zum Hauptinhalt
Am Ende vorn. Andreas Kümmert ist the Voice of Germany
© dpa

Berliner Chris Schummert wird Zweiter bei Castingshow: Andreas Kümmert ist the Voice of Germany

Chris Schummert hat es nicht geschafft. Der Berliner aus Steglitz-Zehlendorf unterlag im Finale der Castingshow the Voice of Germany dem Favoriten Andreas Kümmert. Am Ende lag Kümmert klar mit 44 zu 27 Prozent vorn.

Es war knapp, und es war spannend. Aber am Ende, die Uhr bewegte sich schon langsam in Richtung Mitternacht, hatte der Berliner Chris Schummert dann doch das Nachsehen. Die beiden Männer im Finale, der Berliner aus Steglitz-Zehlendorf und der Favorit, Andreas Kümmert, umarmten sich noch einmal, bis endlich um 23.23 Uhr das Ergebnis feststand. Deutlich mit 47,44 Prozent zu 27,4 Prozent lag Kümmert am Ende vorn und durfte nochmals alleine auf die Bühne, um seinen Song "simple man" zu performen. Ein Song, der nicht besser zu ihm passen könnte. Ein Sieger jedenfalls stand da fest, der ein bescheidener Mensch ist, zurückhaltend und so gar nicht passen will in die Glitzerwelt von Show und Stars. Das Format von The Voice macht solche Sieger erst möglich.

Andreas Kümmert war nach dem Halbfinale vor einer Woche erkrankt und musste alle Termine absagen. Am gestrigen Abend hinderte ihn dann aber kein Virus mehr daran, sich den von vielen erwarteten und wohl auch verdienten Sieg zu holen.

Der Gewinner wurde am Ende aus einer Kombination von Anrufen und Download-Zahlen ermittelt, zu den Songs, die die vier Finalteilnehmer bereits im Halbfinale als Single präsentiert hatten. Dritter wurde Judith van Hel mit 17,51 Prozent. Auf Platz vier kam die junge Debbie Schippers mit 7,5 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Knapp daneben ist auch vorbei. Der Berliner Chris Schummert konnte am Freitagabend das Finale von The Voice of Germany nicht gewinnen, aber er gehört dennoch zu den Siegern dieser Staffel. Wie erwartet konnte Andreas Kümmert die meisten Stimmen auf sich vereinen.
Knapp daneben ist auch vorbei. Der Berliner Chris Schummert konnte am Freitagabend das Finale von The Voice of Germany nicht gewinnen, aber er gehört dennoch zu den Siegern dieser Staffel. Wie erwartet konnte Andreas Kümmert die meisten Stimmen auf sich vereinen.
© dpa

Die Show hatte viele Highlights, auch wenn sich die Spannung - wie immer bei diesen Formaten mit extrem viel Werbung - leider nicht mit der immer länger werdenden Sendezeit halten lässt. Aber wenn die Finalisten im Duett mit internationalen Stars auftraten, dann waren das durchaus besondere Momente. Die 17-jährige Debbie Schippers hatte etwa einen tollen Auftritt an der Seite von Ellie Goulding, auch Judith van Hel und Tom Odell mit "Another Love" wurden gefeiert. Zu den besten Duos aber gehörten eben zweifellos auch Chris Schummert und Jams Blunt.

Musikshows dieser Art leben davon, dass das Publikum zu Hause und in der Halle sich im Laufe der Zeit für einen Kandidaten entscheidet und mit ihm fiebert, ihn verteidigt oder auch traurig ist, wenn er rausfliegt. The Voice gehört auf jeden Fall zu den Shows, die ein außergewöhnlich hohes musikalisches Niveau erreichen - und das kann Spaß machen. Ein Gewinn dieser Staffel war auf jeden Fall Samu Haber, ein finnischer Songwriter, Gitarrist und Frontmann der finnischen Band Sunrise Avenue, der mit Chris Schummert und Judith van Hell gleich zwei Teammitglieder ins Finale brachte. Und am Ende doch nicht gewann.

