote Info-i, bis der Pullover, an dem es hing, gewaschen wurde. Die 80 Männer und Frauen des Besucherdienstes tragen den Sticker allerdings noch immer am Kragen. „Und im Herzen“, sagt Weidhaas. Mit dem Kampagnenstart habe die Galerie passend zum Motto auch gleich eine neue Dienstordnung herausgegeben. „Mit dieser Aktion ändert man zwar die Menschen nicht unbedingt, aber es ist der Versuch, ihnen bestimmte Werte zu verinnerlichen.“

Wer sich von den rund 12 000 Mitarbeitern der BVG einen Button abgeholt hat, ist Sprecherin Petra Reetz nicht bekannt. „Wir haben mehrere tausend Buttons bestellt. Man konnte sie abholen, mitnehmen und anstecken.“ Eine Bilanz zu ziehen, sei nicht geplant gewesen, doch vom Image der Kampagne habe man profitiert. „,Be Berlin‘, ,Herz & Schnauze‘ – das passt alles zusammen.“ Und trotzdem würde man sicherlich auch mal einem nicht so netten Busfahrer begegnen.

Neben dem Berliner Senat unterstützen 13 Behörden und landeseigene Unternehmen die Aktion. Darunter: BVG, Polizei, Messe, Berliner Flughäfen, Taxigewerbe und der Hotel- und Gaststättenverband. Etwa 200 000 Euro kostete die Kampagne, bestehend aus genau 5 200 Plakaten, 50 000 Infoflyern, 111 000 Postkarten, 50 000 Faltplänen, 1 500 T-Shirts, 2 500 Infopaketen und 20 000 Aufklebern. „Uns erreichen überwiegend sehr positive Rückmeldungen. Daher werden wir die Aktion auch in diesem Jahr weiterführen“, sagt René Gurka, Berlin-Partner-Geschäftsführer. Gurkas Unternehmen betreut die Freundlichkeitskampagne und er wünscht sich, dass es auch 2010 bei der Internationalen Tourismusbörse ITB und auf der Fußball-WM-Fanmeile wieder heißt: „Willkommen in der herzlichsten Stadt Welt.“

Die Devise also lautet weiterhin „Helfen macht Spaß“. So steht es im ZehnPunkte-Papier der Freundlichkeitsoffensive. Und dass, wer sich als Berliner mit Herz und Schnauze engagiere, jede Menge interessante Menschen aus dem In- und Ausland kennenlernen könne. Weiter geht’s, getreu der Aufforderung auf der „be Berlin“-Internetseite. „Machen Sie mit, wenn wir Deutschland und dem Rest der Welt zeigen, wie wir wirklich sind.“ Hadija Haruna

Informationen zur Kamapagne unter www.sei.berlin.de

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