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Max-von-Laue-Baustelle.
© privat

Hilferuf der Steglitz-Zehlendorfer Max-von-Laue-Oberschule: "Es geht stark an die Substanz!"

Es ist eine unfassbare Geschichte, und sie spielt sich ganz am Rande der üblichen Berliner Großbaukatastrophen ab. Es geht um keinen Flughafen, aber um eine Schule in Steglitz-Zehlendorf, die nicht zur Ruhe kommen kann, weil ihr Neubau seit Jahren nicht fertig wird.

Wenn sie nicht wahr wäre, man würde die Geschichte kaum für möglich halten: Eine Schule, die Max-von-Laue-Oberschule in Steglitz-Zehlendorf, kann seit Jahren nicht mehr ordentlich arbeiten, weil ein Schulneubau für die als neue Sekundarschule konzipierte Schule immer wieder aufgrund von Pleiten, Pech und Pannen - und vor allem wohl Inkompetenz verzögert wird. Statt dessen müssen Schüler und Lehrer von einem Ort zum anderen ziehen, damit überhaupt Unterricht stattfinden kann. Nun hat die Gesamtelternvertretung der Schule nochmals die Dinge in einer Stellungnahme zusammengefasst, die der Landeselternausschuss öffentlich gemacht hat. Wir dokumentieren den Text der GEV im Wortlaut.

Lesen Sie im Folgenden zunächst die Ausführungen der Vorsitzenden des Landeselternausschusses (LEA), Lieselotte Stockhausen-Doering, und anschließend die Stellungnahme von Dierk Hoffmann, dem GEV-Vorsitzenden der Max-von-Laue-Schule.

Die Vorsitzende des Landeselternausschusses:

"Sehr geehrte Damen und Herren!

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind auf die Erde nieder, sondern auch Klagen über die total „vermurkste“ Sanierung der Max von Laue Oberschule. Ein Paradebeispiel dafür, ob man nicht Vergaberecht, Aufsicht und Baupraxis der öffentlichen Hand überdenken sollte. Hier hatte man begonnen eine Schule  für die anstehende Schulreform zur Sekundarschule auszubauen und zu sanieren. Dank einer Vermischung von  Schicksalsschlägen, Inkompetenz und Unglücksfällen musste die ganze Schule geräumt werden. Lesen Sie selbst nach in der Antwort des Petitionsausschusses. Warum musste man eine Firma beauftragen, die schon in einem anderen Bezirk Schlechtleistungen erbracht hat? Warum weiß bei der öffentlichen Hand die Rechte nicht, was die Linke getan hat?

Die Schüler sind nun schon seit zwei Jahren auf mehrere  weit auseinanderliegende Standorte verteilt, in die auslaufende  Paul-Braune-Schule in Lichterfelde, die Plantagenstraße und das Gymnasium Steglitz in Steglitz.  Ohne eigene  Fachräume muss in höchst  beengten Verhältnissen gelernt werden. Zuerst hieß es, die Schule können in ihr Gelände zum Schuljahresbeginn 2013/14 wieder einziehen, dann zu den Herbstferien, jetzt ist der Termin Osterferien 2014 in Gefahr."

Stellungnahme Gesamtelternvertretung:

"Im Namen der Gesamtelternvertretung der Max-von-Laue Oberschule erkläre ich: Die Baumaßnahmen an der Max-von-Laue Oberschule gehen nach wie vor schleppend voran. Nach Mitteilung der Bezirksverwaltung sind beim Rohbau erst 80 Prozent der Wärmedämmung angebracht. Diese Arbeiten können aufgrund des Wintereinbruchs nicht weitergeführt werden. Das bedeutet, dass die Innenarbeiten (Trockenbau) ebenfalls zum Erliegen gekommen sind.

Der Bauzeitenplan sieht zwar eine Fertigstellung dieses Gebäudes erst für den Sommer 2014 vor. Doch schon jetzt ist erkennbar, dass der Ablaufplan wieder einmal erheblich ins Rutschen geraten ist. Es sei nochmals betont, dass die Innenarbeiten im Neubau aller Voraussicht nach erst im Frühjahr 2014 wieder aufgenommen werden können. Ob die Zeit für die Fertigstellung bis zum Schuljahresbeginn 2014/15 ausreicht, wird sich erst zeigen müssen. Angesichts der bisherigen Verzögerungen sind jedenfalls Zweifel angebracht.

