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Maria Gerhard mit der Pfarrerstochter Eva-Maria Rott
© privat/archiv/DJ

Stille Helden Zehlendorfs: Teil 6 der Serie: Eine furchtlose Frau

Zeitweise war ihr Haus in Zehlendorf die zentrale Adresse für die Bekennende Kirche und zugleich ein Ort für Verfolgte und Untergetauchte des Nationalsozialismus. Unser Autor und Blogger widmet sich im sechsten Teil seiner Serie der mutigen Maria Gerhard.

Vor 80 Jahren fand vom 29. bis 31. Mai 1934 die Barmer Synode der Bekennenden Kirche statt. Viele Gemeinden und Institutionen erinnern in diesem Mai mit Veranstaltungen daran, so auch die Dahlemer Gemeinde, wo im Oktober 1934 die zweite Bekenntnissynode der Bekennenden Kirche zusammentrat.

Welche große Bedeutung mutige und bekenntnistreue Frauen, wie Marga Meusel, Elisabeth Schmitz oder Gertrud Staewen für die Bekennende Kirche hatten, ist in der Zwischenzeit bekannt. Im Zehlendorf Blog des Tagesspiegels habe ich im März über die Dahlemer Protestantinnen berichtet. Eine Frau fehlte in der Darstellung, weil über sie noch nichts bekannt war, obwohl sie in einem Zug mit den anderen zu nennen ist. Diese Lücke soll nun mit diesem Beitrag geschlossen werden und die Lebensleistung von Maria Gerhard aus der Ihnestraße 51, deren Haus für die Bekennende Kirche zeitweise die zentrale Adresse war und für Verfolgte und Untergetauchte ein Ort der Hilfe, gewürdigt werden. Auch sie wurde 1965 im Rahmen der Ehrungsinitiative des Berliner Senats für die „Unbesungenen Helden“ geehrt.  

Maria Gerhard mit ihrem Vater Wilhelm und Bruder Hans, vermutlich 1930.
Maria Gerhard mit ihrem Vater Wilhelm und Bruder Hans, vermutlich 1930.
© privat/Archiv/DJ

Maria Gerhard wohnte seit 1934 mit ihrem Vater in dem neugebauten Haus in der Ihnestraße 51. Vorher hatte die Familie u.a. in der Straße Unter den Eichen gelebt.

Sie gehörte seit langem zur Dahlem Gemeinde, in deren Gemeindehaus die zweite Bekenntnissynode tagte und mit einer Erklärung endete, die als Dahlemer (Kirchen-)Notrecht bezeichnet wird. Die Ausrufung des Notrechts war innerhalb der Bekennenden Kirche von Anfang an umstritten. 1936 musste eine Zweite Vorläufige Kirchenleitung (2. VKL) unter dem Vorsitz von Pfarrer Müller aus Dahlem, dem Zehlendorfer Siedlungspfarrer Hans Böhm und dem Spandauer Superintendenten Martin Albertz, dem älteren Bruder von Heinrich Albertz, gebildet werden.

Die 2. VKL der Bekennenden Kirche hatte ihren Sitz zuerst in dem Gebäudekomplex Rudeloffweg 11 (damals Friedbergstraße), später war das Haus von Maria Gerhard in der Ihnestraße Büro und Treffpunkt für die Leitung der BK. Maria Gerhard hat das in einem Interview 1986 so beschrieben: „Die Vorläufige Leitung hatte dann ja ihr Büro auch in Dahlem, das hat die Gestapo dann - ich glaube durch Verrat - aufgehoben. Ich hatte so ein nettes kleines Giebelzimmer in meinem Haus, und da sind sie dann eingezogen. Da haben sie dann gesessen und gearbeitet. Die ganzen Jahre sind sie da verschont geblieben... So kamen die Bekenntnispfarrer dann immer zu mir in die Ihnestraße 51. Ich habe noch mein Gästebuch aus dieser Zeit. Viele kamen dann von außerhalb, um an den Sitzungen teilzunehmen, manchmal klingelte es dann spät nachts noch.“

