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Die Mega-Warteschlange am Kladower Hafen. Etliche Ausflügler kamen bis zum Abend nicht mehr an Bord.
© André Görke

Berlin zwischen Wannsee und Kladow: Das Boot ist voll: Wenn Hunderte auf die BVG-Fähre wollen

Die Wannsee-Fähre ist bei schönem Wetter schon mal überlastet. Die BVG sieht das Schiff als Verkehrsmittel, viele Passagiere als Ausflugsdampfer.

Das Wetter sensationell gut – aber die Warteschlangen so lang, dass die sonnige Laune rasch verflog und längst nicht jeder an Bord kam: Berlins sechs BVG-Fähren waren am Himmelfahrtstag rappelvoll, vor allem die F10 zwischen Wannsee und Kladow konnte den enormen Andrang nicht mehr bewältigen, obwohl sie stündlich pendelt und 400 Passagiere sowie 180 Räder mitnehmen kann.

Den ganzen Hafenkai entlang bis zurück nach Alt-Kladow stauten sich am Nachmittag Ausflügler mit Kind und Kegel, die zurück nach Wannsee wollten. „Das war ein unglaublich belebter Start in die Sommersaison unserer Fähren“, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner. Und an diesem Wochenende wird’s wohl erneut turbulent an den Fähranlegern: Hoch Peter bleibt Berlin treu bis Montag mit Sonne satt und 25 Grad Celsius, verspricht der Wetterdienst „Meteogroup“.

Den ersten frühsommerlichen Ansturm hatte vor einer Woche bereits die Bahn zum Start des Baumblütenfestes in Werder erlebt. Überfüllte Waggons, Quetschen und Schieben auf den Bahnsteigen – die Fahrt dorthin war kein Vergnügen. Aber im Gegensatz zur BVG konnte die Bahn flexibel reagieren. Kaum hatte das Schöne-Wetter-Drama begonnen, setzte sie umgehend mehr Züge ein. Und daran hält sie fest bis zur letzten Stunde der Werderaner Sause am kommenden Sonntag.

Für zahllose Passagiere ist sie ein Ausflugsdampfer

„Das geht bei uns nicht, wir haben nur sechs Fähren, Verstärkung ist nicht drin“, heißt es dagegen bei der BVG. Und ist offenbar auch nicht geplant. Die mit Abstand größte Fähre schippert traditionell über den Wannsee, das jetzige Boot wurde 2014 in den Dienst gestellt. Es ist zwar im Auftrag der BVG unterwegs, gehört aber der Stern- und Kreisschifffahrt und wird von deren Mannschaft betrieben.

Seit langer Zeit ist das größte Problem dieser Linie, dass viele Berliner sie völlig anders nutzen als die BVG dies vorsieht: Die F10 ist aus Sicht der Planer schlicht ein „Verkehrsmittel zwischen Wannsee und Kladow“, so etwas wie ein schwimmender BVG-Bus. Für zahllose Passagiere ist sie dagegen ein Ausflugsdampfer, mit dem man zum Spaß jeweils rund 20 Minuten über den Wannsee hin- und her schippert.

Das erhöht den Andrang und bringt viel Ärger: Selbst Familien mit Kindern wurden am Himmelfahrtstag zurückgelassen. Sie mussten nach 19 Uhr, als die letzte Fähre ohne sie ablegte, zusehen, wie sie per Bus und Bahn über Spandau und die Heerstraße zurück in die West-City kamen. Alle anderen BVG-Fähren werden von der Weißen Flotte Stralsund betrieben.

Sie pendeln über Spree, Dahme und Müggelspree im Osten der Stadt. Die F11 verbindet Oberschöneweide mit Baumschulenweg, die F23 tourt kreuz und quer über die Müggelspree, die F12 verbindet Wendenschloss mit Grünau, die F21 Schmöckwitz mit der Großen Krampe/Müggelheim. Und dann gibt es noch „Paule III“ oder F24, die Allerkleinste für maximal acht Passagiere oder vier Gäste, jeweils mit Rad. Seit dem 1. Mai treibt Fährmann Ronald Kebelmann das Ruderboot wieder bei Rahnsdorf über die Müggelspree.

Mehr als eine halbe Stunde musste man sich gedulden

Rund 12 Schläge braucht der 62-Jährige für jede Überfahrt. Er macht das seit 2003 von Mai bis Oktober jeweils an Wochenenden und Feiertagen. Doch am Himmelfahrtstag bekam selbst Kebelmann trotz aller Routine Schwielen an den Händen. Die Warteschlange stand vom Anleger an der Kruggasse bis zur Dorfkirche hinauf.

Mehr als eine halbe Stunde musste man sich gedulden. Langweilig wurde es aber kaum jemandem: Direkt neben dem BVG-Schild mit der Aufschrift „Überfahrt zum Kurzstreckentarif“ liegt der Biergarten der Rahnsdorfer Fischerei. Dort gingen so viele Fischbrötchen über den Tresen wie sonst nur im Hochsommer. Was Kebelmann zwischen 11 und 19 Uhr geleistet hat? „Na ja, 400 Ausflügler und 180 Radler hab’ ich übers Wasser gebracht“, sagt er.

Berlins Mini- Fähre Paule III in Rahnsdorf.
Berlins Mini- Fähre Paule III in Rahnsdorf.
© dpa

Wer sich lieber selbst in die Riemen legt, brauchte am Himmelfahrtstag gleichfalls Geduld. Ob am Neuen See im Tiergarten, in der Köpenicker Altstadt oder am Müggelsee-Hafen in Friedrichshagen – Ruderboote waren heiß begehrt.

In den Schwimmbädern ist es noch entspannt

Und überhaupt: Vor dem Vergnügen heißt es derzeit auch zu Lande bei herrlichem Wetter Schlangestehen. Zum Beispiel im Britzer Garten. Zehntausende lockt seit einer Woche die Farbenpracht des Publikum-Klassikers „Tulipan“, ein Tulpenparadies unter blühenden Obstbäumen. Am Britzer Damm stockte zeitweise der Verkehr. Zu viele Besucher suchten Parkplätze.

Nur in Berlins Schwimmbädern passiert man noch ganz entspannt die Kassen. „Kein Wunder“, sagt Vize-Chef Steve Kleinschmager vom Strandbad Wannsee. „Der See ist noch kühl, 13 Grad Celsius. Dafür kamen schon recht viele Gäste.“

Bleibt Hoch Peter wie versprochen stabil, so beginnt der Mai 2016 ungewöhnlich warm. „Normal sind 19 bis 20 Grad“, sagt Claudia Salbert von Meteogroup. Und fügt hinzu: „Wer jetzt in Berlin ist, kann sich freuen. Über Spanien liegt Tief Xandrea. Dort ist es wechselhaft und empfindlich kühl.“

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