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In Pankow leben offenbar zufriedene Senioren.
© picture alliance / dpa

Umfrage zu Lebenssituation: Pankows glückliche Senioren

In Pankow haben sich Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um die Versorgung von Senioren zu verbessern. Eine Umfrage hat ihre Bedürfnisse und Probleme ermittelt.

Pankow zieht an. Neben dem Prenzlauer Berg erlebt auch der Altbezirk weiter im Norden seit langem einen Aufschwung durch den Zuzug von Familien und jungen EU-Migranten. Dass genau hier gleichzeitig besonders viele Senioren leben, wissen nur wenige. Im Zentrum des Altbezirks - zwischen dem Bahnhof Pankow und der Blankenburger Straße - liegt der Anteil der über 65-Jährigen bei knapp 13 Prozent, höher als irgendwo sonst in Pankow. Der Qualitätsverbund Netzwerk im Alter (QVNIA) hat im Dezember daher genau hier Senioren zu ihrer Lebenssituation - und ihrem Lebensgefühl- befragt. Die vollständige Auswertung der Umfrage wird zwar erst im März vorliegen, eines kann QVNIA-Geschäftsführerin Katja Dierich aber schon jetzt sagen: "Die meisten Senioren, mit denen wir sprechen konnten, fühlen sich wohl in ihrem Umfeld." Sie seien von "Pankow überzeugt" und bezeichneten die Stimmung in ihrem Stadtteil als gut. "Man kennt sich und kümmert sich umeinander, wurde uns gesagt."

Mehr Demenzpatienten

Das Netzwerk QVNIA ist ein Verbund von 62 Gesundheits-und Pflegeeinrichtungen in Pankow, der sich seit 2000 als gemeinnütziger Verein um die Verbesserung der Versorgung alter Menschen kümmert. Das ist offenbar dringend nötig, denn fast sechs Prozent der Pankower über 60 Jahre leiden inzwischen an Demenz, fast zwei Prozent haben einen Schlaganfall erlitten. Innerhalb von wenigen Jahren haben sich die Fälle damit um mehr als zehn Prozent (Demenz) beziehungsweise 34 Prozent (Schlaganfall) erhöht. "Als wir anfingen, war die Versorgungssituation im Bezirk wenig transparent", sagt Katja Dierich. Wer beispielsweise nach einem Klinikaufenthalt weiter auf Unterstützung angewiesen gewesen sei, hätte nur schwer Informationen über Angebote erhalten. Inzwischen sei dieses "Überleitungsmanagement" deutlich verbessert worden. So habe beispielsweise das Krankenhaus Maria Heimsuchung nun eine Demenzverantwortliche, die auch im Netzwerk mitarbeite. Was noch immer fehlt sind spezialisierte Ärzte. Laut Dierich gibt es im gesamten Bezirk Pankow mit seinen mehr als 380.000 Einwohnern beispielsweise nur acht Neurologen, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. "Betroffene müssen daher meist sehr lange auf einen Termin warten."

Auskunftsfreudig und interessiert

Mit Unterstützung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) hat das Einrichtungsnetzwerk nun eine Straßenbefragung organisiert. Auf dem alten Dorfanger in Pankow-Zentrum und am Pankow postierten sich Mitarbeiter von Katja Dierich im Dezember mehrmals mit einer großen Karte. Darauf sollten die angesprochenen Senioren zunächst markieren, wo sie wohnen und wo sie sich am liebsten aufhalten. Die meisten Nadeln für Lieblingsorte landeten auf dem Anger und am Bahnhof, also dort, wo es die meisten Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Aber auch der Schloss- und der Bürgerpark wurden oft genannt. Das ist sicher wenig überraschend. Eher schon überraschend war die positive Stimmung unter den Befragten. "Die meisten waren sehr auskunftsfreudig und interessiert", sagt Saskia Meyer, die selbst bei Befragungen dabei war. Doch es ging auch um Probleme von Senioren. Ein großes Thema war die Barrierefreiheit. Hier sehen viele Senioren offenbar Verbesserungsbedarf. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln hingegen sei überwiegend gut bewertet worden, sagt Saskia Meyer.

Vorbild Pankow

Anfang des Jahres machen sich die QVNIA-Mitarbeiter noch einmal auf den Weg in den Altbezirk, um bei einem Rundgang mit Bürgern, Experten und Vertretern von Stadtteileinrichtungen noch mehr über die Bedürfnisse und Probleme der älteren Pankower zu erfahren. Bis März sollen dann konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Das Projekt ist einzigartig in Berlin, vergleichbare Strukturen wie im Pankower QVNIA gibt es in anderen Berliner Bezirken nicht. Katja Dierich: "Auch andere deutsche Städte sind schon auf uns aufmerksam geworden und schauen sich das ab."

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