Tanzschule in Brandenburg: Ex-Fußballer Thomas Häßler: Ein Spandauer bei Let's Dance
Einst tanzte er Gegner auf dem Rasen aus, heute schwebt er in der Tanzschule in Dallgow übers Parkett. Thomas Häßler übt für „Let’s Dance“. Und bleibt „Icke“.
„Sag mal, wo hat der Thomas mit dir gespielt?“, sagt Anja Thamm und wendet sich fragend ihrem Mann zu. Charlottenburg? Oder doch Wedding? „Nee, Reinickendorf muss das gewesen sein“, fällt es Christian Thamm wieder ein; damals irgendwann Anfang der 80er Jahre. Auf dem Sportplatz der Reinickendorfer Füchse. Sein Onkel habe ihn zum Training der Jugendmannschaft mitgenommen. Christian Thamm habe erst zuschauen und dann ganz stolz ein bisschen mit dem Thomas kicken dürfen. „Der Onkel kannte ihn ja. Thomas wohnte in der Nachbarschaft“, erzählt Anja Thamm.
Der Thomas also. Mehr als 35 Jahre sind seitdem vergangen. Heute ist es Anja Thamm, die so von Thomas schwärmt wie ihr Mann damals. Gemeint ist Thomas Häßler – besser bekannt unter seinem Spitznamen „Icke“. Ein gebürtiger Berliner, ehemaliger Fußballprofi, Welt- und Europameister. Schon beim ersten Kennenlernen sei man zum „Du“ übergegangen, sagt Anja Thamm.
Häßler wohnt in Spandau
Vor zwei Wochen macht sich Häßler zum ersten Mal aus seinem jetzigen Wohnort Spandau ins brandenburgische Dallgow-Döberitz auf, einer 8000-Einwohner-Gemeinde westlich von Berlin. Genauer gesagt in die Wilmsstraße 43, wo Anja Thamm die Tanzschule „Allround“ leitet. Ein Fußballer auf dem Tanzparkett? „Ja, da war ich auch schon überrascht“, sagt die 38-Jährige.
Ab Freitag tanzt Thomas Häßler in der RTL-Show „Let’s Dance“. Um sich darauf mit seiner Tanzpartnerin Regina Luca vorbereiten zu können, hat das Team von RTL ihm eine Tanzschule ganz in seiner Nähe vermittelt. Die Wahl fiel auf Anja Thamm. „Das ist natürlich toll, aber auch aufregend für uns.“ Erst eine Woche vor Trainingsbeginn erfährt die Tanzlehrerin, welcher Kandidat in den nächsten Wochen bei ihr zu Besuch ist. Sie spekuliert und googelt fleißig: Welcher der Kandidaten lebt in Berlin? Wer erwartet sie?
Aber das weiß sie bei Thomas Häßler ja. Den Berlinerin ist der Fußballer schließlich ein Begriff. Bis zu seinem 16. Geburtstag spielt „Icke“ bei Meteor 06 in Wedding, danach bei den Reinickendorfer Füchsen. 1983 zieht es den heute 49-Jährigen in den Westen: Von Berlin geht’s zum 1. FC Köln. Als im November 1989 in Berlin die Mauer fällt, beschert er sich und der deutschen Nationalmannschaft die WM-Teilnahme 1990 in Italien – mit seinem Treffer zum 2:1 gegen Wales. Er wird Weltmeister, Europameister, Fußballer des Jahres 1992 und schließlich Dritter bei der Wahl zum Weltfußballer. Nach Stationen in Turin, Rom, Karlsruhe, Dortmund, München beendet er seine aktive Karriere 2004 in Salzburg.
"Total lockerer Typ. Wie von nebenan."
„Fußballer sind ja schon manchmal ein bisschen raubeinig, nicht ganz so redegewandt.“ Das war das Bild von Anja Thamm, das sie von Fußballern hatte, bevor sie Häßler traf. Als Thomas Häßler und seine Tanzpartnerin Regina Luca an einem Montag im Februar zum ersten Mal ihren Ballsaal in der Tanzschule betreten, ist sie deshalb positiv überrascht: „Total lockerer Typ. Wie von nebenan.“ Die Begeisterung liegt ganz auf Promi- Seite: Die große Bühne im Saal gefalle dem Tanz-Paar. Auf 150 Quadratmetern können sie Schrittfolgen und Posen üben, an den Seiten wird der Raum von Spiegeln umrahmt.
Und? Wie macht er sich so? „Er ist ehrgeizig. Er will wirklich was erreichen“, sagt sie. Fast täglich komme er für vier bis fünf Stunden her. Meist vormittags, weil sie die Tanzschule dann quasi für sich allein hätten. Manchmal allerdings kämen auch ein paar Tanzschüler vorbei, um Fotos mit dem Fußballer zu machen. „Das macht er alles super mit.“ Seine Fans werden ihn künftig aber nicht nur im Fernsehen, sondern auch wieder häufiger in Berlin sehen. Vor kurzem hat Häßler beim „Club Italia“, einem Berliner Achtligisten, einen Vertrag unterschrieben – als Trainer. Ab Sommer wird er die erste Mannschaft auf dem Sportplatz Westend in Charlottenburg trainieren.
Tanzschüler drücken ihm die Daumen
Anja Thamm hofft, dass Thomas Häßler bis dahin der Tanzschule noch einige Wochen treu bleiben wird. Schon am Freitag könnte er aber von den Zuschauern und der Jury aus der Fernsehshow gewählt werden. Ein bisschen üben müsse er wohl auch noch. „Er konnte anfangs nicht viel. Die Grundschritte hat er aber drauf. Jetzt muss er nur noch ein bisschen anmutiger und eleganter tanzen.“ Wie er sich tatsächlich beim langsamen Walzer schlägt, wird Anja Thamm natürlich am Freitag verfolgen. Etwa 100 Tanzschüler erwartet sie zum gemeinsamen Mitfiebern in Dallgow. Auch falls nicht alles perfekt laufen wird, sie ist sich sicher: Thomas Häßler kommt weiter - „schon wegen seiner sympathischen Ausstrahlung. Er ist doch einfach der Icke“.
Julia Bernewasser