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Die Ärzte. Rechts Herr Seegefelder, links Herr Senheimer. In der Mitte: Rod.
© Jörg Steinmetz/promo

Erster Auftritt nach 40 Jahren: Spandau hat solche Sehnsucht nach den Ärzten

Am Donnerstag werden die Tickets verkauft, Spandau ist schon ganz hibbelig. Hier ist Bela B. aufgewachsen – und viele Orte erinnern an ihn.

Ooooh, sie haben solche Sehnsucht, sie wollen zurück: nach Spandau. Klingt schief? Egal. Die Ärzte um Bela B. treten 2022 in der Zitadelle auf. Die Nachricht geht schwer durch die Decke, denn die Band wurde einst in Spandau gegründet.

Doch zuhause haben die Ärzte seit über 40 Jahren nicht mehr gespielt. Darüber berichtet der Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Das Konzert ist am 6. Juni geplant. Die Tickets sind am 25. März ab 17 Uhr erhältlich.

Und wann haben die Ärzte das letzte Spandau-Konzert nun genau gespielt? Das fragte ich im Herbst schon mal die Leserinnen und Leser hier im Spandau-Newsletter. Und ich bekam Lesertipps von Äxperten wie Leser Stephan Kauf, 40, früher Kladow. Er holte die Ärzte-Biografie aus dem Schrank und suchte im Ohrensessel nach Spandau-Passagen. Eine andere Leserin, Sarah, schickte mir ein Video von den Ärzten aus dem Johannesstift. Und Marvin Loßmann steuerte ein wichtiges Detail zur Zitadelle bei.

Hier die 10 Kurz-Geschichten zu den Ärzten in Spandau - vielleicht hat Bela B. ja Lust auf einen kleinen Spaziergang mit dem Newsletter. Hier schon einige Orte zum Erinnern:

1.) Rockstar von Schwarz-Weiß Spandau. In den 60er Jahren trat Bela B. dem Verein Schwarz-Weiß Spandau im Spektefeld bei. Der spätere Rockstar war allerdings kein guter Fußballer: Das Kind wechselte zum Judo.

2.) „Herr Seegefelder“. Das war der erste Spitzname in der Band, weil Bela B. dort wohnte. Sein Kumpel Farin Urlaub wurde „Herr Senheimer“ genannt – das war dessen Adresse in Frohnau. Das erzählten die beiden uns mal beim Tagesspiegel-Interview, das der Band viel Spaß gemacht hat ("Die FAZ kann noch warten, wir reden noch ein bisschen weiter")

3.) Spandau-Tattoo. 2003 wollte Bela B. sich mal die Buchstaben „Spandau“ auf den Bauch tätowieren, beließ es aber bei der Idee.

4.) Oberschule. Bela B. besuchte die Carlo-Schmid-Schule an der Lutoner Straße – da war irgendwo auch sein Proberaum.

Eine Kulturgröße in Spandau: "Musicland" an der Klosterstraße. Immer am Tresen: Ralf Rachner.
Eine Kulturgröße in Spandau: "Musicland" an der Klosterstraße. Immer am Tresen: Ralf Rachner.
© André Görke

5.) Plattenladen. Natürlich „Musicland“ in der Klosterstraße. „Der Laden war gut mit Punk und Avantgarde bestückt“, sagte Bela B. mal über den Laden, den jeder in Spandau kennt. „Der Verkäufer wurde zu einem väterlichen Freund für mich.“ Dieser Verkäufer führt den Laden noch immer: Ralf Rachner, 69. Hier mein Interview im Newsletter. Den Rockstar nennt der Musikladen-Chef heute noch beim bürgerlichen Namen "Dirk": "Dirk wohnte um die Ecke. Er hatte eine Lehre als Dekorateur in der Altstadt begonnen, drüben bei Hertie. Eines Tages kam er mit seiner Band rein, setzte sich da drüben hin und sah gar nicht lustig aus. ‚Die haben mich nicht übernommen‘, hat er mir erzählt. Mensch, stell dir vor, der wäre bei Hertie geblieben und würde heute Schaufenster dekorieren?!“

[Schöne Grüße aus dem Wilden Westen! Den kompletten Spandau-Newsletter gibt es von mir unter leute.tagesspiegel.de]

