Das Wasserloch von Steglitz-Zehlendorf: Drei Brunnen - ein Geheimnis
Kürzlich berichteten wir über den Brunnen am Mexikoplatz, wo kein Wasser fließt. Jetzt stellt sich heraus: In den bezirklichen Brunnen sind große Mengen Wasser verschwunden und niemand weiß warum. Eine Bezirksposse.
Offenbar passieren geheimnisvolle Dinge in Steglitz-Zehlendorf, und niemand kann sie sich erklären. Es geht um Brunnen, und bei diesem Thema sind die Zehlendorfer ohnehin immer sehr wachsam. Denn spätestens wenn es Frühling wird und wärmer, dann wollen sie, dass das Wasser in ihren sehr schönen Brunnen sprudelt. Aber in einigen sprudelt nichts. Kein Tropfen. Und es ist schon Sommer.
Es sind Wassermengen in der Größe eines Schwimmbades einfach verschwunden, musste das Bezirksamt am Mittwochabend während der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bei der Beantwortung von zwei Kleinen Anfragen offenbaren. „Wir haben keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte“, sagte die Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto von den Grünen, und als sie das sagte, guckten sich alle im Saal verständnislos an.
Im speziellen Fall geht es um die Brunnen am Mexikoplatz, Hermann-Ehlers-Platz und am Sderotplatz. Allerdings, noch ein Geheimnis, sei das Wasser nur aus einem der drei Brunnen verschwunden. Markl-Vieto konnte aber nicht sagen, welcher denn nun betroffen sei vom möglichen Wasserklau. Und weil nun zunächst einmal geklärt werden muss, was überhaupt genau passiert ist, fließt offenbar bei allen drei Brunnen bis auf weiteres kein Wasser.
Die wenigen Zuschauer im Rathaus-Saal fragten sich, ob der Bezirk leckt oder ein unheimlicher Wasserdieb mit einem Tankwagen unterwegs ist? Bereits im April wollte der Tagesspiegel nach einem Leserhinweis wissen, warum das Wasser am Mexikoplatz nicht fließt. Damals konnten mehrere angefragte Mitarbeiter in verschiedenen Stellen des Bezirksamts die Frage nicht beantworten. Der Leser musste sich weiter ärgern.
Die Grünen-Stadträtin erklärte nun: „Durch den Verlust der exorbitanten Wassermengen sind sehr hohe Kosten entstanden.“ Der sogenannte Brunnensponsor, der die Brunnen im Auftrag des Bezirkes unterhält und dafür als Gegenleistung eine Werbefläche bekommt – in diesem Fall die Firma Ströer – müsse nun nachjustieren. Die vertraglich vereinbarten Kosten im Laufe der letzten Jahre seien bereits erreicht.
Damit der Brunnensponsor das Wasser wieder fließen lasse, müsse der Bezirk ihm aber eine zusätzliche Werbefläche zur Verfügung stellen. Sagte Markl-Vieto. Diese Option stehe im Vertrag. Aber natürlich gibt es bürokratische Hürden und Hindernisse: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt plane gerade, die Zahl der Werbeaufsteller in Berlin neu zu ordnen.
Deshalb seien die Bezirke derzeit aufgefordert, keine neuen Werbeträger zuzulassen. Und deshalb sagte die Bezirksstadträtin mit Unschuldsmiene: „Uns sind die Hände gebunden.“ Mit dieser Erklärung wollte sich CDU-Fraktionschef Torsten Hippe nicht abgeben und fragte: „Wenn das Wasser aber verschwunden ist, liegt das doch in der Verantwortung des Vertragspartners, nicht in der des Bezirkes.“ Und dann schob er nach: „Und wer hat denn die Überwachung des Brunnenbetriebes durchzuführen?“ Belustigtes Raunen im Bürgersaal, dabei bilden CDU und Grüne in der BVV ja eine Zählgemeinschaft.
Die Autorin ist freie Journalistin und lokale Reporterin auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels aus dem Südwesten. Sie wohnt in Steglitz-Zehlendorf und schreibt unter anderem für die Evangelische Wochenzeitung "dieKirche".