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Es werde Licht. Dieses Bild entstand kurz vor der Inbetriebnahme der gesamten Beleuchtung..
© Cay Dobberke

Mehr Licht für dunkle Ecken in Berlin: Kunst erhellt düstere Brücken am Bahnhof Zoo

Düstere Unterführungen missfallen nicht nur Anwohnern. Am Bahnhof Zoo zeigt jetzt ein Kunstprojekt, wie triste Orte einladend gestaltet werden können.

Einladend war es nie unter der breiten Brücke in der Hardenbergstraße zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Ullrich-Supermarkt. Passanten und Fahrgäste an den BVG-Bushaltestellen blickten auf einen besonders düsteren und tristen Ort in der westlichen Innenstadt. Seit ein paar Tagen aber wirkt alles plötzlich ganz anders, die Brücke erstrahlt geradezu. Die neuen Lampen sind Vorboten einer künstlerischen Illumination, die schrittweise in Betrieb geht – und dasselbe geschieht gerade an der benachbarten Bahnbrücke über der Kantstraße.

Sponsoren ermöglichen die Außenbeleuchtung

Offiziell startet die Beleuchtung beider Brücken am 2. Februar. Bis dahin kommt in der Hardenbergstraße noch eine Verkleidung des mittleren Brückenteils mit einem Raster aus kleinen runden Öffnungen hinzu.

In einer Simulation sah die Brückenbeleuchtung in der Hardenbergstraße am Bahnhof Zoo noch etwas anders aus, das Lochraster wurde nicht verwirklicht.
In einer Simulation sah die Brückenbeleuchtung in der Hardenbergstraße am Bahnhof Zoo noch etwas anders aus, das Lochraster wurde nicht verwirklicht.
© Entwurf: Anne Boissel

Dafür ist schon jetzt eine Außenbeleuchtung an der Ecke Jebensstraße sichtbar, die es auf den veröffentlichten Simulationen gar nicht gab.

Laut Silke Wiesenhütter vom Regionalmanagement City West gehörten Lampen an den Stirnseiten zum ursprünglichen Entwurf der auf Licht- und Raumgestaltung spezialisierten Architektin Anne Boissel. Im Gestaltungswettbewerb sei dieser Teil aus Kostengründen „herausgefallen“. Dann aber erklärten sich der Leuchtenhersteller, beteiligte Baufirmen und das Neue Kranzler-Eck bereit, dafür zu zahlen.

„Neue Sachlichkeit“ in der Kantstraße

In der Kantstraße planen der Künstler Hans Peter Kuhn und seine Partnerfirma Arup eine „von den Konstruktionsmerkmalen der Brücke, dem Stil der Neuen Sachlichkeit und dem Minimalismus“ inspirierte Gestaltung. LED-Leuchten sollen die stählernen Kassetten- und Trägerelemente „in kaltem und hellem Weiß“ anstrahlen. Noch sieht man nur ein paar einzelne Lampen.

Nur drei statt acht Brücken

Sogar von einer „Perlenkette aus Licht“ hatten das Regionalmanagement, das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung bei der Vorstellung der Pläne im Frühjahr 2012 geschwärmt. Damals wollte man acht Bahnbrücken beleuchten. Doch das Geld reicht nur für drei. Die Realisierung verzögerte sich außerdem – eigentlich sollte die Beleuchtung am Bahnhof Zoo bereits zwischen dem Spätherbst 2013 und dem Frühjahr 2014 in Betrieb gehen.

Zur Verfügung stehen 460 000 Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Zentren“ und von der Stiftung „Lebendige Stadt“, deren Kuratoriumsvorsitzender der Manager und Versandhaus-Erbe Alexander Otto ist. Strom- und Wartungskosten zahlen Geschäftsleute, dafür hatte die AG City gesammelt. Auch die Bahn gibt Geld und hat die Brücken gereinigt.

Steuerzahlerbund kritisierte die erste Installation

Im September 2013 ging es in der Bleibtreustraße am S-Bahnhof Savignyplatz mit einem interaktiven Lichtspektakel los: Passanten oder fahrende Autos und Züge lösen per Bewegungsmelder eine Lichtwelle an der Kette aus grünen und magentafarbenen LED-Leuchten aus.

Den Bund der Steuerzahler beeindruckte das nicht: Er bemängelte, die Kosten seien von geplanten 130 000 Euro auf rund 200 000 Euro gestiegen, obwohl es weniger Leuchten als angekündigt gebe. Diese Kritik sei unfair, erwidert Regionalmanagerin Wiesenhütter, die im Bezirk für das Programm „Aktive Zentren“ zuständig ist. Der Steuerzahlerbund habe den Vergleich mit einem ganz frühen, längst überholten Konzept hergestellt.

Die Schöpfer der Lichtkunst in der Bleibtreustraße sind die Firmen „aletja plus“ und „LumiX building solutions“ . Sie argumentieren, seit der ersten Kostenschätzung aus dem Jahr 2011 seien einige Preise gestiegen. Außerdem habe es Probleme beim Stromanschluss an die getrennten Netze der S- und der Fernbahn gegeben; das habe zusätzliche Umbauten erfordert.

Die AG Wilmersdorfer Straße wurde selbst aktiv

Heller geworden ist es außerdem unter der Bahnbrücke in der Wilmersdorfer Straße – wenn auch auf andere Weise. Der Apotheker und Vorsitzende der Händlerarbeitsgemeinschaft in der Fußgängerzone, Thomas Bong, hatte sich lange über die dunkle Brücke neben dem S-Bahnhof Charlottenburg und dem Stuttgarter Platz geärgert. Unterstützung bekam er vom Lichtdesigner Andreas Boehlke, der unter anderem auch die Weihnachtsbeleuchtung am Ku’damm gestaltet, und vom Berliner Hersteller Selux, der Strahler spendierte. Seit September sind die dunklen Zeiten auch in der Wilmersdorfer Straße vorbei.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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