Auf einem Spielplatz in Berlin-Kreuzberg: Wenn sich Ratte und Fuchs guten Tag sagen
Auf einem Spielplatz in Kreuzberg laufen seit einiger Zeit Ratten herum. Das hat auch ein Fuchs gemerkt. Jetzt sollen Giftköder ausgelegt werden.
Kinder gibt es genug, hier, zwischen Schleiermacherstraße und Bergmannstraße in Kreuzberg. Umgeben von Postgebäude und Sportplatz liegt der kleine „Postspielplatz“. Vor den Ferien machten die Schüler aus dem angrenzenden Leibnitz Gymnasium hier einen letzten Halt auf ihrem Nachhauseweg. Jetzt verbringen die Jungen und Mädchen ihre freien Vormittage auf dem Platz. Sehr wahrscheinlich, dass hier in letzter Zeit die Kleinen auf Kleinere ganz anderer Art gestoßen sind. Neulich lief eine Ratte über den Asphalt. Vor ein paar Tagen lag eine tote Ratte mitten im Sand. Daneben stand ein Fuchs. Seinerseits auf Nahrungssuche.
Im Sand buddelnde Kinderhände, die plötzlich auf eine Ratte streifen - kein schöner Gedanke. Anruf beim Gesundheitsamt. Man wisse von nichts, werde sich umgehend darum kümmern. Anruf beim Büro der Bürgermeisterin Monika Herrmann. Wie viele Ratten in Berlin leben, „das weiß ja keiner so genau“, sagt Sascha Langenbach, Pressesprecher des Bezirksamts. In vielen Städten, so schätzen Experten, kommt auf einen Einwohner durchschnittlich mindestens eine Ratte. Also mehr als 3,4 Millionen Ratten in Berlin
Wartet man, bis der Fuchs die Ratten aufgefressen hat oder werden Köder ausgelegt? Auf keinen Fall würde man die Füchse, „in welcher Art auch immer, für die Arbeit des Amtes einspannen. Nicht, dass wir mit Füchsen schlechte Erfahrungen gemacht hätten“, so Langenbach weiter, „aber bei der Frage der Rattenpopulation im Bezirk verlassen wir uns lieber auf zweibeinige Experten.“
Die Örtlichkeit schafft nicht gerade ungünstige Bedingungen für Ratte oder Fuchs. Gut möglich, dass letzterer im angrenzenden Friedhofswald „Dreifaltigkeit“ lebt. Hier stehen große schattenwerfende Bäume an der Seite von wildwachsendem Gras zwischen den Gräbern. Überwucherte Mausoleen, viel Gebüsch und große Tannen sind die wilden Seiten der betonierten Großstadt. „Nicht verrottbare Abfälle“ steht auf den vergitterten Behältern, die alle paar Meter die Friedhofswege säumen. D0
och zwischen kaputten Gießkannen, roten Teelichthaltern und alten Blumentöpfen liegen auch leere Eisbecher, Reste von Studentenfutter oder Joghurt und Kuchenreste, die in der gegenüberliegenden Bäckerei gekauft wurden. Das Nahrungsangebot beschränkt sich in diesem Areal nicht nur auf Käfer und Insekten. Schädlingsbekämpfer müssen nun entscheiden, wie den Ratten auf dem Spielplatz Einhalt geboten wird. Vergiftete Köder sind nicht immer die beste Lösung, nicht nur aus Umweltgründen.
Was passiert mit dem Fuchs, wenn der mit dem Giftköder oder einer kranken Ratte in Berührung kommt? Muss man den Fuchs nicht schützen? Langenbach setzt auf die Intelligenz des Tieres. „Der Fuchs ist clever. Außerdem frisst der viel lieber Reste aus dem Müll als so eine Ratte. Aber klar, ein bisschen Risiko besteht immer.“ Die Stadt ist in einem Dilemma. Einfangen könne man den Fuchs jedenfalls nicht. Der Stadtfuchs ist schließlich ein Wildtier.