Immer mehr Mietwohnungen werden Eigentum: In Kreuzberg fehlen die Baulücken
In Kreuzberg gibt es kaum freie Grundstücke, auf denen gebaut werden kann. Und wenn gebaut wird, entsteht meist Eigentum. Außerdem ist der Bezirk Spitzenreiter im Umwandeln von Miet- in Eigentumswohnungen.
Kreuzberg ist ein heißes Pflaster auf dem Berliner Wohnungsmarkt, hier sind die Probleme besonders groß. Nirgendwo sonst – außer in Prenzlauer Berg – wurden 2013 mehr Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt als in Kreuzberg. 921 Wohnungen waren betroffen, ermittelte der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin. Der Trend zur Eigentumswohnung erstreckt sich auch auf Neubauten. In keinem anderen Bezirk wurden prozentual so viele Baugenehmigungen für neue Eigentumswohnungen erteilt wie in Kreuzberg-Friedrichshain. Auf eine geplante neue Mietwohnung kamen dieses Jahr zwei geplante Kaufwohnungen, teilt das Statistische Landesamt mit.
Das Problem zeigt sich auch darin, dass Friedrichshain-Kreuzberg den geringsten Anteil an Verkäufen von unbebauten Grundstücken in ganz Berlin hat. Nur zwei Prozent aller Transaktionen im Jahr 2013 betrafen Grundstücke in diesem Bezirk, so der Gutachterausschuss. Hier ist eben weniger Freiraum als im benachbarten Mitte, wo am ehemaligen Grenzstreifen noch immer viele Grundstücke zu finden sind. Und nicht zufällig ging Kreuzberg leer aus, als der Liegenschaftsfonds im September 27 Grundstücke an die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften übertrug.
Im Möckernkiez entstehen 464 Wohnungen
So sind vergleichsweise wenige Neubauprojekte auf dem Weg. Unübersehbar allerdings wachsen nördlich der Yorckstraße die Häuser der Baugenossenschaft „Initiative Möckernkiez“ in die Höhe. 464 Wohnungen entstehen hier. Einer sozialen Entmischung in der südlichen Friedrichstadt wollen die Planer eines Wohnatelierhauses auf dem Gelände des ehemaligen Blumengroßmarktes nahe dem Jüdischen Museum entgegenwirken. Einfach und kostengünstig zu bauen, ist der Grundsatz der Architekten vom Institut für angewandte Urbanistik und dem Büro Heide & von Beckerath. In einer Mischung aus Baugruppe, Genossenschaft und öffentlichem Träger soll die Investition für 20 Ateliers und 70 Wohnungen geschultert werden.
Architekten als Bauherren planen einen Steinwurf entfernt das architektonisch ambitionierte Projekt „Metropolenhaus“ am Jüdischen Museum. Wohnungen, Projekträume, Ateliers und kleine Läden sollen entstehen. Mithilfe einer Querfinanzierung wollen die Planer langfristig eine Miete von maximal sechs Euro pro Quadratmeter auf 40 Prozent der Erdgeschossflächen sichern.
Ein weißer Fleck in Kreuzberg: die Gegend um die Hallesche Straße
Mietwohnungen sollen auch an der Halleschen Straße – sie führt auf das Tempodrom zu – gebaut werden. Eine Lücke schließt dort ein Projekt des Entwicklers Kondor Wessels namens „Metronom“. „Die Gegend ist noch ein weißer Fleck auf der Landkarte, den viele nicht so auf dem Schirm haben“, sagt Michael Elst vom Vermarkter Strategis AG. Zwei T-förmige Baukörper sollen ab 2015 entstehen. 74 Wohnungen sind im ersten Bauabschnitt geplant, 176 im zweiten, darunter die Mietwohnungen. Die genaue Zahl stehe noch nicht fest, so Elst. Er gibt zu bedenken, dass es für Investoren schwierig werde, preisgünstige Mietwohnungen zu bauen, wenn die Preise durch Bieterverfahren in die Höhe getrieben würden.
Auf der Suche nach neuen Mietwohnungen wird man auch in unmittelbarer Nachbarschaft Kreuzbergs fündig. Der lang gestreckte Neubau „Am Lokdepot“ in Schöneberg wird in den letzten beiden Bauabschnitten Wohnungen zur Miete haben, ebenso der Neubau „Eckwerk Holzmarkt“, an dem sich auch die städtische Gewobag finanziell beteiligen will.