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Technik, die nicht alle begeistert. Die Musikbühne des IFA-Fests auf dem Breitscheidplatz im September 2014.
© Jürgen Sendel / Picturebild / Ad Agenda

Berlin-Charlottenburg: Breitscheidplatz bleibt große Festmeile

Bezirkspolitiker beklagen zu viel Remmidemmi auf dem Breitscheidplatz, sie wollten die Zahl der Veranstaltungen begrenzen. Daraus wird erst einmal nichts – aber das Niveau soll steigen.

Krach in der City West, und das nicht erst seit gestern: An 150 Tagen pro Jahr gebe es Veranstaltungen auf dem Breitscheidplatz, rechnete Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte SPD) einst vor – speziell im Sommer gebe es „fast keine Zeit mehr, zu der man den Platz frei erleben kann“. Also wurde ein Beirat einberufen, der im Dezember erstmals über die Genehmigung umstrittener Feste beriet.

Doch jetzt bleibt vorerst alles beim Alten. Das zeigte die jüngste Sitzung des BVV-Wirtschaftsausschusses, zu der die Ausrichter des Ostermarkts, des Sommerfestes „Summer in the City“ und des Events „Berlin celebrates IFA – die Trendshow am Kurfürstendamm“ eingeladen waren. Nachdem alle Gäste versichert hatten, das Niveau ihrer Veranstaltungen zu steigern, verzichtete der Ausschuss auf Einschränkungen.

Die Technik-Party zur Funkausstellung soll nicht so weitergehen

Allerdings steht „Berlin celebrates IFA“ unter Bewährung. Nicht nur der Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Christoph Wapler, zeigte sich „enttäuscht vom Konzept“ des Festes anlässlich der Internationalen Funkausstellung im September, bei dem Produktpräsentationen von Technikherstellern eine maßgebliche Rolle spielen. „Einmal noch“ wolle man der Agentur Ad Agenda, die mit der AG City kooperiert, eine Chance geben.

Sein Fraktionskollege Roland Prejawa, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, fand: „In einer technikaffinen Welt ist ein Technik-Event interessant.“ Allerdings komme es auf die Einbeziehung der Besucher an: „Interaktion ist besser als Großplakate.“

„Wir brauchen Samsung nicht“

Die SPD kritisierte die „zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raums“. Es handele sich um „keine Aufwertung“ der City West: „Wir brauchen Samsung nicht.“ Der südkoreanische Technikkonzern war mit seiner Werbung auf dem Breitscheidplatz am auffälligsten, vor allem beim Auftakt im September 2013. Ein Jahr später beteiligten sich ein paar mehr Aussteller der Funkausstellung. 2015 fiel „Berlin celebrates IFA“ aus, weil gleichzeitig die „Berliner Seniorenwoche“ den Breitscheidplatz einen Tag lang für ihre Auftaktveranstaltung beanspruchte. Das Bezirksamt gab dieser den Vorzug.

„Ein dritter Versuch lohnt nicht“, fand Stadtrat Schulte. Es sei denn, die Funkausstellung würde „wirklich in die Stadt getragen“, etwa durch ein Programm wie beim IFA-„Sommergarten“ auf dem Messegelände.

Nun betonte Ad-Agenda-Geschäftsführer Jörg Drischmann, man wolle noch mehr Aussteller ins Boot holen und die Zusammenarbeit mit der Messe Berlin intensivieren. Im Übrigen gebe es keine Verkaufsbuden, man stelle moderne Technik vor und stärke so das Image der City West. Die CDU fand dies unter der Voraussetzung einer „engeren Verzahnung“ mit der Funkausstellung „grundsätzlich unterstützenswert“.

Messe-Chef Christian Göke hatte dem Bezirk geschrieben, es handele sich um ein „gemeinsames Projekt“. Offiziell sei die Messegesellschaft aber nicht Mitveranstalter, stellte Stadtrat Schulte klar. Am Ende stimmten nur Siegfried Schlosser (Piratenfraktion) und Evelyn Andres (SPD) dagegen, die Genehmigung nochmal zu erteilen.

Ostermarkt wirkte fast wie der Weihnachtsmarkt

Auf der Kippe stand auch der Ostermarkt. Abgesehen vom Namen ähnele dieser doch sehr dem Weihnachtsmarkt, lautete die einhellige Kritik. Stephan Mentel, Vorstandsmitglied des Schaustellerverbands Berlin, verteidigte den Markt, der in diesem Jahr zum fünften Mal stattfinden soll. Man verbessere ihn stetig. Flächen für die Händler seien reduziert worden, um mehr österliche Dekorationen zu bieten.

Beim Fest „Summer in the City“ repräsentieren Fotoplakate einige Städte wie London.
Beim Fest „Summer in the City“ repräsentieren Fotoplakate einige Städte wie London.
© Cay Dobberke
Auch ein Windmühlen-Imbiss gehört zum Sommerfest.
Auch ein Windmühlen-Imbiss gehört zum Sommerfest.
© Cay Dobberke

Auch für die Sommerparty gibt es neue Ideen

Am leichtesten hatten es die Organisatoren des „Summer in the City“. Projektleiter Bernd Andrich, der dem Beirat der AG City angehört und früher Manager im Neuen Kranzler-Eck war, kündigte eine bessere Gestaltung neben der Budapester Straße, einen „thematischen Ausbau der Erlebnisbereiche“ und mehr Straßenkünstler an. Er habe darüber soeben mit dem Mitveranstalter Bergmann Event gesprochen. Auf Anregung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) plane man diesmal eine Kooperation mit Berlins argentinischer Partnerstadt Buenos Aires.

Die Idee bei „Summer in the City“, Boulevards in aller Welt vorzustellen, entspreche dem in der Satzung der AG City verankerten Anspruch, Städtepartnerschaften zu fördern. Zum Begleitprogramm gehöre immer eine Tagung mit Vertretern der Einkaufsstraßen.

Am Sommerfest sind die anderen Städte bisher nicht direkt beteiligt. Repräsentiert werden sie auf Fotowänden, mit kulinarischen Spezialitäten und landestypischer Musik. „Summer in the City“ ist vom 5. bis 21. August geplant. Eine Verkürzung, die von der SPD angeregt wurde, lehnte Andrich ab. Man benötige drei umsatzstarke Wochenenden.

Zum „Beirat Breitscheidplatz“ gehören Stadtrat Schulte sowie Vertreter der BVV-Fraktionen, des Regionalmanagements City West, der AG City, des Schaustellerverbands, des Europa-Centers, der Einkaufspassage Bikini Berlin, der Gedächtniskirche und des Ordnungsamts.

Was wird aus dem Fanfest zum DFB-Pokalfinale?

Das Gremium diskutiert auch über andere Veranstaltungen wie das Berliner Drehorgelfest im Juli, das im Wirtschaftsausschuss aber noch kein Thema war.

Offen blieb auch, wie es mit dem beliebten, aber nicht unumstrittene Fußball-Fanfest anlässlich des DFB-Pokalfinals (mit Zaun, ohne Zaun?) weitergeht. Diesmal könnte sich erstmals seit 35 Jahren sogar Hertha BSC für das Endspiel qualifizieren.

Der AG-City-Vorsitzende Klaus-Jürgen Meier sagte auf Nachfrage, man warte noch ab, wer ins Finale gelangt. Denn bei einem Spiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund verlange die Polizei wohl mehr Sicherheitsmaßnahmen als bei einer anderen Konstellation.

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