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Glasklar. Der Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni gehört mittlerweile zu Berlin wie die Siegessäule ein paar hundert Meter entfernt.
© imago/Bernd Friedel/Allerlei

Kunst und Krempel in Charlottenburg: Berlins bekanntester Trödelmarkt öffnet für Hobby-Händler

Der Flohmarkt an der Straße des 17. Juni wagt ein "Experiment": Auf dem dazugehörigen Kunstmarkt hatten bisher nur professionelle Händler ihre Waren angeboten, jetzt verkaufen dort auch Privatleute.

Kein Wochenende in Berlin, an dem nicht irgendwo getrödelt wird, also nicht im Sinne von Zeit lassen, sondern vom Handel mit alten Dingen. Von Supermarkt bis Kiezinitiative – alle lassen gern mal die Tapeziertische aufstellen. Kein Wunder, dass die Märkte darauf reagieren, also die großen wie der an der Straße des 17. Juni. Dort startet jetzt ein Experiment, wie Michael J. Wewerka sagt, der den Trödelmarkt als ersten dieser Art in Berlin gegründet hat.

Seit 42 Jahren residiert dieser jedes Wochenende nahezu unverändert an der gleichen Stelle. Einige Meter weiter, am Einsteinufer, befindet sich Wewerkas Kunst- und Kunsthandwerkermarkt, auf dem an diesem Wochenende etwas Neues passiert, unter anderem weil sich das Trödelmarktgewerbe in Berlin stark verändert hat.

Mehr junges Publikum

„Die Konkurrenz ist sehr groß geworden“, sagt Wewerka. 20 Märkte sind es mittlerweile. Besonders die am Maybachufer oder im Mauerpark sind beliebte Anlaufpunkte, gerade für die jüngeren Leute. Und nicht nur die: Teilweise schätzen sogar Händler, die vormals bei Wewerka einen Stand gemietet haben, ihre Chancen höher ein, auf trendigen Design- und Kreativmärkten ihre Ware zu verkaufen. Das Image leidet. „Leider“, so Wewerka, „ist das allgemeine Empfinden, dass hier nur alte Leute sind und es zu teuer ist“.

Ein Platz für Selbstgetöpfertes

Daher startet er eben das „Experiment“, wie Wewerker sagt. Zukünftig können auf dem Kunst- und Kunsthandwerkermarkt, wo bislang nur professionelle Händler ausstellten, auch Privatleute ihre Werke präsentieren oder einfach Gebrauchtes aus dem Haushalt zu Geld machen. Von 10 bis 17 Uhr kann nun jeder dort verkaufen – ob Nippes oder Selbstgetöpfertes. „Im Grunde“, so fügt Wewerka hinzu, „ist es in gewisser Weise ein Lehrmarkt für den Kunstmarkt“. Doch Künstler für den Trödelmarkt zu gewinnen, ist wie „einen Sack Flöhe zu hüten“

Marathon und Velothon schmälern die Einnahmen

Zudem hat der Trödelmarkt noch das Problem, dass an den beiden Wochenenden, an denen der Velothon und der Marathon durch die Straße des 17. Juni ziehen, der Markt ausfällt. Der Platz wird wie am vorigen Wochenende für Umkleidekabinen und Versorgungsstationen genutzt. Wichtige Einnahmen gehen verloren. „Wir haben Auflagen der Stadt, dass wir den Platz dort nutzen können, wenn wir damit einverstanden sind, ihn für die Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen“, sagt Wewerka.

Von einem Problem will Wewerka dennoch nichts wissen. Viele Touristen kämen vorbei, der Markt sei weltbekannt. Und er erhofft sich einen zusätzlichen positiven Effekt davon, den Kunstmarkt mit jungen Talenten zu beleben. Ob aus dem Versuch ein dauerhaftes neues Konzept wird, soll sich nach dem Wochenende entscheiden.

Philipp Kiehl

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