zum Hauptinhalt
Das Tor des Festsaal Kreuzbergs wird sich an dieser Stelle wohl nie wieder für Besucher öffnen.
© dpa
Update

Bürogebäude statt Club: Das Ende für den Festsaal Kreuzberg

Nach dem großen Brand im Festsaal Kreuzberg und den Wiedereröffnungsbemühungen der Betreiber stehen in der Skalitzer Straße nun die Zeichen auf Abriss und Neubau – allerdings ohne die ehemalige Anlaufstelle im Berliner Nachtleben. Nun äußert sich auch der Bezirk.

Kreuzberger Nächte sind bekanntlich lang, die Feten im Festsaal Kreuzberg scheinen allerdings endgültig vorbei zu sein. Allerdings nicht, weil es den Betreibern an Energie gefehlt hätte weiterzumachen und nach dem verheerenden Brand 2013 noch mal von vorne anzufangen. Sondern weil sich offenbar die Pläne des Eigentümers geändert haben.

Mehr als ein gutes Jahr hatten die vier Betreiber Christoph Nahme, Ingo Ohm, Christopher Schaper und Björn von Swieykowski auf ein Ziel hingearbeitet: Den Festsaal Kreuzberg nach dem großen Brand wieder aufzubauen und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Nun allerdings erklärt von Swieykowski: „Der Eigentümer hat uns schriftlich mitgeteilt, dass er uns nicht mehr als Mieter haben möchte und stattdessen den Bau eines fünfstöckigen Bürogebäudes plant.“ Damit seien nun die monatelangen Verhandlungen mit dem Eigentümer – der für eine eigene Stellungnahme am Montag nicht erreichbar war – gescheitert, obwohl es laut den Betreibern die Zusage für einen Wiederaufbau gegeben habe.

Festsaal-Betreiber: "Wir prüfen rechtliche Schritte"

Swieykowski zufolge seien die Verhandlungen um den Neubeginn auf dem Grundstück in der Skalitzer Straße 130 in den vergangenen Monaten immer skurriler geworden. Während die Festsaal-Betreiber detaillierte Kompromissvorschläge gemacht hätten, damit der Party- und Konzertort an gleicher Stelle weitermachen kann, habe der Eigentümer von seinem „Palais“ gesprochen. Die Zuversicht, dass der Festsaal von Neuem beginnen könne, sei in den letzten Monaten immer geringer geworden. Bis nun am Ende vergangener Woche die Mitteilung kam, dass der Festsaal als Mieter nicht mehr erwünscht sei. „Wir prüfen nun rechtliche Schritte, weil ja noch ein langjähriger Mietvertrag besteht“, sagt von Swieykowski. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 2013 hatte ein verheerendes Feuer den Festsaal komplett zerstört. Ein Fehler in der Elektrik hatte den Brand an einem Samstagabend ausgelöst, kurz vor Beginn einer Veranstaltung. Dass niemand zu Schaden kam, glich einem Wunder.

Das Brandschutzgutachten wäre der letzte Schritt Richtung Neubeginn gewesen

Allerdings konnte auch die stundenlange Brandbekämpfung der Feuerwehr nicht verhindern, dass nur noch die Grundmauern des beliebten Clubs übrigblieben. Ein Totalschaden, wie sich am nächsten Morgen zeigte. Ein Wiederaufbau war zunächst fraglich, weil der Hauptmieter nicht versichert war und somit das Geld für den Neubeginn fehlte. Die Festsaal-Betreiber, selbst lediglich Untermieter, starteten daraufhin eine Crowdfunding-Aktion. Über Spenden kamen innerhalb von 91 Tagen 32 219 Euro zusammen. Es sollte ein Grundstein für den Wiederaufbau sein, notwendige Gutachter, Anwälte und Architekten bezahlen. Als Letztes hätte von diesem Geld das Brandschutzgutachten bezahlt werden sollen. Es wäre der letzte Schritt in Richtung Wiederaufbau gewesen, denn alle anderen Baugutachten waren bereits durchgebracht worden.

Bezirk würde sich Festsaal am gleichen Standort wünschen

Den Wunsch mit dem Festsaal Kreuzberg weiterzumachen, will Swieykowski noch nicht aufgeben. „Wir hatten mit unserem Konzept von einem Ort für Musik, Partys und Lesungen bis jetzt Erfolg und wollen dies für die urbane Vielfalt in Kreuzberg auch weiterführen.“ Wohin es mit dem Festsaal Kreuzberg gehen könnte, ist aber unklar. „Wir werden uns umschauen nach einem geeigneten Ort“, sagt Swieykowski. Doch ob sie ihn finden werden, sei ungewiss. Unterstützung erhoffen sich die Betreiber auch vom Bezirk und der Senatsverwaltung.

Baustadtrat Hans Panhoff sieht allerdings keine Möglichkeit, dass der Bezirk auf der Suche nach einem alternativen Standort helfen kann: „Wir haben keine geeignete Immobilie.“ Auch was die gescheiterten Verhandlungen angeht, sieht er keine Handlungsmöglichkeit: „Wir würden uns zwar wünschen, dass der Festsaal Kreuzberg bleiben kann, doch wir können uns nicht in die privatrechtlichen Belange der beiden Parteien einmischen.“

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.

Zur Startseite