200 Jahre Park Glienicke: Erst feiern, dann pflegen
Er ist ein Weltkulturerbe, der Park Glienicke an der Glienicker Brücke. Aber es fehlen die Mittel, um ihn zu pflegen. Die Idee: Erst einmal Peter Joseph Lenné feiern, der den Park vor 200 Jahren gestaltete, dann schauen, ob es große Spenden gibt.
Zu wenig Geld. Zu wenig Personal. Dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf sind oft und schnell Grenzen gesetzt. Das hat die Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) unter anderem im Weltkulturerbe-Park Glienicke in den letzten Jahren zu spüren bekommen. Weil der Großteil der Anlage – etwa 90 Hektar – vom Bezirksamt verwaltet wird, fällt die Pflege in ihre Zuständigkeit. „Doch der Park ist nicht in dem Zustand, in dem wir ihn sehen wolle“, gibt sie zu. Kritiker reden gar von Verwahrlosung. Was also tun? Vielleicht feiern? Einen guten Grund gibt es zumindest. Denn vor genau 200 Jahren gestaltete der preußische Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné hier diesen Park. Ein Jubiläum, das womöglich der Schlüssel zu mehr Aufmerksamkeit für das Gartendenkmal im Berliner Südwesten werden könnte.
Das ganze Jahr über sind Veranstaltungen geplant; etwa Führungen im Park, Konzerte, Lesungen, Vorträge und eine Filmpremiere. Alles wird und soll sich um Lenné drehen. Er gilt als ein wesentlicher Gestalter der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft. Seine bekanntesten Anlagen sind, neben dem Park Glienicke, die Pfaueninsel und der Park Charlottenhof in Potsdam-Sanssouci.
Für das Jubiläums-Lenné-Jahr konnte als Schirmherrin Barbara Hendricks (SPD), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gewonnen werden. Kooperationspartner sind unter anderem die Peter-Lenné-Schule in Zehlendorf - eine Fachschule für Gartenbau, der Botanische Garten Berlin in Dahlem, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Die feierliche Eröffnung findet am 23. Januar um 11 Uhr im Schloss Glienicke statt. Dieser Tag ist zugleich der 150. Todestag des bekannten Gartenkünstlers. Den Abschluss des Jubiläums-Jahres im November wird dieVerleihung des Berliner Peter-Joseph-Lenné-Preises bilden.
Der Park Glienicke zwischen Königstraße und Havel ist im Grunde zweigeteilt; in einen Schlosspark und in einen Landschaftspark. Das Grundstück links des Haupteingangs unter anderem mit Schloss, Remise und dem so genannten Pleasureground wird von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg unterhalten. Das etwa vier Hektar große Gelände wurde 1816 nach englischem Vorbild als landschaftlicher Garten gestaltet; zunächst im Auftrag von Karl August Fürst von Hardenberg, später war Prinz Carl von Preußen der Eigentümer. Bis heute ist dieser Teil weitgehend original erhalten. In den 1980er Jahren wurde er von der Berliner Gartendenkmalpflege wiederhergestellt.
Auf dem weitaus größeren Teil der Anlage rechtsseitig des Haupteingangs, dem so genannten Landschaftspark, sieht es hingegen anders aus. Dieser Bereich ist im Eigentum des Bezirkes. „Wir bekommen für die Pflege soviel Geld wie für jedes Straßengrün“, sagt Markl-Vieto. Zwar konnte der Bezirk mit Fördermitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur einige Wege sanieren (wir berichteten), aber offenbar reicht das nicht. Eine komplette Sanierung einschließlich der Gebäude würde nach Schätzungen etwa 14 Millionen Euro kosten.
„Um den Park als das zu erhalten, was er ist, ist weit mehr als eine normale Pflege nötig“, macht die Bezirksstadträtin deutlich. Das könne der Bezirk nicht leisten. Deshalb denke man langfristig über eine Fusion des gesamten Ensembles nach. Schloss und Landschaftspark gehörten zusammen.
Doch bevor es soweit ist, freuen sich alle Beteiligten jetzt erst einmal auf das bevorstehende Lenné-Jahr. „Wir wollen damit auch auf diese vergleichsweise unbekannte Weltkulturerbestätte aufmerksam machen“, erklärt Reinhard Baumgarten. Er leitet das Projekt Regionalmanagement Berlin Südwest (RMSW), das gemeinsam mit dem Bezirk das Jubiläum auf die Beine gestellt hat. Denn der Park Glienicke ist Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, die seit 1990 auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco steht.
„Es kommen aber zu wenige Besucher hierher, denn viele fahren auf dem Weg nach Potsdam einfach daran vorbei“, findet Dagmar Tille von der Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO Welterbe der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Das sei ein großes Manko des Parks. Mit dem Jubiläums-Jahr wolle man daher nicht nur Feiern und etwas Zur-Schau-Stellen, sondern vielmehr die Öffentlichkeit informieren und sensibilisieren.
Extra zum 200. Jubiläum wurde eine App unter anderem mit einer Multimedia-Führung durch den Park Glienicke produziert. Nähere Informationen dazu, zum Programm und zu Lenné finden Sie hier.
Die Autorin ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Tagesspiegel-Zehlendorf. Folgen Sie Anett Kirchner auf Twitter und auch der Redaktion Zehlendorf .