Zu denen, die dort aufgenommen wurden, gehörte auch Joachim Kanitz, der später Pfarrer an der Gemeinde zur Heimat wurde. Das Gästebuch des „Hauses Gerhard“ ist bis heute erhalten geblieben. Es zeigt die große Offenheit und Verbundenheit von Maria Gerhard innerhalb ihrer großen Familie aber auch mit vielen Freunden und mit der Bekennenden Kirche. Pfarrer Wilhelm Rott, der dort von 1937 bis 1943 wohnte, seit1940 mit seiner Frau und dann auch mit seiner ersten Tochter Eva-Maria, schrieb bei einem Besuch 1949 in das Buch: „Genau vor 10 Jahren erlebten wir in diesem gnädig bewahrten Haus des Friedens gemeinsam die Spannung, die zum Kriege führte. In diesen Tagen freuen wir uns mit Lotte (Friedenthal) und anderen lieben Menschen des geschenkten Lebens und der wiedergeschenkten Gemeinschaft. In großer Dankbarkeit scheidet der alte Hausgenosse.“

Die Ihnestraße 2014.
Die Ihnestraße 2014.
© DJ

Das Gästebuch wurde von dem Dahlemer Kunstmaler, Richard Holst, der später dort auch mehrfach wohnte, mit Zeichnungen versehen. Der letzte Eintrag in dem Buch stammt von seinem Sohn Peter vom 30. November 1974! Der Bruder von Maria Gerhard, Pfarrer Hans Gerhard, hat sich dort als erster Gast am 9. Oktober 1934 eingetragen und sie dann mehrmals im Jahr besucht. Ebenso seine Tochter Irmela.

In den Ehrungsakten für Maria Gerhard findet sich noch der Satz: „Als am 1. Juli 1937 (Tag der Verhaftung von Martin Niemöller, Anm. d. Red.)  das Büro der vorläufigen Kirchenleitung durch die Geheime Staatspolizei geschlossen wurde, habe ich in meinem Hause einen Raum als Geheimbüro zur Verfügung gestellt.“ Zu dieser Zeit wohnte schon Pfarrer Rott, ein enger Mitarbeiter von Superintendant Albertz, im Haus. „Das war ein jüngerer Pfarrer und Freund von Bonhoeffer. Bonhoeffer, Rott und Bethge, die waren eng verbunden aus der Zeit im Predigerseminar in Finkenwalde.“ 

Durch ihn hat Maria Gerhard auch Charlotte Friedenthal kennengelernt. Sie war wie Marga Meusel Sozialfürsorgerin gewesen und mit ihr eng befreundet. Durch Marga Meusel kam sie nach der Machtergreifung der Nazis auch mit der Bekennenden Kirche in Kontakt und wurde nach kurzer Zeit zu einer der engsten Vertrauten der 2. VKL der BK. Maria Gerhard berichtet darüber: „Das war im Herbst 1937, da habe ich dann auch Lotte kennen gelernt. Rott sagte mir, er müsse mir auch gleich ein Geständnis machen, Fräulein Friedenthal werde dann auch täglich bei mir aus- und eingehen, sie war ja mehr eine geistige Mitarbeiterin als eine Sekretärin, und er war praktisch der Adjudant von Albertz.“

Wer war nun diese Maria Gerhard (1897 - 1995), die wie so viele andere Stillen Held(inn)en im Hintergrund und Untergrund hilfreich und widerständig war, deren Lebenswerk aber leider bisher nicht so bekannt geworden ist wie das anderer Protestantinnen aus dem Dahlemer Kreis. Sie ist die Tochter des Pfarrers Wilhelm Gerhard (1860 – 1937) und wurde 1897 in Berlin geboren, und lebte die längste Zeit ihres Lebens in Dahlem. Sie hatte noch zwei jüngere Brüder, der älteste fiel im Ersten Weltkrieg. Die Mutter Clara Gerhard, geborene Doehn, starb 1918, so dass Maria als Tochter im Alter von 21 Jahren den Haushalt für den Vater führen musste. Sie übernahm diese Aufgabe „mit Herz“ und gründete auch keine eigene Familie. Sie versorgte den Vater bis zu seinem Tod im Jahre 1937. Sie war die „Frau an seiner Seite“. Ihr Bruder, Hans Gerhard, wurde auch Pfarrer und wohnte damals mit seiner Familie in einem Dorf bei Berlin. In der Familie Gerhard gab es neben einer Reihe von Militärs, Lehrer und Ärzte und auch eine musikalische Tradition, die bis heute lebendig geblieben ist.

