Berlin-Pankow: Vermieter droht mit fristloser Kündigung wegen eines Aufklebers
In der Erich-Weinert-Straße in Pankow liegt eine Immobiliengesellschaft mit Mietern im Streit. Ihr Interesse liegt in der Optimierung der Objekte.
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In der Erich-Weinert-Straße kann man gerade miterleben, mit welchen Praktiken Immobilien-Investoren gegen Altmieter vorgehen. In diesem Fall die Mähren Liegenschaften GmbH. Das Unternehmen, das sich laut Homepage zum Ziel gesetzt hat, “die Wertigkeit und Qualität” seiner Objekte “stetig zu optimieren”, schickte den Mietern der Erich-Weinert-Straße 3 nach der Übernahme des Hauses zunächst eine Mieterhöhung.
Ein Mieter, der zusätzlich aufgefordert worden war, einen Aufkleber von seiner Wohnungstür zu entfernen, machte seinem Ärger auf dem Anrufbeantworter der Mähren GmbH Luft. Die Folge: eine Abmahnung und die Ankündigung der fristlosen Kündigung. Begründet wird diese allein mit dem Aufkleber. Das (unbekannte) Motiv spielt dabei keine Rolle, der Vermieter störte sich vielmehr daran, dass überhaupt etwas auf die Tür geklebt wurde. Dies stelle eine Sachbeschädigung des Eigentums des Vermieters dar, lautet der Vorwurf.
Die Piraten haben das nun öffentlich gemacht. Auch in der Bezirksverordnetenversammlung wurde der Fall am vergangenen Mittwoch diskutiert. Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) machte deutlich, dass für eine fristlose Kündigung eine erhebliche Pflichtverletzung des Mieters vorliegen muss. Nach Informationen der Piraten soll es weitere, mündliche Einschüchterungsversuche gegen Mieter des Hauses gegeben haben, was der Vermieter aber bestreitet. Und die Sache mit dem Aufkleber und der Abmahnung? Ist plötzlich nur ein Missverständnis. Der Streit ruhe jetzt, sagt die Mitarbeiterin des Immobilien-Unternehmens am Telefon. Fragt sich nur, wie lange. Wir bleiben dran.
Ulrike Scheffer lebt seit 15 Jahren im Bezirk und betreut den Pankow-Blog auf tagesspiegel.de. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihr bitte eine E-Mail an leute-u.scheffer@tagesspiegel.de.