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Santuttho Bhikkhu ist der einzige Deutsche unter den Mönchen in Heinersdorf.
© Ulrike Scheffer

Buddhistisches Kulturzentrum in Berlin: Ein Tempel für Pankow - vielleicht

Im Norden Berlins gibt es seit zwei Jahren ein buddhistisches Kloster. Auch ein Kulturzentrum und ein Tempel sollen hier entstehen. Doch die Planungen stocken.

Das alte Gewerbegelände in der Malchower Straße in Heinersdorf hat sicher schon bessere Zeiten erlebt. Mehrere alte Baracken sind darauf verteilt, am Rand liegt ein zweistöckiges Gebäude, das nur halb fertig renoviert ist. Auch ein Bagger steht herum. Doch dann ist da noch dieses Meer aus bunten Tulpen und die eine Baracke im Zentrum, die leuchtend gelb angestrichen wurde. Davor zwei Fahnen: eine deutsche und eine thailändische. Vor zwei Jahren haben sich hier im Norden Pankows buddhistische Mönche angesiedelt. Sie sind 2014 aus Wittenau herübergezogen. "Wat Buddhavihara" heißt ihr Kloster, das vorläufig noch recht provisorisch daherkommt. Doch das soll sich ändern. Ein buddhistisches Kulturzentrum und ein Tempel sollen in Heinersdorf entstehen.

Santuttho Bhikkhu ist der einzige Deutsche unter den derzeit vier Mönchen in Wat Buddhavihara. Die anderen stammen aus Thailand. Sie alle leben nach den Regeln des Theravada, eine konservative buddhistische Schule. Dem 51-jährigen gebürtigen Sachsen fällt ganz automatisch eine Rolle als Mittler zu. Im "gelben Haus" empfängt er Schulklassen und andere Besucher.

Kleine und große Buddhafiguren und ein blumengeschmückter Altar dominieren das Innere der alten Baracke. Doch auch ein langer Esstisch, eine Sofa-Sitzecke und ein Schreibtisch sind in dem langgezogenen Raum untergebracht. Die Zimmer der Mönche befinden sich in einem Gebäude weiter hinten auf dem Gelände. "Dort erledige ich auch meine mir selbst auferlegte Arbeit", berichtet Santuttho Bhikkhu. Er übersetzt Schriften Buddhas ins Deutsche.

Das Haupthaus soll spirituelles Zentrum mit Meditationsangeboten und Andachsträumen werden.
Das Haupthaus soll spirituelles Zentrum mit Meditationsangeboten und Andachsträumen werden.
© Ulrike Scheffer

Der gelernte Krankenpfleger fand in den 1990er Jahren zum Buddhismus. "Damals sagte mir ein Freund, dass er Buddhist geworden sei. Ich wusste nur wenig darüber und meinte zu ihm: 'Keine Angst, das geht vorbei':" Doch er wurde neugierig, begann, sich mit dem Buddhismus zu beschäftigen - und erhielt dabei Antworten auf viele Fragen, die er an das Leben hatte, wie er sagt. "Beim Buddhismus geht es nicht darum, an irgendetwas oder irgendjemand zu glauben, sondern um rationale Erkenntnisse, das hat mich von Anfang an fasziniert."

Mehrmals reiste er als Novize nach Sri Lanka, wo die konservative Auslegung des Buddhismus, Theravada genannt, gelehrt wird. Inzwischen ist er ordinierter Mönch und lebt nach strengen Regeln. Er trinkt keinen Alkohol, isst kein Fleisch, verzichtet weitgehend auf weltlichen Besitz. Auch das Zölibat gehört zum monastischen Buddhismus der Theravada-Schule. Für manche andere Traditionen im Buddhismus gilt das nicht, ebenso wie viele andere Regeln des Theravada. "Die tibetanische Schule ist bunter und fröhlicher. Tibetanische Mönche tanzen auch", erklärt Santuttho Bhikkhu.

Das Kloster finanziert sich aus Spenden. Unterstützer sind vor allem Thailänderinnen, die in Berlin leben.
Das Kloster finanziert sich aus Spenden. Unterstützer sind vor allem Thailänderinnen, die in Berlin leben.
© Ulrike Scheffer

Ordinierte Nonnen gibt es im konservativen Buddhismus eigentlich ebenfalls nicht. Dagegen regt sich aber immer mehr Widerstand, denn es sind vor allem Frauen, die nicht nur hierzulande die buddhistischen Klöster unterstützen. Auch die Mönche in Heinersdorf leben zum allergrößten Teil von den Spenden thailändischer Frauen, die in Berlin leben. Einige haben sich den Mönchen angeschlossen und führen ihnen den Haushalt. Statt orangefarbener Roben wie die ordinierten Männer tragen sie weiße Kleider.

Insgesamt leben in Berlin rund 15.000 Buddhisten, die meisten haben asiatische Wurzeln. Doch auch immer mehr Deutsche fühlen sich vom Buddhismus angezogen. Die Mönche in Heinersdorf wollen daher ein spirituelles Zentrum mit Meditationsangeboten und Andachtsräumen einrichten. Auch ein Tempel ist auf dem rund 20.000 Quadratmeter großen Gelände geplant. Das sei aber eher ein langfristiges Projekt, sagt Santuttho Bhikkhu bei einer Führung. Proteste der Bevölkerung, ähnlich wie beim Bau der Heinersdorfer Moschee vor einigen Jahren, fürchtet er nicht. "Wir haben gute Beziehungen zu unseren Nachbarn. Die Menschen sind eher froh, dass auf dem Areal hier etwas passiert."

Der Brandschutz bereitet Probleme beim Umbau

Zunächst soll das Haupthaus renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Arbeiten haben bereits begonnen, verzögern sich aber immer wieder, weil die Bauauflagen mit den Wünschen der Mönche nicht immer in Einklang zu bringen sind. Das größte Problem ist derzeit der Brandschutz. In dem zweigeschossigen Bau führt beispielsweise eine Holztreppe ins Obergeschoss, ein Umbau wäre mit erheblichen Kosten verbunden. Einen Termin für die Fertigstellung mag Santuttho Bhikkhu nicht voraussagen. Am 22. Mai soll auf dem Gelände des Klosters aber in jedem Fall gefeiert werden. Denn dann steht ein hoher buddhistischer Feiertag an. "Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, mit uns zu feiern und zu essen."

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