Ein 13-Jähriger über die Sucht Internet: Morgens um 6 Uhr kommt die erste Nachricht
Er ist 13 Jahre, aber er kennt sich schon bestens aus in den Diskussionen um das Internet. Hier schreibt unser Autor, wie es ihm beim Thema Internet in der Schule ergeht, was er und seine Freunde machen und wie Eltern und Lehrer reagieren.
Internet ist für mich das normalste der Welt. Wenn ich zum Beispiel etwas für die Schule brauche, gucke ich einfach im Internet nach, denn nicht alle Informationen finde ich in meinen Büchern. Es ist heute eigentlich schon ganz normal, dass wir alle Smartphones haben. Und ganz wichtig ist mir und meinen Freunden der Austausch über WhatsApp. Morgens um 6 Uhr kommen schon die ersten Nachrichten, abends gegen 23 Uhr die letzten. Einiges klären wir hier über unsere Hausaufgaben, aber ansonsten wird gechattet.
Einige sind den ganzen Tag online von uns, das ist schon ganz schön heftig. Unser Direktor hat im letzten Jahr die Handynutzung im Gebäude verboten, aber das ist in Ordnung für mich und meine Freunde. Nun stehen wir in der Hofpause draußen und spielen. Eigentlich ist diese Regelung nicht ganz so sinnvoll!
Ich spiele sehr gern mit meinen Freunden Minecraft, was immer wieder zu Konflikten mit meinen Eltern führt, wie lange ich noch spielen oder skypen darf. Mir fällt es schon sehr schwer, das in einem angemessenen Zeitrahmen zu halten. Zwischenzeitlich haben auch schon die Hausaufgaben und Klassenarbeiten darunter gelitten.
Auf dem letzten Elternabend haben alle Eltern beschlossen, dass wir alle keine Handys mit auf die Klassenfahrt nehmen dürfen. Schon morgens ging diese Information über WhatsApp unter uns herum. Übel!
Unsere Klassenlehrerin meinte mit einem Lachen im Gesicht, mal sehen, wann der erste anfängt zu zittern. Ansonsten wird eigentlich nicht viel über die Computernutzung oder Internetnutzung in der Schule gesprochen. In Ethik hatten wir zwar gerade das Thema „Sucht“, aber über die Computersucht ist nicht gesprochen worden. Vielleicht wäre das aber ganz sinnvoll, denn aus meiner Sicht ist das schon eine Art Sucht.
Mittlerweile habe ich für mich entschieden, dass ich zu viel spiele und zu wenig für die Schule mache. Das gebe ich hier offen zu. Ich muss meine Prioritäten anders setzen und mich mehr mit den Hausaufgaben beschäftigen und auf Klassenarbeiten vorbereiten. Hilft ja alles nichts! Das PC-Spielen mit meinen Freunden ist nach wie vor für mich wichtig, aber das möchte ich in der nächsten Zeit etwas beiseite schieben.
Der Autor Joshua Wenzel ist 13 Jahre und geht in die 7. Klasse. Er lebt mit seiner Familie in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.
Joshua Wenzel