Berlin-Wahl 2021: Was macht man eigentlich als Wahlhelfer?
Führungszeugnis? Dienstbeginn? Lohn und Spaßfaktor? Hier klärt der Wahlchef von Berlin-Spandau auf und bittet um Hilfe.
Er ist der wichtigste Mann im Superwahljahr im Berliner Westen: der Wahlleiter. Sein Name: Thomas Fischer. Im Spandau-Newsletter des Tagesspiegel spricht er über die Wahlen im Herbst 2021, lecker Kuchen, Tennis Borussia und seinen Wunsch.
Herr Fischer, es ist Superwahljahr und Sie sind der Wahlleiter bei uns. Schon hibbelig? „Als Wahlleiter berufen wurde ich im Herbst, aber die eigentliche Arbeit geht jetzt erst richtig los. Für mich selbst ist es tatsächlich die erste Wahl. Vorher hat es sich irgendwie nie ergeben…“
…warum? „Ein einfaches Beispiel: Als ich jung war, habe ich sonntags immer Fußball gespielt. Ich war Verteidiger bei Tennis Borussia. Und so einen Wahltag machst du nicht nebenbei: Das beginnt früh am Morgen und dauert bis in die Nacht. Aber wissen Sie, was ich hier in Spandau schon schätzen gelernt habe? Was für tolle Gemeinschaften sich dort gebildet haben und als Wahlhelfer mitmachen. Da sind Leute seit 30 Jahren als Team dabei. Sie backen Salate, bringen Kaffee mit und frischen Kuchen.“
Sie brauchen noch mehr Hilfe in 2021. Wie viele Leute sollen in Spandau mitmachen? „Exakt 2360 Wahlhelfende.“
Wie kommt diese Zahl in Spandau zustanden? „Wir haben 158 Urnenwahllokale und 78 Briefwahllokale mit jeweils 9 bis 10 Wahlhelfenden. Jeder, der zum Deutschen Bundestag wahlberechtigt ist, kann bei uns mitmachen. Das erforderliche Wissen vermitteln wir durch Schulungen und mit Informationsmaterial.“
Ihre drei Top-Argumente? „1.) Demokratie bedeutet aktive Bürgerbeteiligung. 2.) Ohne die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer ist die Durchführung von Wahlen nicht denkbar. 3.) Sie verbringen mit anderen Menschen einen interessanten und abwechslungsreichen Tag.“
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Wann geht’s los? „Um 7 Uhr, dann wird der Raum zu einem Wahllokal eingerichtet. So ein Wahlteam besteht aus verschiedenen Personen: Vorstand, Schriftführung, Beisitzern. Alle werden zur Neutralität und Verschwiegenheit verpflichtet. Von 8 bis 18 Uhr sind die Wahllokale geöffnet. Das Wahlteam prüft am Eingang die Zuständigkeit, gibt den Stimmzettel, reguliert den Zutritt zur Wahlkabine… andere führen Protokolle. Ab 18 Uhr beginnt die Auszählung. Erst werden die Stimmzettel sortiert, dann ausgezählt. Die ermittelten Wahlergebnisse werden gemeldet. Nach dem Ende der Auszählung verpacken die beisitzenden Personen die Wahlunterlagen. Zum Schluss räumt das Team noch auf, da ist schon dunkel, nach 22 Uhr.“
Und was haben die davon? Verpflegung, Geld, Spaß? „Die Wahlhelfenden erhalten ein Erfrischungsgeld von 50 Euro in einem Urnenwahllokal und 35 Euro in einem Briefwahllokal. Beschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten 30 Euro beziehungsweise 25 Euro, dafür aber einen Freizeitausgleich. Gerade wird noch darüber diskutiert, die Beträge und den Freizeitausgleich zu erhöhen. Vielleicht klappt es ja noch.“
Checken Sie alle Leute? Also wer darf nicht zum Wahlteam gehören? „Einzige Bedingung ist, dass die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zum Deutschen Bundestag wahlberechtigt sind.“
Brauchen Sie ein Führungszeugnis? „Nein.“
Gibt es Ortsteile in Spandau, wo es schwer ist, Leute zu finden? „In Staaken zum Beispiel ist es erfahrungsgemäß schwieriger, genügend Wahlhelfende zu finden. Einfach ist es aber auch in den anderen Ortsteilen nicht, die verantwortungsvollen Funktionen im Wahlvorstand und in der Schriftführung zu besetzen. Da die Tätigkeit in einem Briefwahllokal nicht so bekannt ist, wird dort auch oft bis zum Wahltag nach Wahlhelferinnen gesucht.“
Was macht man denn in so einem Briefwahllokal? „In Briefwahlbezirken beginnt die Tätigkeit des Wahlteams um 15 Uhr mit der Öffnung der einzelnen Wahlbriefe. Wenn es keine Beanstandung bei der Prüfung der darin enthaltenen Wahlscheine und Stimmzettelumschläge gibt, werden die Wahlscheine gesammelt und die Stimmzettelumschläge werden ungeöffnet in die Wahlurne geworfen. Ab 18 Uhr werden die Umschläge aus der Wahlurne genommen, geöffnet und die dort enthaltenen Stimmzettel ausgezählt.“
Sie sind der Chef, der Manager für den Tag. Und was machen Sie sonst im Rathaus, wenn keine Wahl ist? „Wahlleiter ja, Chef vielleicht auch, aber natürlich mit der tatkräftigen Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Wahlamt. Wenn ich nicht Wahlleiter bin, leite ich das Amt für Soziales im Bezirk, mittlerweile seit fast genau 20 Jahren.“
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Sind Sie in Spandau aufgewachsen? „Nein. Aufgewachsen bin ich im Märkischen Viertel und seit über 40 Jahren wohne ich in Steglitz. Aber bedingt allein schon durch meine langjährige Tätigkeit im Bezirk bin ich Spandau mittlerweile sehr verbunden.
Haben Sie einen Lieblingsort? „An Spandau mag ich die Eigenständigkeit und die Selbständigkeit. Man hat hier mehr als in anderen Bezirken das Gefühl, in einer eigenständigen Kommune zu sein. Mein Lieblingsort ist der Kolk: dort trifft das geschichtsträchtige Spandau mit seinen alten Fassaden und dem Blick auf die Zitadelle auf das gegenüberliegende moderne Spandau, mit seiner quirligen Altstadt.“
[Top-Thema im Frühjahr 2021: Hier die U-Bahnpläne zur Verlängerung der U7 im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau]
Und was kann Spandau besser machen? „Ich würde mir für den Bezirk eine deutlich bessere Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer wünschen. Mehr und ordentliche Radwege, dann gerne auch zu Lasten des Autoverkehrs, wäre schon schön. Und das sage ich als jemand, der genauso häufig mit dem Rad wie mit dem Auto unterwegs ist.“
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