Berlin-Spandau: Streit um Mehrzweckhalle: Obdachlose statt Flüchtlinge?
Gebäude an der Paulsternstraße soll Nachtquartier der Kältehilfe werden. Bürgermeister Helmut Kleebank aber hat Bedenken.
Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales will die bisher als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzte, private Mehrzweckhalle an der Haselhorster Paulsternstraße künftig im Rahmen der Kältehilfe nutzen, um hier Obdachlosen eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Im Spandauer Rathaus stoßen die Pläne auf Ablehnung.
Die Sprecherin der Senatsverwaltung, Regina Kneiding, bestätigte die Pläne dem Tagesspiegel. „Wir brauchen auch freigezogene Flüchtlingsunterkünfte, um genügend Plätze für die Kältehilfe vorhalten zu können.“ Die Halle an der Paulsternstraße bietet 620 Plätze, von denen derzeit noch rund die Hälfte belegt ist. Sobald genügend Plätze in Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung stehen, sollen die Bewohner in bessere Quartiere umziehen.
Obdachlose wollen tagsüber zurück in ihre Innenstadt-Kieze
Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) verweist auf die geringe Zahl von Obdachlosen in Spandau. Von allein werde niemand aus anderen Bezirken den Weg nach Haselhorst finden. Und er halte es für „fragwürdig“, Wohnungslose aus anderen Bezirken abends mit den Kältebussen nach Spandau zu fahren und jeweils am nächsten Morgen wieder auf die Straße zu setzen. Da diese in der Regel tagsüber in ihre vertrauten Kieze zurückkehren würden wären sie gezwungen, dies als Schwarzfahrer mit der nahen U-Bahn zu tun. „Wir sagen nicht Nein - wir können die Menschen nicht erfrieren lassen“, so Kleebank. Sinnvoller wären aber zentraler gelegene Übernachtungsstätten.
„Obdachlose halten sich vorwiegend in den Innenstadtbezirken auf“, bestätigt Regina Kneiding. „Da aber die anvisierten 1000 Plätze nicht ausschließlich dort geschaffen werden können, ist es notwendig, auf freigezogene Flüchtlingsunterkünfte als praktikable Möglichkeit zurückzugreifen.“ So gibt es dort bereits nutzbare sanitäre Anlagen. In der Paulsternstraße soll eine deutlich geringere Zahl an Plätzen genutzt werden als jetzt durch die Flüchtlinge, betonte die Sprecherin. Man befinde sich in enger Abstimmung mit dem Bezirk und werde alle Probleme und Bedenken in den Gesprächen thematisieren. Ein Termin für den Umzug der Flüchtlinge steht allerdings noch nicht fest. Ob die Halle dann tatsächlich für die Kältehilfe benötigt wird hängt nach Angaben der Senatsverwaltung davon ab, welcher Bedarf und welche Kapazitäten dann bestehen.
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Rainer W. During