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Update

Thorsten Schatz fährt mit der Bahn: Nach 26 Stunden am Ziel - Bahn bittet um Entschuldigung

Hunderte Fahrgäste steckten im IC fest. Darunter der Berliner Politiker Thorsten Schatz. Am Ende bat die Bahn um Entschuldigung.

Das eiskalte Wetter und der Eisregen haben in Ostfriesland den Reiseverkehr völlig durcheinander gebracht. Das hatte am Wochenende massive Folgen für 500 Bahn-Fahrgäste, die aus ihrem Silvesterurlaub nach Hause wollten. Und es sollte am Dienstag noch weitergehen, weil 650 Menschen auf einer Fähre fest saßen, aber lesen Sie mehr unter diesem Tagesspiegel-Link.

Blitzeis hat am Wochenende Intercity-Züge in Norddeutschland gestoppt. Mehrere hunderte Menschen mussten im Zug oder auf dem Bahnhof in Norddeich Mole übernachten. An Bord war auch der Berliner CDU-Politiker Thorsten Schatz; er ist Bezirksverordneter in Spandau.

und es sollte am Dienstag noch weitergehen, weil 650 Menschen auf einer Fähre fest saßen, aber lesen Sie mehr unter diesem Tagesspiegel-Link).

Blitzeis hat am Wochenende Intercity-Züge in Norddeutschland gestoppt. Mehrere hunderte Menschen mussten im Zug oder auf dem Bahnhof in Norddeich Mole übernachten. An Bord war auch der Berliner CDU-Politiker Thorsten Schatz; er ist Bezirksverordneter in Spandau.

Die Reise von Thorsten Schatz von der Nordsee nach Berlin dauerte schließlich gut 26 Stunden im Zug. "Meine Reise aus dem Urlaub begann am Sonntag um 14.30 Uhr", sagte Schatz dem Tagesspiegel. Um 17 Uhr traf er in Spandau ein. Er twitterte: "Die Odyssee hat ein Ende. Nach mehr als 26 Stunden in der @DB_Bahn, endlich in #Spandau. Danke fürs Mitlesen, die Infos und Mutmacher!"

Entschädigung für die 500 Reisenden

Auch die Deutsche Bahn meldete sich am Nachmittag zu Wort: Sie bat die 500 Fahrgäste um Entschuldigung. "Selbstverständlich wird allen Fahrgästen der volle Fahrpreis erstattet." Darüber hinaus werde die DB die betroffenen Reisenden "zusätzlich entschädigen", ohne allerdings Details zu nennen. Und an Schatz direkt schrieb sie via Twitter: "Willkommen in Berlin! Nochmals die Entschuldigung für die verkorkste Fahrt." Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte mehr Reservezüge im Winter.

"Teilen uns eine Pritsche im Abteil"

Aber beginnen wir vorn vorn, alles fing an am Sonntagnachmittag, da schrieb er bei Twitter: "Seit 3 h gestrandet auf einem Feld zwischen Emden und Norddeich. Und es sind nur -2 Grad. Habe ich noch nie erlebt." Es sei die Feuerwehr angerückt, auch eine Notlok, das Deutsche Rote Kreuz sei im Einsatz und versorge die Menschen mit warmen Getränken.

Eigentlich sollte ihr IC 2203 am Sonntag um 11.36 Uhr von Norddeich Mole in Richtung Köln aufbrechen. Vereiste Oberleitungen brachten den ohnehin etwa drei Stunden zu spät gestarteten Zug jedoch schon vor Emden auf einem Feld zum Stehen. Die etwa 500 Fahrgäste - darunter auch 30 Kinder - ahnten in dem Moment noch nicht, wie lange sie unterwegs sein würden.

Die Heizung sei angeschaltet gewesen, auch die Toiletten hätten funktioniert. Leider habe der Zug kein Bordbistro, deshalb seien die Vorräte aufgebraucht. "Es gibt aber Gratis-Notwasser von der Bahn"; damit sind Tetrapacks gemeint. "So ein bisschen ist hier wie im Ferienlager", berichtet Schatz am Telefon ("Wir reichen hier unser Handyladekabel immer rum"). Die Stimmung sei "sehr, sehr gelöst", ohne Humor sei es nicht zu ertragen - "wir sind in Wahrheit schon sehr genervt". Zumal Rettungsärzte vor allem ältere Fahrgäste am Abend versorgen mussten.

