Berlin-Schöneberg: Hotelbau im Philips-Turm kommt schleppend voran
Vor drei Jahren begannen Bauarbeiten für ein Hotel im früheren Philips-Hochhaus an der Urania, die Eröffnung wurde damals für Mitte 2013 angekündigt. Doch einen genauen Termin gibt es auch jetzt noch nicht.
Tagesspiegel-Leser Thomas R. blickt aus seiner Wohnung auf das 18-stöckige Hochhaus an der Martin-Luther-Straße / Ecke Kleiststraße neben der Urania in Schöneberg, das Anfang der 1970er Jahre für den Elektronikkonzern Philips entstanden war und später lange leer stand. Bereits im Januar 2012 hatte die spanische Hotelkette Riu mit Umbauten begonnen und die Eröffnung eines Vier-Sterne-Hauses mit 357 Zimmern für den Juni 2013 angekündigt. Später war von Anfang 2014 die Rede, dann folgte die nächste Verschiebung.
Noch im Herbst sah R. kaum Fortschritte und wenige Bauarbeiter. Erst vor kurzem habe sich das geändert, sagt er. Offenbar wurden Möbel aus Spanien geliefert; in manchen Zimmern scheinen Malerarbeiten zu laufen.
Die Hotelgruppe glaubt, dass es in diesem Jahr losgehen kann
Doch wann alles fertig wird, steht noch immer nicht fest. „Wir sind zuversichtlich, dass die Eröffnung in 2015 stattfinden wird“, sagt Riu-Sprecherin Yvonne Swiezawski. Auf der Webseite des Hotels sind Buchungen bisher unmöglich.
Rund 70 Millionen Euro will die Eigentümerfirma investieren, die ebenfalls aus Spanien stammt und zur „Grupo Pryconsa“ gehört. Für die Architektur ist vor allem das Berliner Büro GFB Alvarez & Schepers zuständig, das sich aber nicht äußern will.
Vom hellen Entwurf zum dunklen Turm
Anwohner R. ärgert sich über Lärm, Schmutz und falsch geparkte Autos von Bauarbeitern. Auf Dauer seien diese Belästigungen nicht hinnehmbar, schrieb er dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und fragte außerdem, warum die Fassade völlig anders aussehe als in den zuerst vorgestellten Entwürfen. Tatsächlich ist der Turm überwiegend schwarz statt weiß – das hatte schon Diskussionen ausgelöst, als die Gestaltung im Frühjahr 2013 erkennbar wurde.
Gerüchte über Pfusch
In einem sozialen Internet-Netzwerk schrieb ein angeblicher Beteiligter an den Bauarbeiten vor zwei Monaten, Ex-Projektleiter aus Spanien hätten Brandschutzvorschriften missachtet. Dies habe vorübergehend zum weitgehenden Baustopp geführt und Millionenkosten verursacht. Nachprüfbar ist diese Behauptung bisher nicht.
Die Bauaufsicht sieht keine Brandschutzmängel
Dem Bezirk sind „keine Probleme bezüglich der Standsicherheit oder des Brandschutzes bekannt“. So steht es in einer Stellungnahme der Bauaufsicht, die Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Grüne) dem Tagesspiegel gesandt hat. Bautechnische Nachweise würden durch Prüfingenieure geprüft und überwacht, die Fassade sei zu 90 Prozent fertig. Seit dem Baubeginn habe es „wie bei Bestandsgebäuden üblich“ einige Probleme gegeben, die Bauaufsicht sei „zeitnah“ informiert worden.
Verzögerungen „sind völlig normal“
Stadtplanungsamtsleiter Siegfried Kroll antwortete dem Anwohner, es sei „völlig normal“, dass es „bei einem solch großen Bauvorhaben im Verlaufe der Ausführung Stockungen gibt“. Und über die Gestaltung bestimme der Bauherr selbst „im Rahmen der geltenden Baufreiheit“, solange dem keine Gestaltungs- oder Erhaltungsverordnungen entgegenstünden. Belästigungen der Umgebung seien in der Regel zumutbar; bei Bedarf könnten sich Anwohner privatrechtlich wehren.
Zumindest für den Elektronikmarkt im Erdgeschoss haben die Verzögerungen keine erkennbaren Nachteile: Das Geschäft blieb geöffnet und wirkt trotz der Bauzäune rundum gut besucht.
Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.