Al-Quds-Tag in Berlin: Deutlich weniger Israelfeinde als angenommen
Rund 650 Israelfeinde ziehen am Samstagnachmittag über den Kurfürstendamm - deutlich weniger als erwartet. Solidarität mit Israel drücken zahlreiche Gegendemos aus, auch der israelische Botschafter äußerte sich.
Auch in diesem Jahr gab es zum sogenannten Al-Quds-Tag eine israelfeindliche Demonstration auf dem Kurfürstendamm. Am Samstagnachmittag zogen die Teilnehmer vom Adenauerplatz in Richtung Wittenbergplatz.
Zum vereinbarten Treffpunkt war die Lage noch verblüffend ruhig. Statt der angemeldeten 2500 waren nur rund 200 Demonstranten am Treffpunkt - damit waren sie selbst zu den etwa 600 Polizisten deutlich in der Unterzahl. Die Polizei hatte ebenfalls mit deutlich mehr Teilnehmern gerechnet und auch Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein hinzugezogen. Das führte dazu, dass selbst der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt sich ausweisen musste, als er in Zivil nach dem rechten sehen wollte. Die Polizisten aus dem Rheinland erkannten ihn nicht.
Als sich der Demo-Zug gegen 16 Uhr in Bewegung setzte, waren etwa 700 Demonstranten zusammengekommen.
Wie schon im vergangenen Jahr schrien sie die Parole "Kindermörder Israel", was im Gegensatz zu anderen Parolen erlaubt ist.
Viele Demonstranten schwenkten libanesische und palästinensische Flaggen und trugen das Konterfei des früheren iranischen Revolutionsführers Ajatollah Khomeini. Auf Plakaten forderten sie "Freiheit für Palästina". Jürgen Grassmann von der al-Quds-Arbeitsgruppe distanzierte sich von Neonazis und Rechten, ebenso wie vom sogenannten Islamischen Staat. Die libanesische Hisbollah jedoch unterstützte er ausdrücklich.
Schon zuvor hatten in der Nähe zahlreiche Gegendemonstrationen stattgefunden, beispielsweise am Wittenbergplatz gegenüber vom Kadewe. Gegner der Israelfeinde schwenkten Regenbogenfahnen und israelische Flaggen. Gegen 18 Uhr ging die Al-Quds-Demo friedlich und ohne Zwischenfälle zuende.
Vom israelischen Botschafter Yakov Hadas-Handelsmann wurde auf Twitter das Zitat verbreitet: "Seit Jahren dürfen mitten in Berlin Hass und Intoleranz gepredigt werden - Schande!"
Auch etliche Politiker wie die Grünen-Abgeordneten Benedikt Lux und Özcan Mutlu sowie Hakan Tas (Linke) waren bei den Gegendemonstrationen.
Der Al-Quds-Tag, der jährlich gegen Ende des Ramadans stattfindet, war 1979 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Khomeini eingeführt worden, um Hass auf Israel zu schüren und für die angebliche Befreiung von Al-Quds zu demonstrieren - al-Quds . Auch in Berlin wurde in den vergangenen Jahren immer wieder offen gegen Israel gehetzt. Für die diesjährige Al-Quds-Demonstration sind rund 2500 Teilnehmer angemeldet worden. Bei den Gegendemonstrationen werden insgesamt 1000 Menschen erwartet.
Im vergangenen Sommer war wegen des damaligen Gaza-Krieges die Situation bereits vor dem Al-Quds-Tag in Berlin enorm angespannt und aufgeheizt. Bei pro-palästinensischen Demonstrationen waren israelfeindliche Parolen und antijüdische Schmähungen gerufen worden, auf die die Sicherheitsbehörden zunächst nicht reagierten. Dafür war die Polizei heftig kritisiert worden.
Frank Henkel: "Berlin nimmt antisemitische Hetze nicht hin"
Am Al-Quds-Tag selber blieb es 2014 weitgehend friedlich. Die Versammlungsbehörde hatte etliche Auflagen verfügt. An den Gegendemonstrationen beteiligten sich parteiübergreifend etliche Berliner Politiker, um ihre Solidarität mit Israel zu zeigen.
„Die Berliner Polizei wird auch in diesem Jahr alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Hasspropaganda zu unterbinden, und die Auflagen konsequent umsetzen. Antisemitische Hetze wird Berlin nicht hinnehmen”, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) vor der Demonstration dieses Jahr. „Wir werden uns stets mit aller Macht gegen diejenigen stellen, die gegen Juden hetzen, Gewalt verherrlichen oder Aktionen gutheißen, die auf die Vernichtung eines Volkes gerichtet sind.“
Sigrid Kneist, Jörn Hasselmann