Schlafplatz in der Fährhalle oder im Zug

Wegen der Straßenglätte sehen sich Busunternehmer oder Taxis nach Bahnangaben nicht in der Lage, die festsitzenden Menschen aus dem Zug abzuholen. Die Bahn wurde daher zurück nach Norddeich geschleppt - die Fahrgäste verbrachten die Nacht im Zug oder eben in jener in der Wartehalle einer Fährgesellschaft. Zugreisende hätten sich in der Nacht zu zweit oder zu dritt eine Pritsche im Abteil geteilt, berichtet Fahrgast Schatz. "Dank kuscheliger DRK-Decken ist es zumindest nicht kalt."
Um 9 Uhr schrieb Schatz: "Der #IC2203 verlässt in diesem Moment aus eigener Kraft den Bahnhof #Norddeich. Es werden Wetten abgeschlossen, wo wir liegen bleiben", schreibt Schatz mit beißendem Humor. Zuvor hatte er ein Bild aus dem Bild veröffentlicht, auf dem eine lange Schlange zu sehen ist: "Es gibt Frühstück."

"Die Lok, die uns retten sollte, stoppte an der gefrorenen Weiche"

Die Bahn musste den Streckenabschnitt zwischen Norddeich-Mole und Emden demnach am Sonntag um 18 Uhr wegen vereister Oberleitungen sperren. Dieselloks schleppten die Züge daraufhin in die Bahnhöfe Emden und Norddeich-Mole. Die gestrandeten Passagiere wurden laut Bahn in den Zügen mit Essen und Getränken versorgt. "Es war aber gar nicht so einfach, weil ja die Weichen eingefroren waren, die Lok konnte uns erst gar nicht helfen", sagte Schatz. Und auch die Bahn schrieb am Nachmittag: "Ein Eisregen hatte Weichen lahmgelegt und die Oberleitung mit einem fingerdicken Eispanzer überzogen. Dadurch gab es keine Stromübertragung auf die Lokomotive. Erst nach einigen Stunden konnte der Zug mit einer Diesellok nach Norddeich Mole zurückgezogen werden."

Aussteigen? "Wir hatten Koffer, es war dunkel und glatt".

Nach stundenlanger Warterei - wollte denn niemand einfach aussteigen, auch wenn das natürlich verboten ist? "Wir konnten nicht einfach aussteigen", berichtet Schatz. "Es war stockduster draußen, da war kein Licht, nirgends. Und außerdem war es glatt. Wir hatten hier Blitzeis im Norden." Außerdem komme er ja aus dem Urlaub, "wir haben alle Koffer dabei. Die lässt man nicht einfach so zurück im Zug." Um 24 Uhr sei er dann eingeschlafen. Um 5 Uhr am Morgen habe die Bahn dann angekündigt, dass es um 8 Uhr losgehen sollte. Ging es aber nicht, das dauert noch mal ein paar Stunden.

Am Vormittag endlich waren die Reisenden in Emden, auch wenn es auch dort so kleine Problemchen gab. Schatz scherzte anfangs noch: "Muss ich erwähnen, dass der #IC2037 den Bahnhof #Emden aufgrund einer Weichenstörung in die falsche Richtung verlassen hat? Zurück geht's." Als der Zug rollte und Schatz gerade scherzte, lief aber wieder was schief: "Im Moment rollen wir ... Moment! ... Nein, jetzt stoppen wir wieder."

Schließlich gab der Spandauer auf. Nach mehr als 20 Stunden stiegen sie in einen anderen Zug um - der hatte nur leider auch schon 150 Minuten Verspätung (die dann bis 13.45 Uhr auf 230 Minuten Verspätung angewachsen sind, wie man bei www.bahn.de/zugradar nachlesen kann).

Hunderte Reisende warteten am Montagmorgen in Emden und Norddeich-Mole auf ihre Weiterfahrt, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn in Hamburg sagte. "Eine mittlere dreistellige Zahl" an Passagieren habe die Nacht in den beheizten Zügen verbracht, ergänzte sie. Ein anderer IC von Köln nach Emden, der etwa einen Kilometer vor dem Bahnhof Emden vermutlich wegen einer vereisten Weiche liegen geblieben war, wurde geräumt. „Die Passagiere sind die kurze Strecke bis nach Emden zu Fuß gegangen, sagte ein Bahnsprecher am Abend.

Bahn: So ein massives Problem haben wir selten

Wie ein DB-Sprecher am Mittag danach erklärte, hatte sich wegen starken Eisregens eine Eisschicht um die Oberleitung gebildet, die die Fahrt des elektrischen Zuges unmöglich machte. In einer so massiven Form sei das Problem selten. Normalerweise schrubbten die Züge mit ihren Stromabnehmern Eis und Schnee von der Oberleitung ab. Eine Möglichkeit, diese zu beheizen, gebe es nicht. "

Schatz wollte am Nachmittag übrigens seine Ruhe. Kurz vor 14 Uhr steckte sein Zug irgendwo bei Bremen. Aktuelle Verspätung: "+230 Minuten". (mit dpa)

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