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Jan Ozeir (links) und Sami El-Benni haben aus dem Vereinshaus von Hertha03 das "Golden Goal" gemacht; eine Sportbar, die gleichzeitig Restaurant und Club ist.
© Thilo Rückeis

Hertha 03 und das "Golden Goal": Tor für Zehlendorf!

Vereinshäuser sind oft familiär, aber auch ein bisschen muffig. Bei Hertha 03 in Zehlendorf soll das jetzt anders werden. Die neuen Pächter wagen einen Spagat. Das "Golden Goal" soll die Vereinstradition fortsetzen und zugleich moderne Sportsbar und Partylocation werden.

30 DJs, zwei Floors, 500 Leute - keine Seltenheit, wenn man in einem Club in Kreuzberg oder Friedrichshain feiert. In Zehlendorf hingegen sucht man am Wochenende vergeblich nach einer Partylocation dieser Dimension. Erst die S1 bringt einen raus aus dem Bezirk mit seinen Villen und Seen und rein ins gefeierte Berliner Nachtleben. So war es zumindest bisher. Sami El-Benni und Jan Ozeir, selbst Zehlendorfer, wollen das nun ändern. Die beiden 27-Jährigen sind die neuen Geschäftsführer des Vereinshauses vom Fußballklub Hertha 03 in Zehlendorf. Seit einiger Zeit betreiben sie das "Golden Goal", eine Sportsbar mit Restaurant und Biergarten in der Onkel-Tom-Straße direkt neben den Fußballplätzen des Vereins, der vor allem für seine gute Jugendarbeit national bekannt ist. Die Umbenennung des Vereinshauses war übrigens ihre eigene Idee: "'Golden Goal' hört sich halt cooler an als Vereinhaus", sagt Jan Ozeir und lacht.

Frühstück und Brunch auf der Terrasse.
Frühstück und Brunch auf der Terrasse.
© Thilo Rückeis

Denn cooler und vor allem moderner soll das Vereinshaus werden, haben sich Ozeir und El-Benni vorgenommen. Dafür haben sie seit Oktober 2013 monatelang renoviert: den Boden in den zwei Veranstaltungssälen erneuert, Wände gestrichen, die Terrasse ausgebaut und zu einem großen Biergarten umfunktioniert, eine Außenbar gebaut, Beamer und Partybeleuchtung installiert. In Zukunft soll man nicht nur zum Fußballgucken ins "Golden Goal" kommen, sondern auch zum feiern, trinken, tanzen, zum Spaß haben eben.

Ob Hochzeit oder Trauerfeier, Konfirmation oder Bar Mizwa - man kann das "Golden Goal" für alle Veranstaltungen mieten. Außerdem wollen die neuen Betreiber Sommerfeste und Schlagerpartys veranstalten, Halloween und Fasching feiern. Es ist durchaus ein Wagnis: Denn ein Vereinshaus ist im besten Sinne immer auch identitätsstiftend, gleichzeitig ist es familiär und dabei ein bisschen muffig und wie aus der Zeit gefallen. Wer etwas verändern will, darf diese "alte Zeit" nicht ignorieren. Die alten Mitglieder mitnehmen in die neue Zeit, etwa die Skat-Klopper oder die Fußballer aus dem Seniorenbereich, und neue Gäste gewinnen - das wird ein spannendes Spiel für alle. Auch für den Verein, der sich im Klubhaus ja weiterhin wiederfinden soll.

El-Benni und Ozeir machen sich da wenig Sorgen, beide sind sich sicher: "Das wird ein großes Ding für Zehlendorf." Und da grinsen sie schon wieder. Das nächste "große Ding" ist jedenfalls Anfang August geplant: Eine Open-Air-Party mit 30 DJs, Türstehern, Jägermeistershots und 500 Leuten. "Wie im Club", soll es werden. Die Leute sollen die ganze Nacht durchtanzen. Und was sagen die Anwohner zu einer solchen Party direkt in Zehlendorf? "Bei der Eröffnungsfeier im März hatten wir keine Probleme mit den Nachbarn", erzählt El-Benni. "Hinten raus ist ja nur der Fußballplatz und ein bisschen Wald. Da hört uns niemand."

