BVB-Pokalparty am Breitscheidplatz: Dortmund-Fans dürfen am "Fantreffpunkt" feiern
Aus Sicherheitsgründen wurde das von der AG City geplante Fanfest zum DFB-Pokalfinale abgesagt - trotzdem soll am Breitscheidplatz ab 10 Uhr in Schwarzgelb gefeiert werden. Die Polizei werde einen "Fantreffpunkt" ermöglichen, teilte die Senatsinnenverwaltung mit. Borussia Dortmund bestätigte die Einigung.
Das von der AG City geplante Fanfest von Borussia Dortmund am Breitscheidplatz wird nicht stattfinden - und trotzdem sollen am Samstag mehrere zehntausende Fußballfans am Breitscheidplatz feiern können. Die Polizei werde "in jedem Fall die erforderlichen Maßnahmen treffen, um den Fantreffpunkt zu ermöglichen", teilte die Senatsinnenverwaltung am Donnerstagnachmittag mit. "Wir sind derzeit in intensiven Abstimmungen mit dem BVB, dem Bezirk und den Sicherheitsbehörden, um einen Weg zu finden", sagte eine Sprecherin. Wie dieser Weg genau aussieht, war zu diesem Zeitpunkt unklar.
Den ganzen Tag über wurden E-Mails zwischen Senatsinnenverwaltung, Bezirksamt Charlottenburg, Polizei und Feuerwehr hin- und hergeschickt. Unterlagen wurden gewälzt, Telefonate geführt, Argumente ausgetauscht. Offenbar wurde auch der Fußballverein Borussia Dortmund in die Planungen mit einbezogen - die AG City hingegen nicht. "Wir haben den ganzen Tag nichts von den Behörden gehört", sagte Jennifer Woelki, Geschäftsstellenleiterin der AG City, dem Tagesspiegel am Donnerstagnachmittag. Zuvor hatte die AG City mitgeteilt, dass man für Gespräche zur Verfügung stehe - offenbar ohne Erfolg.
Gegen 17.15 Uhr meldete Borussia Dortmund per Twitter und Facebook: "Der Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche ist auch in diesem Final-Jahr wieder der zentrale Treffpunkt für alle BVB-Fans in der Bundeshauptstadt. Nach intensiven Gesprächen ist es Borussia Dortmund gelungen, dass der Fantreffpunkt wie geplant ablaufen kann. Am Freitag und Samstag schüren wir jeweils ab 10 Uhr morgens die maximale Vorfreude aufs Pokalfinale: 1909 Prozent Adrenalin!"
Streit zwischen Innenverwaltung und AG City
Eigentlich wollte die AG City das Fanfest für geschätzte 75.000 BVB-Anhänger zum DFB-Pokalfinale am Sonnabend steigen lassen. Doch der Veranstalter sagte die Riesenparty am Breitscheidplatz am Mittwochabend, nur drei Tage vor dem Fest, ab - und übte im Anschluss harte Kritik an der Senatsinnenverwaltung. Der Vorwurf der AG City: Erst am Dienstag sei dem Veranstalter mitgeteilt worden, dass "weitere Sicherheitsauflagen in Form einer Einzäunung des gesamten Veranstaltungsgeländes mit zwei Meter hohen, massiven Zäunen notwendig sind", wie es in einer Erklärung vom Mittwochabend hieß.
"Wir sind sehr verwundert über die kurzfristigen neuen Sicherheitsanforderungen, die uns gestellt wurden", hatte Woelki am Donnerstagvormittag gesagt. Es habe im Vorfeld regelmäßig Gespräche mit den Behörden über das Fanfest gegeben, von einem neuen Sicherheitszaun sei dabei nie die Rede gewesen - bis zum Anruf der Senatsinnenverwaltung am Dienstag.
Die Senatsinnenverwaltung sah das ganz anders: Die AG City sei sehr wohl schon während der Vorgespräche über die Auflagen informiert worden. "Die hohen Zäune sind ab 5000 Besuchern vorgeschrieben, das war von Anfang an klar", sagte eine Sprecherin. "Die Besucherströme sollen kanalisiert werden, außerdem soll so verhindert werden, dass Böller und Glasflaschen auf das Gelände gelangen."
Die AG City habe aber allerdings nur etwa 1,20 Meter hohe Gitterzäune aufstellen wollen - entweder das übliche Polizeigitter (auch "Hamburger Gitter" genannt) mit festem Fuß oder das so genannte "Mannheimer Gitter", das im Fall einer Massenpanik leichter entfernt werden kann. Solche Absperrungen betrachtete die Polizei jedoch als "nicht ausreichend", sagte deren Sprecher Thomas Neuendorf dem Tagesspiegel.
