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Der einstige Tatort heute. An der Uhlandstraße 103 ist eine Gedenktafel für den jungen NS-Deserteur geplant. Die genaue Stelle steht noch nicht fest.
© Cay Dobberke

Wilmersdorf: Gedenktafel für NS-Deserteur in der Uhlandstraße

Schon seit dem Sommer 2013 setzt sich der Historiker Michael Roeder für eine Gedenktafel in der Uhlandstraße ein, die an die Ermordung eines 17-jährigen Deserteurs kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern soll. Nach langem Zögern hat die Charlottenburg-Wilmersdorfer Gedenktafelkommission jetzt zugestimmt.

Michael Roeder ließ nicht locker: Immer wieder hakte der Historiker mit Bürgerfragen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf nach, ob und wann die von ihm angeregte Gedenktafel für einen jungen Deserteur aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verwirklicht werde. Jetzt hat die Gedenktafelkommission des Bezirks zugestimmt.

Nur über den genauen Ort und den Text der Inschrift solle noch beraten werden, sagt die SPD-Bezirksverordnete Christiane Timper, die dem Gremium angehört.

Im April 1945 hatte die SS einen 17-Jährigen an einer Laterne erhängt, der sich dem Endkampf um Berlin verweigerte. Tagelang sahen Anwohner die als Abschreckung aufgehängte Leiche an der Uhlandstraße 103, Ecke Berliner Straße.

Die bestehende Gedenkstätte für NS-Deserteure in der Charlottenburger Murellenschucht hinter der Waldbühne sei zu entlegen und reiche nicht aus, findet Roeder.

Es gab Bedenken in der Gedenktafelkommission unter Vorsitz der BVV-Vorsteherin Judith Stückler (CDU). Der nicht mehr namentlich bekannte junge Mann soll eine Uniform der Waffen-SS getragen haben. Aber auch Literaturpreisträger Günter Grass habe sich im selben Alter dazu hinreißen lassen, der Waffen-SS beizutreten, sagt Roeder.

Laut Christiane Timper wurde in der Gedenktafelkommission auch diskutiert, ob mit vielen ähnlichen Anträgen für andere Deserteure zu rechnen sei. Danach sieht es bisher nicht aus. CD

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