Ein Bau wie Kafkas Schloss, je näher man will, desto weiter entfernt erscheint das Ziel: Der Neubau der Max-von-Laue-Oberschule in Steglitz-Zehlendorf.
Ein Bau wie Kafkas Schloss, je näher man will, desto weiter entfernt erscheint das Ziel: Der Neubau der Max-von-Laue-Oberschule in Steglitz-Zehlendorf.
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Darüber hinaus laufen die Arbeiten im Altbau sowie im sogenannten "Querriegel" der MvL auch nicht so zügig, wie sich das die Planer wünschen. Ein Umzug der Schule in die Dürerstr. im Herbst 2013 musste kurzfristig abgesagt werden. Der bevorstehende Tag der offenen Tür (10.1.2014) wird auf einer Großbaustelle stattfinden. Ob das die interessierten Eltern überzeugen wird, ihre Kinder an der MvL anzumelden, wird sich auch erst nach dem 10. Januar 2014 herausstellen. Im letzten Jahr waren die Anmeldezahlen stark rückläufig; insgesamt zehn Eltern haben sogar ihre verbindliche Anmeldung wieder zurückgezogen.

Das Renommee der Schule ist durch die Baumaßnahme stark ramponiert, die Folgen für den Unterricht (Motivation der Schüler und Lehrer) sind erheblich! Seit mehreren Jahren findet die schulische Ausbildung unserer Kinder unter teilweise katastrophalen Rahmenbedingungen statt. Der Schuldirekter und die Lehrerschaft können das trotz großer Anstrengungen kaum noch kompensieren. Es geht mittlerweile stark an die Substanz!

Es werden keine Lehren gezogen

Es wird Jahre wieder brauchen, um den guten Ruf der MvL, die sie sich vor dem Beginn der Bauarbeiten erworben hatte, wieder herzustellen. Schuld daran ist die verkorkste Planung und Durchführung des Bauprojekts. In der Elternschaft im Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat sich das in den vergangenen Jahren herumgesprochen. Das haben Vertreter der GEV auch beim diesjährigen "Markt der Möglichkeiten" am 28. November in zahlreichen Gesprächen mit anderen Eltern zu hören bekommen. Dafür interessiert sich allerdings der Bezirk kaum.

Darüber hinaus gibt es keinerlei Anzeichen für eine selbstkritische Reflexion des Baudesasters - weder beim Bezirksbaustadtrat noch bei den zuständigen Senatsverwaltungen und beim Abgeordnetenhaus. Entsprechende Petitionen des GEV-Vorsitzenden verliefen bislang ergebnislos. Die verantwortlichen Stellen sehen keine Notwendigkeit zu strukturellen Veränderungen. Es werden keine Lehren gezogen und damit ist das nächste Fiasko bei einer anderen Schule in einem anderen Bezirk fast schon vorprogrammiert.

Max-von-Laue-Realität: "Der bevorstehende Tag der offenen Tür am 10. Januar 2014 wird auf einer Großbaustelle stattfinden", schreiben die Elternvertreter.
Max-von-Laue-Realität: "Der bevorstehende Tag der offenen Tür am 10. Januar 2014 wird auf einer Großbaustelle stattfinden", schreiben die Elternvertreter.
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Festzuhalten bleibt: Die Stadt Berlin kann öffentliche Bauvorhaben nicht in einer angemessenen Zeit und in einem vorgegebenen Finanzrahmen durchführen. Der Großflughafen BER und die Staatsoper sind nur die Spitze eines Eisbergs. Die Bezirke und der Senat tragen die politische Verantwortung für den schleppenden Ausbau bzw. Neubau von Schulen. Damit wird die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt aufs Spiel gesetzt. Es sollte das erklärte Ziel der Politik in dieser Stadt sein, dieses grundsätzliche Problem endlich wahrzunehmen und für eine dauerhafte Lösung zu sorgen.

Doch das Gegenteil scheint z. Zt. der Fall zu sein. Das Baudesaster an der MvL steht insofern auch stellvertretend für die Berliner Schulpolitik. Die Elternschaft der MvL wünscht sich, dass hier endlich gehandelt wird! Wer über Jugendarbeitslosigkeit und Jugendkriminalität in Berlin redet, darf die Schwächen und Defizite der Schul- und Bildungspolitik dieser Stadt nicht verschweigen! Dazu gehört auch die schleppende und unzureichende Durchführung von schulischen Baumaßnahmen." Dr. Dierk Hoffmann

Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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