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Gabriele Fliegel leitet den Spandauer Wirtschaftshof.
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Gastbeitrag der Vorsitzenden des Wirtschaftshof Spandau: Spandaus Olympiahoffnungen und ihre Existenzsorgen

Spitzensport kann von Freude und Begeisterung alleine nicht leben, eine Partnerschaft zwischen Spitzenathleten, Talenten und Unternehmen ist notwendig.

Auch wenn die derzeitige Jahreszeit und das seit Monaten beherrschende Flüchtlingsthema unsere Gedanken noch nicht so richtig auf den Sommer und das im August diesmal in Rio de Janeiro wieder stattfindende größte Sportereignis der Welt, die Olympischen Spiele, lenken, gilt es für die bereits qualifizierten oder sich noch qualifizieren müssenden Sportler schon seit Monaten sich nur darauf zu fokussieren. Doch zu welchem persönlichen Preis?

Spitzenathleten in Wassersport und Fünfkampf

Die Liste der ausgezeichneten Leistungssportler in Berlin ist lang und die Anzahl der in Spandauer Sportvereinen trainierenden Spitzenathleten insbesondere in den Wassersportarten und im Modernen Fünfkampf beachtlich. Doch wer verbirgt sich hinter diesen Namen, die mitunter nur alle vier Jahre in das Rampenlicht rücken, weil sie ihre Höchstleistungen in Sportarten vollbringen, die nicht medien- und massentauglich sind und damit auch nicht finanziell gefördert oder unterstützt werden. Wir werden uns sicher im August über Spitzenplatzierungen von Lena Schöneborn und Annika Schleu im Modernen Fünfkampf oder Markus Groß im Kanurennsport freuen, aber wie sieht es hinter den sportlichen Kulissen dieser Athleten und Athletinnen tatsächlich aus?

Lars Marx, Sportamtsleiter in Spandau, kümmert sich. Er kennt die Sportlerinnen und Sportler und deren Sorgen. So trafen wir uns in der Firma Contag AG, um zu überlegen, wie diese jungen Menschen von Alltagssorgen entlastet und unterstützt werden können. Andreas Contag, Geschäftsführer, und seine Tochter Celina, verantwortlich für die Jungunternehmer des Wirtschaftshofes, packen gerne selbst mit an, kennen den Sport und wissen, wie eng Abläufe und Mechanismen in der Wirtschaft und im Spitzensport miteinander verbunden sind Sie wollten diese jungen Menschen kennenlernen und mithelfen, deren Situation zu verbessern. Weitere Treffen sind vorgesehen.

Viele stehen vor der Frage Beruf oder Sport

Ein Grundproblem besteht insbesondere für die jungen Sportler, die vor der Frage stehen, ihre Talente und Begabungen weiterhin dem Sport ohne finanzielle und auch berufliche Absicherung zur Verfügung zu stellen oder den „normalen Weg“ eines Schulabgängers zu wählen. Die Mehrheit entscheidet sich für die zweite Variante und geht dem Sport verloren. Das darf aber nicht sein, genauso wenig wie die Tatsache, dass nur noch bei der Polizei und bei der Bundeswehr für diesen Personenkreis Freizeiten zum Trainieren und Vorbereiten bereitgestellt werden. Eine andere freie Berufswahl ist kaum möglich. Der Bildungsabteilung der IHK war dies so nicht bewusst.

Wir planen daher in Spandau ein Modell, das Spitzensportler und Talente mit Unternehmen zusammenbringt und es dabei dennoch für beide Seiten eine win-win-Situation ergibt. Und hierfür gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, die auf beiden Seiten zu kurz-, mittel- und auch langfristigen Kooperationen und Maßnahmen führen können. Das gilt es, nicht nur im Olympiajahr anzugehen.

Lassen Sie mich hier kurz ein Beispiel nennen, das diesen Ansatz und unsere Verpflichtung, uns für diese jungen Menschen einzusetzen und ihre Bereitschaft zur Entbehrung und Aufgabe vieler lebensbejahenden Beschäftigungen wertzuschätzen, verdeutlicht. Ein junger Kanute mit Olympiahoffnungen fällt aktuell aus den Sportfördertöpfen heraus, befindet sich noch in der Ausbildung bei der Polizei und muss nun sämtliche zur Erbringung von Spitzenleistungen erforderlichen Rahmenbedingungen selbst schultern. Was das heißt ? Die Finanzierungen eines Fahrzeugs, der Trainingslager oder der Fahrten zu den Wettkämpfen müssen selbst erbracht werden und das geht in die Tausende. Aber ohne diese sportlichen Herausforderungen funktioniert der erfolgreiche Spitzensport – den wir alle wollen – nicht. Mitunter reichen hier Kontakte, Hilfsangebote und Vermittlungen im Einzelfall schon weiter, aber wir wollen in Spandau versuchen, durch Bereitstellung von Ausbildungs- oder Praktikumsplätzen bzw. anderen beruflichen Angeboten diesen Vorzeigeathleten in der sportlich entscheidenden Phase ihres Lebens ein Gefühl der Sicherheit und Absicherung zu vermitteln.

Ja, wir wollen weiter jubeln und uns freuen, wenn die deutsche Hymne bei Großereignissen ertönt. Und wir Spandauer wollen vielleicht einmal mehr dokumentieren, dass neben allen Förderprogrammen und punktuellen Aktionen auch eine regionale Unterstützung dazu beitragen kann, diese jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und für sie eine breitere Akzeptanz und Wertschätzung in unserer Gesellschaft zu finden.

Gabriele Fliegel stammt aus den holsteinischen Rellingen und kam 1976 nach Spandau, wo sie als Lehrerin an der Wilhelm-Leuschner-Schule unterrichtete und enge Beziehungen zwischen Schule und Wirtschaft knüpfe. Seit 2003 engagiert sie sich als Vorsitzende des Spandauer Wirtschaftshof e.V., einem Gewerbeverband mit mehr als 320 Mitgliedern.

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Gabriele Fliegel

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