Der Vater ging ins Knabeninternat

Der Vater Wilhelm Gerhard war ein protestantischer Pfarrer in der Tradition der Verbindung von Thron und Altar. Er hat seine Lebenserfahrungen in einer Autobiographie 1936 unter dem Titel: „Aus Heimat, Amt und Leben“ in demselben Verlag Martin Warneck, Berlin veröffentlicht, in dem auch das Buch von Martin Niemöller "Vom U-Boot zur Kanzel" erschienen ist. Er beschreibt darin seinen Lebensweg. Er machte in Berlin sein Abitur, wohnte in diesen Jahren im Paulinum, in das er als „2. Adjunkt“ während seines Theologiestudiums und ab 1905 als Leiter zurückkehrte. Das Paulinum befand sich zu dieser Zeit schon im Reichensteiner Weg 26 (damals Zietenstraße/ Ehrenbergstraße 2 -12) und war ein „Knabeninternat“ vor allem für Söhne evangelischer Pfarrer. Der Central Ausschuss der Inneren Mission hatte dort auch seinen Hauptsitz. Nach 1945 war die Evangelische Fachhochschule in dem Gebäudekomplex beheimatet und demnächst werden neben den umgebauten Altbauten auch schicke Stadtvillen dort entstehen.

Von 1913 bis 1931 war er „Hilfspfarrer“ in der Dahlemer Gemeinde, predigte aber dort noch aushilfsweise bis kurz vor seinem Tod. Wie stark ihn der in im protestantischen Bereich stark verbreitete Antijudaismus geprägt hat, ist aus seiner Autobiographie nicht zu entnehmen und war auch in der Familie kein Thema. Gerade auf diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, dass sich Maria Gerhard davon nicht beeinflussen ließ und eigenständig und hilfsbereit gegenüber allen Menschen war. Sie hat das „Haus Gerhard“ geprägt. In einem Eintrag von 1935 im Gästebuch heißt es: „Der Herrin, die das Haus gebaut, nur Güte aus den Augen schaut. Wer fürder tritt zu ihr herein, der soll mit Glück gesegnet sein.“ Zu diesem Zeitpunkt lebte der Vater noch, der der Bauherr des Hauses gewesen war.

Die Nichte von Maria Gerhard, Frau Irmela Priepke, hat ihre Tante als Kind und Jugendliche regelmäßig besucht, sie war häufig in den Ferien da, sie hat zeitweise in Berlin die Schule besucht und bei ihrer Patentante gewohnt. Mit ihr ging sie zum ersten Mal ins Theater oder in die Oper, hier in Berlin hat sie ein Stück der „großen Welt“ erlebt. Zwischen beiden entwickelte sich ein inniges Verhältnis. Sie ging mit ihr auch einkaufen zu dem Lebensmittelgeschäft der Familie Jähnicke, mit denen sie befreundet war und die ihr auch immer wieder mal etwas für Charlotte Friedenthal zusteckte. Die heute 86jährige Nichte schildert ihre Tante als aktiv und Menschen zugewandt, zugleich auch als überaus bescheiden und liebevoll, sie war selbstlos und mutig, für sie ein großes Vorbild. „Wenn von 'Stillen Helden' die Rede ist, dann trifft es auf meine Tante zu.“

Geschäfte in der Ihnestraße/Ecke Garystraße.
Geschäfte in der Ihnestraße/Ecke Garystraße.
© DJ

Sie hat oft in dem Garten der Tante gespielt, mit ihr dort gesessen. Der Vater von Maria Gerhard kam ins Schwärmen, wenn er an sein „Heim“ in der Ihnestraße dachte: „Dort in der schönen Gottesnatur habe ich mir ein Heim erbaut, in dem ich meinen Lebensabend genießen und beschließen will. Licht und Sonne fallen von allen Seiten herein, von den Fenstern hat das Auge einen weiten Blick auf Felder und Wiesen und im Hintergrund erhebt sich der Wald mit seinen dunklen Kiefern.“ (S. 179f)

