Thailändische Botschaft lud zu Bhumibols Geburtstag: Lang lebe der König - auch in Steglitz-Zehlendorf!
Trotz der kritischen Lage in Thailand gilt König Bhumibol Adulyadej vielen Menschen seines Landes als höchste Autorität. In Steglitz-Zehlendorf konnte unsere Bloggerin sich davon überzeugen, auf dem Geburtstagsfest der Botschaft zu Ehren des Monarchen.
Selbst die Papaya auf dem Buffet ist eine Monarchistin: „Long live the king“ ist auf ihrer Schale eingeritzt, mit vielen Schnörkeln. Der Anlass: Die thailändische Botschaft hatte zur Geburtstagsfeier ihrer Majestät König Bhumibol Adulyadejs ins „Best Western Hotel“ am Rathaus Steglitz geladen. Bhumibol ist das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt, 1950 bestieg er den Thron. Zwar war er schon am Donnerstag 86 Jahre alt geworden, in Berlin aber sollte ihm der heilige Sonntag gewidmet werden.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste in Thailand war das auch in Deutschland eine Feier mit Symbolkraft: Die Verehrung für den König wirkt als der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich Thais in aller Welt einigen können. Seit zwei Wochen gibt es in Thailand Massenproteste, bei denen Oppositionelle versuchen, die Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu stürzen. Yingluck wird vorgeworfen, eine Marionette ihres Bruders Thaksin zu sein, der bis 2006 regierte und vom Militär gestürzt wurde. Bei Straßenkämpfen sind bisher fünf Menschen gestorben und mehrere hundert verletzt worden.
Doch das alles ist am Sonntag schnell vergessen: Schließlich hat ihre Majestät Geburtstag. Und so glitzern direkt an der Schlossstraße für ein paar Stunden traditionelle Röcke und Kopfputze von Tänzerinnen. Die Haare der Besucherinnen türmen sich zu dekorativen Pyramiden auf der Mitte ihrer Köpfe und der Duft von Kokosnusspudding dringt in alle Ritzen des Hotels.
Die Reden kreisen um die Gesundheit des Königs, Glückwünsche, Grüße. Bezugnahme auf die Proteste? Keine.
Doch die anwesende Thai-Community vergisst nicht so schnell, was gerade zeitgleich in Bangkok geschieht. Und natürlich ist sie auch hier in Berlin uneins: „Wenn ich jetzt in Thailand wäre, wäre ich auf jeden Fall bei den Protesten dabei“, sagt zum Beispiel Donlaporn Chanachai, die seit einem Jahr als Architektin in Berlin arbeitet. „Das Problem ist die Korruption der Regierung, die immer noch Thaksin nahe steht." Ein thailändischer Austauschstudent, der seinen Namen nicht nennen möchte, sieht das anders: „Die Regierungsgegner verstehen nicht, dass Yingluck demokratisch gewählt ist. Sie stürzen das Land ins Chaos, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Das kann ich nicht befürworten.“
Viele sind sehr interessiert an den Geschehnissen, wissen aber nicht so recht, auf welche Seite sie sich stellen sollen. So wie Kamchana: „Ich bin nicht sehr politisch“, begründet die Thailänderin, die seit zehn Jahren in Berlin lebt, ihre Unentschlossenheit. Sie ist froh, dass sich die Proteste erst einmal gelegt haben, seitdem Bhumibol zur Ansprache an seinem Geburtstag das Land zur Ruhe aufgerufen hat. Doch, sie ist sich sicher: „Nach den Feierlichkeiten werden die Proteste wieder aufflammen. Die Ruhe ist nur vorübergehend.“
Mittlerweile schmettert eine Band Thai-Volkslieder zum Mitsingen – eine Kapelle der thailändischen Luftwaffe, zu Ehren des Königs extra aus Bangkok eingeflogen. Dort, auf der anderen Seite der Weltkugel, geht gerade langsam die Sonne auf; bald wird Ministerpräsidentin Yingluck die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen bekannt geben. Die Uhren in Steglitz aber drehen sich erst in Richtung 12. Eine Reihe von Frauen schunkelt noch eingehakt im Takt der Luftwaffen-Lieder; junge Mädchen posieren für immer neue Fotos vor dem Konterfei des Monarchen. Auch in Berlin gilt anscheinend: Nur der König vermag seine gespaltenen Staatsbürger so zu vereinen.
Die Autorin ist freie Mitarbeiterin des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten Berlins.