450 Leute haben bei der "Grandopeningparty" im März im "Golden Goal" gefeiert, viele der Gäste waren alte Schulfreunde von Sami El-Benni und Jan Ozeir. Die Geschäftsführer sind gemeinsam auf die Alfred-Wegener-Realschule in Dahlem gegangen, bevor sie ihre Lehre zum Einzelhandelskaufmann und Hotelfachmann anfingen. Den Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, hatten sie schon seit der siebten Klasse: "Wir haben immer davon geredet, mal ne Bar oder so was zu haben. Jetzt hat es geklappt", sagt Ozeir und lächelt stolz. Seine Familie betreibt das Restaurant "Filmbühne" am Steinplatz in Charlottenburg, dort wohnt der 27-Jährige auch. "Früher oder später komme ich aber wieder nach Zehlendorf zurück", ist er sich sicher und El-Benni pflichtet ihm bei: "Einmal Zehlendorf - immer Zehlendorf!"

Die Jugend ist unsere Zukunft - lautet auch bei Hertha 03 Zehlendorf das Motto. Hier die C-Jugendteams von Zehlendorf und Stern 1900. Nach den Spielen sollen auch die Jugend-Mannschaften mit Eltern und Trainern wieder öfter auch ins Vereinsheim gehen, auch dafür sollen die neuen Pächter Angebote machen.
Die Jugend ist unsere Zukunft - lautet auch bei Hertha 03 Zehlendorf das Motto. Hier die C-Jugendteams von Zehlendorf und Stern 1900. Nach den Spielen sollen auch die Jugend-Mannschaften mit Eltern und Trainern wieder öfter auch ins Vereinsheim gehen, auch dafür sollen die neuen Pächter Angebote machen.
© Thilo Rückeis

Dieser für Zehlendorfer eher ungewöhnliche Patriotismus war einer der Hauptgründe der zwei Schulfreunde, aus dem alten Vereinshaus eine moderne Sportbar zu machen. Sie können die allgemeine Verspottung des Bezirks nicht verstehen. "Ist doch herrlich hier", sind sie sich einig und auch, dass man sich die Spiele der in zwei Wochen beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft eher auf der Terrasse in der Onkel-Tom-Straße als auf der Fanmeile angucken sollte. "Die ganzen Vuvuzelas und die Menschenmassen sind doch nur nervig. Bei uns wird es ganz gemütlich und familiär." Auf großen Leinwänden und Fernsehern kann man sich die Spiele auf der Terrasse oder in einem der Veranstaltungssäle angucken.

Davon, dass die deutsche Nationalelf dieses Jahr gewinnt, sind Ozeir und El-Benni überzeugt. Wenn ihnen neben ihrer täglichen Arbeit im "Golden Goal" noch Zeit bleibt, spielen sie selbst Fußball oder treffen sich im Sommer mit alten Schulfreunden am Schlachtensee. "Unser kompletter Freundes- und Bekanntenkreis ist noch oder wieder in Zehlendorf. Hier kommt man einfach nicht weg", erzählt El-Benni und klingt dabei alles andere als frustriert.

Mit Zehlendorf verbindet der 27-Jährige auch Erinnerungen an den "ClubA18", den Lokalclub des Studentendorfs Schlachtensee und einen der wenigen Orte in Zehlendorf, an denen man abends tanzen und trinken kann. Voll ist es dort trotzdem selten - außer an Weihnachten, wenn der Club zur jährlichen Heilig-Abend-Party einlädt. "Unser Ziel ist es, an Weihnachten irgendwann mal so aufgestellt zu sein wie der Club18", sagt El-Benni und fügt dann noch schnell hinzu: "Wir sind aber keine Disco, sondern in erster Linie ein Restaurant und eine Sportbar."

Die Autorin Nora Tschepe-Wiesinger ist freie Mitarbeiterin des Tagesspiegel und des Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten. Sie studiert zurzeit in Hannover.
Die Autorin Nora Tschepe-Wiesinger ist freie Mitarbeiterin des Tagesspiegel und des Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten. Sie studiert zurzeit in Hannover.
© privat

Die Autorin schreibt als freie Mitarbeiterin für den Tagesspiegel, sie ist in Zehlendorf aufgewachsen. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Nora Tschepe-Wiesinger

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