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Raser ausgebremst. Die Maaßenstraße ist seit Oktober eine „Begegnungszone“ mit Tempo-20-Schildern und verschwenkter Fahrbahn.
© Cay Dobberke

Nach tödlichem Autorennen auf der Tauentzienstraße: In Schöneberg wird weiter gerast

Anwohner in Schöneberg klagen seit Langem über Raser – und beschweren sich bei der Politik. Die Maaßenstraße wurde deshalb zur "Begegnungszone", doch auf größeren Straßen änderte sich nichts.

Nach dem Tod eines unbeteiligten Autofahrers durch ein illegales Rennen auf der Tauentzienstraße hat die Tempelhof-Schöneberger Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) vor allem im Kiez um den Nollendorfplatz viel Unmut mit der Äußerung ausgelöst, ihr sei „nicht bekannt, dass Autorennen dort nachts die Regel sind“.

Einige Leser schrieben dem Tagesspiegel, es sei doch längst bekannt, dass auf den als „Generalszug“ bekannten Straßen, darunter die Kleist- und Bülowstraße, gerast werde. Ähnlich sei es früher in der Maaßenstraße zwischen Nollendorf- und Winterfeldtplatz gewesen. Das hatte Schöttler auch nicht bestritten, sie hatte sich nur auf die Tauentzienstraße bezogen, die zwischen Nürnberger Straße und Wittenbergplatz in Schöneberg liegt.

Dass viele angeberische Fahrer mit PS-starken Wagen über die Kleist- und Bülowstraße brettern, beobachtet beispielsweise die Anwohnerin Marion Clay-Mildner aus der Maaßenstraße. „Das geht ja schon seit vielen Jahren so, es gibt auch Autorennen“, sagt sie. In der Maaßenstraße selbst habe sie hingegen zwar Raser, aber nie ein Rennen gesehen.

Besonders nachts heulten in der Maaßenstraße jahrelang Automotoren auf. Darüber hatten sich Anwohner des Nollendorfplatzes, die in der Initiative „Lärmfreier Nolle“ organisiert sind, bereits im Sommer 2012 bei einer Tagesspiegel-Podiumsdiskussion im „Goya“ beklagt. Auch beim Bezirksamt häuften sich die Beschwerden.

Die Kleiststraße nahe dem Nollendorfplatz. Wie Anwohner beklagen, führt die breite Fahrbahn dazu, dass auch hier viel gerast wird.
Die Kleiststraße nahe dem Nollendorfplatz. Wie Anwohner beklagen, führt die breite Fahrbahn dazu, dass auch hier viel gerast wird.
© Cay Dobberke

Dies war ein maßgeblicher Grund für die Entstehung der „Begegnungszone Maaßenstraße“ im vorigen Oktober: Seitdem dürfen Autos statt Tempo 30 nur noch 20 km/h fahren; die Fahrbahn wurde verschwenkt und schmaler gestaltet, um Raser auszubremsen.

Für Fußgänger entstanden zusätzliche Aufenthaltsflächen mit Sitzbänken und Kinderspielgeräten. Derzeit sind diese Bereiche wegen des kühlen Wetters meistens verwaist; erst im Frühjahr wird sich zeigen, wie gut Passanten das neue Angebot annehmen.

Marion Clay-Mildner sieht die Umgestaltung kritisch. „Wir haben immer gesagt, dass uns Schwellen auf der Fahrbahn reichen würden.“ Im Übrigen gebe es selbst jetzt noch Drängler und Raser.

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