Berlin-Charlottenburg: Kaffeepause fürs Kranzler
Die berühmte Rotunde mit der rot-weiß gestreiften Markise schließt zum Jahresende – vorerst. Der Bezirk will das Café aber erhalten.
Das einst legendäre Café Kranzler am Kurfürstendamm steht vor einer ungewissen Zukunft. Ohnehin ist von dem früheren Kaffeehaus mit Freiluftausschank nur noch ein kleiner Rest in der alten Rotunde übrig, aber zum Jahresende ist auch dort Schluss – zumindest vorübergehend. Denn wegen einer Neugestaltung des gesamten Neuen Kranzler-Ecks zieht die Modekette Gerry Weber aus, die seit 15 Jahren außer ihrer Filiale auf zwei Etagen zusätzlich das Café darüber betreibt.
Noch schweigen die Eigentümer des Neuen Kranzler-Ecks
Ob und wann die Neueröffnung mit einem anderen Wirt geplant ist, wollten die Eigentümer des Neuen Kranzler-Ecks noch nicht sagen. Es gehört dem französischen Versicherungskonzern Axa und einem norwegischen Pensionsfonds. Seine Chefs hätten ihm „ausdrücklich verboten“, sich zu den Umbauplänen zu äußern, teilte ein Axa-Manager mit.
Das Bezirkamt rechnet mit einem Comeback
Am 20. Oktober soll das Konzept im Stadtentwicklungsausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf vorgestellt werden. Um das Café macht sich Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) keine Sorgen. „Natürlich bleibt es“, die Rotunde stehe unter Denkmalschutz und sei eine „Ikone“ in der City West. Die Eigentümer des Kranzler-Ecks hätten eine „Verbesserung der Außengastronomie“ in Aussicht gestellt. Mehr will Schulte erst im Ausschuss sagen. Falls nötig, könne man auf der Grundlage des Denkmalschutzes eine gastronomische Nutzung vorschreiben, sagt er. Veränderungen der Inneneinrichtung seien aber zulässig.
Am Ku'damm gibt es das Café seit 1932
An der Ecke Kurfürstendamm und Joachimsthaler Straße reicht die Geschichte des Cafés bis 1932 zurück, damals war eine Kranzler-Filiale ins vorherige „Café des Westens“ gezogen. Bereits 1925 hatte der Gründer Johann Georg Kranzler seine erste Konditorei mit Ausschank am Boulevard Unter den Linden in Mitte eröffnet. Beide Standorte wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1951 folgte die Wiedereröffnung am Ku'damm, zunächst in einem Flachbau. 1958 wurde dieser durch den bis heute erhaltenen zweigeschossigen Bau mit der Rotunde und rot-weiß gestreifter Markise ersetzt.
Schaufenster des Westens
Das Kranzler entwickelte sich zu einer West-Berliner Institution und einem Wahrzeichen. In der Ära der deutschen Teilung und des Kalten Kriegs galt der ganze Ku’damm als „Schaufenster des Westens“. So kam es, dass viele Ost-Berliner beim Mauerfall 1989 als Erstes zum Kranzler-Eck strömten. Doch als im Jahr 2000 der moderne Glaspalast des Neuen Kranzler-Ecks nach Plänen des Architekten Helmut Jahn eröffnete, musste das Café zugunsten von Läden schrumpfen.
Gerry Weber sucht neue Ladenfläche
Die Modehandlung Gerry Weber begründet den Auszug ihrer Filiale und die damit verbundene Caféschließung mit Plänen des Immobilieneigentümers Axa, eine 2500 Quadratmeter große neue Verkaufsfläche zu schaffen. „Diese Flächengröße eignet sich nicht für das Konzept von Gerry Weber“, sagt eine Sprecherin, man suche „mit Hochdruck“ einen Ersatzstandort für das Geschäft. Laut Verkäuferinnen schließt der Laden Ende Februar.