Von den Aktivitäten der Tante für die Bekennende Kirche hat die Nichte auch einiges mitbekommen und natürlich auch Charlotte Friedenthal dort kennengelernt. Mit der Tante hat sie die täglichen Fürbittgottesdienste in der Annen-Kirche besucht. Maria Gerhard war in den letzten Kriegsjahren auch „dienstverpflichtet“ und hat in einem Dahlemer Betrieb gearbeitet. Sie war zugleich in verschiedener Weise in der Kirchengemeinde ehrenamtlich aktiv, zeitweise auch als Sekretärin und hat dort nach dem Krieg auch fürsorgerische Funktionen ausgeübt.

Umso erstaunlicher ist es, dass heute ihr Name auch in der Gemeinde nicht bekannt ist. Zwischen Maria Gerhard und Charlotte Friedenthal entwickelte sich eine tiefe und herzliche Freundschaft, die auch die Zeit der Trennung überdauerte, als Charlotte Friedenthal emigriert war. Sie hat nach ihrer Rückkehr nach Berlin im Juli 1948 wieder in der Ihnestraße 51 gewohnt und für die Kirchliche Erziehungskammer für Berlin gearbeitet mit Dienstsitz im damaligen Schulgebäude des Evangelischen Gymnasiums „Zum Grauen Kloster“ in Tempelhof.

Maria Gerhard mit 90 Jahren.
Maria Gerhard mit 90 Jahren.
© privat/archiv/DJ

Maria Gerhard hat sie bis zu ihrem Tod 1973 begleitet und betreut. Zu ihrem Tod hat Maria Gerhard in ihrem Tagebuch notiert: „Mit Lotte habe ich den Menschen verloren, mit dem ich äußerlich und innerlich am engsten verbunden war.“ Einige Zeit später hat dann Maria Gerhard das Haus verkauft und ist zu ihren Verwandten nach Niedersachsen gezogen. Dort ist sie 1995 verstorben und wurde in Neuenkirchen beerdigt.

Von Maria Gerhard zu berichten, geht also nicht, ohne auch von Charlotte Friedenthal (1892 - 1973) zu sprechen. Über sie ist aber eine eigene Geschichte zu erzählen. Dies soll in Kürze in einem zweiten Teil hier im Blog geschehen. Heute soll erst einmal der Bericht über Maria Gerhard zum Abschluss gebracht werden. Zumal viele dieser Details den Akten aus der Ehrungsinitiative für Maria Gerhard nicht zu entnehmen waren, allerdings finden sich dort auch Angaben über weitere Personen, denen Maria Gerhard geholfen hat, unterzutauchen und die sie in ihrem Haus aufgenommen hat, etwa Elisabeth Goldschmidt im Januar und Februar 1943, die Schwester der Schwägerin von Charlotte Friedenthal, die dann im Juli 1943 in die Schweiz über die grüne Grenze fliehen konnte und dort auch später lebte. Elisabeth Goldschmidt bestätigt in einem Brief vom 1. Mai 1965 die Hilfe.

Nach Theresienstadt deportiert

Sie schreibt: Fräulein Gerhard hat mich im Januar 1943, als ich mich der Deportation durch Untertauchen bei Berliner Freunden entzog, kostenlos bei sich aufgenommen, mich während 6 Wochen ca. versorgt und sich furchtlos für mich eingesetzt, um mir weiterzuhelfen, da ich im Laufe des Februars Berlin verlassen musste.“  Gut zehn Jahre später hat Elisabeth Goldschmidt beide Retterinnen in der Ihnestraße noch einmal besucht. „Was für ein schönes und bewegendes Wiedersehen! In Dankbarkeit Elisabeth Goldschmidt“, schreibt sie in das Gästebuch.