Bei Großveranstaltungen müssten "schon seit Jahren" höhere Zäune aufgestellt werden, ergänzte Neuendorf. Er verwies auf die Loveparade-Katastrophe in Duisburg 2010, die den Blick geschärft habe: "Spätestens seit Duisburg ist klar, dass niemand von Sicherheitsstandards abrückt oder sie herabsetzt." Neuendorf verwies auch darauf, dass das für den April geplante Nisan-Kinderfest aus dem gleichen Grund abgesagt worden sei.
Sicherheitskonzept ging erst vergangenen Freitag bei der Polizei ein
"So kurz vor einer Veranstaltung ist es kaum noch zu schaffen, massive Zäune zu besorgen, alle Pläne zu ändern und auch alle Verkehrspläne neu zu gestalten", hatte Woelki bemängelt. Allerdings hatte die AG City ihr Sicherheitskonzept laut Polizeisprecher Neuendorf auch erst am Freitag letzter Woche eingereicht. Am Dienstag, unmittelbar nach dem Pfingstwochenende also, habe die Polizei die Senatsinnenverwaltung auf die unzureichende Einzäunung hingewiesen - woraufhin der Anruf bei der AG City erfolgt sei.
In Dortmund war man sich ohnehin den ganzen Donnerstag über sicher, dass die Party in der City West steigen würde. "Borussia Dortmund geht entgegen anders lautender Pressemeldungen auch weiterhin davon aus, sein Fanfest rund um den Breitscheidplatz in Berlin feiern zu können", teilt der Verein am Donnerstagvormittag auf seiner Website mit. Über die Absage durch die AG City hätten "bisher weder der Berliner Senat noch der DFB" die Dortmunder offiziell informiert. "Wir bleiben ganz im Sinne der sich auf ein schwarzgelbes Fußballfest freuenden BVB-Familie am Ball!" In den sozialen Medien hatten viele BVB-Fans angekündigt, in jedem Fall vor dem Pokalfinale am Breitscheidplatz feiern zu wollen.
Die Alternativparty in Tempelhof ist schon ausverkauft
Rund 30 000 Dortmund-Fans werden sich auf jeden Fall das Endspiel auf einer Leinwand am ehemaligen Flughafen Tempelhof ansehen. Und mehr werden können es auch nach der Absage des Festes am Breitscheidplatz nicht. Das Sicherheitskonzept lasse mehr als 30 000 Besucher auf dem per Zaun von der übrigen Freifläche abgetrennten Gelände zu, hatte Irina Dähne, die Sprecherin der Tempelhof Projekt GmbH, gesagt. Um mehr Besucher aufzunehmen, müsste der Zaun versetzt werden - dies sei aber nach dem Tempelhof-Gesetz nicht möglich.
Zaungäste haben nach Dähnes Angaben in Tempelhof kaum eine Chance, das Spiel von außen auf der Leinwand zu sehen. Sie sei von draußen schlecht erkennbar, so Dähne. Die Wand müsse so aufgestellt werden, dass die – zahlenden – Besucher auch bei Tageslicht ihre Spieler gut erkennen könnten. Die Karten sind bereits ausverkauft.
Die Polizei richtet sich außerdem auf mehrere zehntausend BVB-Fans in der Innenstadt ein, ein erheblicher Teil auch zwischen Europacenter und Gedächtniskirche. Allerdings geht Sprecher Neuendorf nun davon aus, dass sich die Besucherströme besser verteilen werden. "Es findet kein Bühnenprogramm statt, es gibt keine Buden." Sollte es dennoch voll werden, könne man immer noch kurzfristig den Verkehr umleiten, um die Sicherheit der Fans zu gewährleisten. Eins ist klar: "Es sind alle herzlich willkommen in Berlin."
Warum Fans so gern am Ku'damm feiern
Polonaise auf dem Ku'damm, Erfrischungsbad im Wasserklops: Schon immer trafen sich Fußballfans auf dem Breitscheidplatz, nicht nur beim DFB-Pokalfinale, das ja seit 1985 in Berlin stattfindet. Logisch, hier kamen in West-Berlin die Sonderzüge der Fans "aus Westdeutschland" an, von hier ging es schon immer auf dem kürzesten Weg mit der U-Bahn zum Olympiastadion (die S-Bahn rollt ja erst seit 1998 wieder zum Olympiastadion).
Ob nun Bierbuden oder Toiletten dort standen, war den Fans herzlich egal: Der Getränkemarkt am Bahnhof Zoo ist gefühlt immer geöffnet, überall gibt es Kioske, Pubs und Kneipen - wer erinnert sich noch an "Holst am Zoo"? - , hier konnte angestoßen werden, hier schallen die Fangesänge so schön laut. Und wer mag, kann auch noch mal beten gehen. Und nach laaaaaaanger Nacht war der Weg ins Hotelbett auch nicht sehr weit.