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Krankenhaus am Rande der Stadt. Die Lungenklinik Heckeshorn soll künftig als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden.
© Thilo Rückeis

Berlin-Zehlendorf: Flüchtlinge ziehen in alte Wannseer Klinik

In Steglitz-Zehlendorf leben erst wenig Asylbewerber. Das soll sich ändern: 350 Flüchtlinge werden in der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn untergebracht.

Die einstige Lungenklinik in Heckeshorn ist ebenso groß wie abgelegen: 41 Gebäude gibt es auf dem 15-Hektar-Areal nahe der Liebermann-Villa, dem Haus der Wannsee-Konferenz und dem bekannten Yachtclub am Ufer. Seit die Klinik vor acht Jahren trotz Protesten ins ebenfalls Zehlendorfer Emil-von-Behring-Krankenhaus umziehen musste, stehen fast alle Bauten in Heckeshorn leer.

Nun ist dort ein Flüchtlingsheim geplant. Man rechne erst einmal mit einer Kapazität von rund 350 Plätzen, teilte das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) am Mittwoch mit. Sprecherin Silvia Kostner zufolge geht es bisher nur um das alte Hauptgebäude, in dem noch „umfangreiche Umbaumaßnahmen“ nötig seien. Eine kurzfristige Nutzung sei also nicht möglich. Wie schnell es gehen kann, prüft die Berliner Immobilien Management (BIM), eine landeseigene Gesellschaft.

Drehort für Filme und Fernsehserien

Zu den wenigen Mietern, die schon auf dem Klinikareal residieren, gehören der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der „Waldkindergarten Am Löwen“ und die Filmfirma „Flatliners“. Letztere vermietet die am besten erhaltenen der dortigen Gebäude als Kulissen. Die Häuser werden regelmäßig als Drehorte für Krankenhausserien und Krimis genutzt. Einer Mitarbeiterin zufolge ist man von den neuen Plänen nicht betroffen, gleiches dürfte für das DRK und die Kita gelten. Zu den auffälligsten Bauten gehört ein Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, gelegentlich führt der Verein „Berliner Unterwelten“ durch das Bauwerk.

Kein Verkauf für Wohnungsbauprojekte

Das baumreiche Gelände wird vom landeseigenen Liegenschaftsfonds verwaltet. Bisher waren alle Nutzungsideen gescheitert – darunter Vorschläge für Luxusappartements oder eine Klinik für wohlhabende Patienten. Für eine große Wohnsiedlung fehle die Infrastruktur, heißt es aus dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Läden etwa gibt es nicht, der Einzelhandel ist im Wannseer Ortskern konzentriert. Die einzige Verkehrsverbindung ist die Buslinie 114.

„Hier wohnen Entscheider“

Anwohner waren am Mittwoch fast nirgends zu sehen – keine Seltenheit an den weiten Grundstücken des Ufers. Ein Jogger aus der Nachbarschaft zeigte sich von den Plänen überrascht und sagte, diese würden „sicherlich zu Unruhe“ führen. Er selbst allerdings befürworte die Unterbringung von Flüchtlingen. Diesmal entstehe ein Heim schließlich in einer Gegend, in der nicht zuletzt „Entscheider“ aus der Berliner Politik wohnten – und der Mann wartet „gespannt auf deren Reaktionen“.

Steglitz-Zehlendorf ist eines der Schlusslichter bei Flüchtlingsheimen

Derzeit sind lediglich knapp 760 Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorfer Gebäuden untergebracht – nur in Neukölln und Marzahn-Hellersdorf, mit ihren ohnehin eher strapazierten Sozialstrukturen, leben weniger Asylbewerber in Heimen. Am meisten Flüchtlinge wohnen immer noch in Lichtenberg, Mitte und Spandau – wie vor zwei, drei Jahren, als die ersten, vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohenen Syrer kamen.

Ob Flüchtlinge in Heckeshorn einziehen, war lange ungewiss. Dem Vernehmen nach hatten sich Bezirksbeamten darüber mit den Vertretern des Senats gestritten. Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) passte vor wenigen Wochen schon nicht, dass das Lageso auch im Südwesten zügig Turnhallen als Nounterkünfte belegen ließ. Sozialsenator Mario Czaja, ebenfalls CDU-Mitglied, wurde in der Bezirksverordnetenversammlung daraufhin indirekt sogar von den örtlichen Grünen verteidigt.

Berlin erwartet 20 000 Asylbewerber in diesem Jahr

Inzwischen hat der Senator die Prognose von 15 000 Neuankömmlingen nach oben korrgiert: Czaja rechnet nun für dieses Jahr mit 20 000 neuen Flüchtlingen in Berlin. Etwa 24 000 Asylbewerber leben schon in der Stadt, in Heimen, Turnhallen, Wohnungen und Hostels.

Am Montag öffnet eine Notunterkunft in Westend

Die mit der Prüfung des Geländes am Wannsee beauftragte BIM soll übrigens auch die frühere Psychiatrie an der Eschenallee in Westend zum Flüchtlingsheim umbauen. Dort eröffnet am Montag die neueste Berliner Notunterkunft für 300 Männer, Frauen und Kinder. Bis zum Sommer soll daraus ein Dauerquartier für 500 Menschen werden.

Die Autoren gehören zur Tagesspiegel-Redaktion. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

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