In der Ihnestraße 51 hat sich auch das Ehepaar Leopold und Ellen Carsch zeitweise aufgehalten. Leopold Carsch war Kunstmaler und Grafiker, Ellen Carsch, geb. Rosenberg, seine vierte Frau, war die Tochter des Geheimen Baurats Louis Rosenberg. Leopold Carsch wohnte zeitweise in der Löhnleinstraße 11, so dass darüber der Kontakt zur Bekenntnisgemeinde Dahlem zustande gekommen sein kann. Leopold Carsch schenkte Maria Gerhard eine Grafik von ihm, die jetzt ihren Ehrenplatz bei ihrem Neffen hat. Beide wurden trotz der Hilfen am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo sie kurz darauf umkamen. Für sie wurden an ihrer letzten freigewählten Adresse in der Limonenstraße 11 Stolpersteine verlegt.

Als dritter Name wird in den Akten Charlotte Kobrak, geb. Stern erwähnt, „die vermutlich in einem Konzentrationslager verstorben ist“, was zutrifft, da sie wenige Tage nach ihrem Mann Richard Kobrak, der Leiter der Wohlfahrtsabteilung des Büro Grübers gewesen war, nach Theresienstadt deportiert wurde. Beide sind 1944 in Auschwitz umgebracht worden. Maria Gerhard sagte dem Entschädigungsamt bei der „Verhandlung“ für ihre Ehrung zu beiden Fällen nur: (Sie) kamen ab und zu zum Mittagessen zu mir, das sie von mir unentgeltlich erhielten.“

Die Senatsurkunde für ihre furchtlose und selbstlose Hilfe erhielt Maria Gerhard am 9. November 1965. Sie hat an dieser Veranstaltung aus Anlass des 27. Jahrestages der "Kristallnacht" (9. November 1938) im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde „gerne“ teilgenommen.

Familie Kobrak
Familie Kobrak
© Hartmut Ludwig /Archiv Ludwig

In dem Gästebuch von Maria Gerhard sind aus den Eintragungen aus dem Jahre 1945 auch Hinweise auf die schwierige Situation nach Kriegsende zu entnehmen. Der erste Eintrag stammt von Professor Holst, der das Gästebuch gestaltet hat. Er schreibt: „Am 23.April 45 kam ich, aus der Haft entlassen, in meiner Not zur Frl. Gerhard und wurde mit offenen Armen aufgenommen. Wir überlebten gemeinsamen die Schreckenstage der russischen Besatzung. Frl. Gerhard hat in der darauf folgenden Zeit in rührender Weise für mich gesorgt. Ich genoss die Gastfreundschaft bis zum 1. Juni 45. Mit tausendfachem Dank.“

Im Juli 1945 fanden Nachbarn aus der Ihnestraße Unterschlupf bei ihr, deren Häuser zeitweise von den Amerikanern beschlagnahmt worden waren. Im Herbst 1945 trägt eine Käter Reuber in das Buch ein: „Als ich nach 2jähriger Haft in Gefängnis und K.-Z. heimat- und obdachlos zurückkam, nahmen Sie, liebes Fräulein Gerhard, mich auf und boten mir nicht nur Gastfreundschaft, sondern bereiteten mir auch eine bleibende Statt – soweit wir dies hier auf Erden finden können. Aber die zukünftige suchen wir! Haben sie Dank für alles, was Sie an mir getan haben, - vor allem für Ihre seelische Fürsorge - derer ich sehr bedurfte, - denn mehr als alles lastet ja der Verlust meines Kindes auf mir, der mich zu einem einsamen Menschen gemacht hat.“ Über das weitere Schicksal von Käte Reuber ist nichts bekannt.

In den folgenden Jahren besuchen wieder viele Freunde, Bekannte und Verwandte Maria Gerhard in dem Haus, das sie ein „Haus des Friedens“ nannten. Viele von ihnen waren nun ein „Gast aus der Ostzone“. Sie alle bedanken sich immer wieder „für die liebevolle Aufnahme und Gastfreundschaft“. Dieses Haus haben Maria Gerhard und Charlotte Friedenthal geprägt. Ihnen gebührt unsere Hochachtung.

Dirk Jordan arbeitet in der AG Spurensuche der Kirchengemeinde Schlachtensee, war früher Volksbildungsstadtrat in Kreuzberg und schreibt für den Zehlendorf Blog eine Serie über die "Stillen Helden" im Nationalsozialismus. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Dirk Jordan

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