6.) Das Spandau der 70er: „Spandau war eine Stadt für sich“, hat Bela B. mal erzählt. „In Haselhorst war die Gastarbeiterdichte so stark wie im Wedding. Gleichzeitig war Spandau hochgradig überaltert, was erklärt, warum es so wenig Zerstreuung für jüngere Leute gab. Die Straßen waren voll mit alten Leuten, die uns Teenager ständig Nazisprüche hinterher riefen. Ich war als Punker eine Zielscheibe. Aus meiner Ecke kam eine Gruppe Hertha-Fans, die sich Zyklon B nannte. Denen bin ich lieber aus dem Weg gegangen.“

Das Kaufhaus. Kennt jeder in Spandau, steht mitten in der Fußgängerzone.
Das Kaufhaus. Kennt jeder in Spandau, steht mitten in der Fußgängerzone.
© André Görke

7.) Hertie in der Altstadt. Bela fing im Kaufhaus (heute Karstadt) eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur an. Das Kaufhaus steht immer noch, Bela arbeitet woanders.

Die Disko in der Dorfstraße. Das Ballhaus.
Die Disko in der Dorfstraße. Das Ballhaus.
© André Görke

8.) Ihre Disko. Es gab zwei Adressen in der Wilhelmstadt: die Disko mit der Rolltreppe („Jet Power“ an der Klosterstraße) und die Disko ohne Rolltreppe („Ballhaus“ in Tiefwerder). Die Ärzte wählten B und tanzten lieber in der Dorfstraße 5 zu Rockmusik.

9.) Das erste Spandau-Konzert. Die Ärzte haben mal in Spandau gespielt – unter dem Namen der Vorgängerband „Soilent Grün“. Es war der erste gemeinsame Auftritt mit Farin Urlaub. Das Konzert fand im Johannesstift im Mai 1981 statt. Unbedingt anschauen: Hier das Youtube-Video von Samuel L. Bronkowitz aus dem Johannesstift mit alten Aufnahmen aus diesem Jahr. Absolut super, ab Minute 2.34. Heute gibt Pfarrerin Anne Hanhörster den Takt im Johannesstift vor.

Unbedingt angucken! Das tolle Video von Samuel Bronkowitz mit alten Aufnahmen aus dem Johannesstift.
Unbedingt angucken! Das tolle Video von Samuel Bronkowitz mit alten Aufnahmen aus dem Johannesstift.
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10.) Und gab’s noch ein zweites Spandau-Konzert? Ja. Und zwar bei einem Punk-Festival im Herbst 1981 in der Freilichtbühne neben der Zitadelle. Heute ein eher bürgerlicher Ort der Rebellion, der übrigens 100-jähriges Bestehen in diesem Sommer feiert. Falls die Ärzte ein Ständchen singen wollen? Bitteschön.

Mein Lesetipp: Viele Infos stammen aus dem klasse Buch „Die Ärzte. Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf“, 2008, Schwarzkopf & Schwarzkopf. Die Biografie stammt von Markus Karg.

Und hier schon mal die schnelle Übersicht der Themen, die Sie im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel finden.

- Corona in Spandau: Die neuen Regeln, Zahlen und Lob für Schulleiter

- Newsletter-Check: So lief mein Test in Havelhöhe

- "Sie stehen bei uns im Treppenhaus": Ärger um Teststation in der Altstadt - Leser berichten

- Wasserball-Arena: Neue Skizze, frische Infos von der 20-Mio-Bastelle

- Scharfe Lanke: Jetzt gibt es den Termin schwarz auf weiß im Newsletter

- Meine Gartenstadt, mein TSV Staaken, mein Leben

- 1. Konzert seit 1981: Die Ärzte treten wieder in Spandau auf

- 1. digitale BVV im Rathaus

- Krankenhaus Hohengatow: Neubauten mit sechs, sieben Etagen am Waldrand? SPD, CDU und Linke melden sich

- Containerdorf am Südhafen: neuer Termin für Flüchtlingsheim

- Ausflugstipp zum Jaczoturm: Stand am Havelufer mal 'ne Burg?

-100 Jahre VfV Spandau: die Jubiläumsaktion

- Orgeln, Orgeln, Orgeln: Festwoche in Spandau

- Blaulicht, Qualm, Feuerwehr in Gatow: Was steckte hinter dem Großeinsatz in Gatow?

- So viele bayerische Straßennamen: Leser melden sich zum fränkischen Rätsel von Kladow

- Museumschefin will der Polizei eine Fliegerbombe abschwatzen

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