"Ich bin durch The Voice kein anderer Mensch geworden", sagt Chris Schummert. Der Student aus Steglitz-Zehlendorf will nun auch das Finale gewinnen.
"Ich bin durch The Voice kein anderer Mensch geworden", sagt Chris Schummert. Der Student aus Steglitz-Zehlendorf will nun auch das Finale gewinnen.
© dpa

Chris Schummert hat einen Traum: Einmal in der US-amerikanischen Country-Metropole Nashville auftreten. Das Problem? Schummert, in Steglitz-Zehlendorf aufgewachsen, ist erst 20 Jahre alt, zu jung, um in den USA in Clubs gehen zu dürfen. Also versucht er es erst mal auf deutschen Bühnen – und das mit Erfolg.

Für Chris Schummert war Freitag, der 13. ein Glückstag. Am vergangenen Freitag gewann er das Halbfinale der Castingshow „The Voice of Germany“ und steht damit als einziger Berliner im Finale der Show. „Ich versteh das alles gar nicht“, stammelte er kurz nach seinem Sieg ins Mikrofon.

Dabei war sein Erfolg nicht komplett unvorhergesehen. Seit der „Blind Audition“, der ersten Entscheidungsrunde von „The Voice of Germany“, gehört Schummert mit seiner tiefen kraftvollen Stimme zum Publikumsliebling und Titelfavoriten – wäre da nicht Andreas Kümmert, einer von drei weiteren Finalisten und Konkurrenten. „Ach, Andreas hier, Andreas da“, sagt Schummert auf die Frage, ob er wisse, dass er laut verschiedener Online-Umfragen sowieso keine Chance gegen Kümmert habe.

Ist der Berliner etwa neidisch auf den 27-jährigen Andreas Kümmert, einen Hobbymusiker aus Unterfranken, der mit seinem Vollbart und Übergewicht auf den ersten Blick eher wie ein Computernerd als ein Gesangstalent wirkt?

„Nein, Andreas ist ein unglaubliches Talent, und er hat es verdient zu gewinnen“, sagt Schummert. „Bei The Voice geht es nun mal um die Stimme und die hat Andreas“. Denn ginge es um mehr, läge der Berliner Student mit seinen dunkelblonden Haaren und markanten Gesichtszügen klar vorne. Doch gerade auf das Aussehen soll es bei „The Voice of German“ nicht ankommen, wodurch sich die Castingshow von anderen Formaten im deutschen Fernsehen abhebt. Die vier Juroren entscheiden in der ersten Runde „blind“ mit dem Rücken zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sitzend, nur anhand der Stimme der Sänger, wen sie eine Runde weiterlassen.

Chris Schummert kam weiter und hat es unter dem Coaching des finnischen Sängers Samu Haber, Frontmann der Band „Sunrise Avenue“, nun bis ins Finale am Freitag geschafft. Auf Facebook hat Schummert mittlerweile über 17.000 Fans, seine eigene Single „The Singer“, die er erstmals im Halbfinale am vergangenen Freitag präsentierte, erreichte am Samstag prompt Platz 4 der deutschen Download-Charts bei iTunes.

Chris Schummert hat sein Abitur auf dem Gymnasium Steglitz gemacht.
Chris Schummert hat sein Abitur auf dem Gymnasium Steglitz gemacht.
© dpa

Schummert schaffte es vom Studenten, der mit seiner Band in kleinen Berliner Clubs und Kneipen auftritt, in wenigen Wochen zum umjubelten Castingshow-Finalisten zu werden – und dabei trotzdem am Boden zu bleiben. Oder?

„Ich bin durch The Voice kein anderer Mensch geworden“, beteuert er. „Ich bin immer noch der Chris, der sein Abi in Steglitz gemacht hat und am Wochenende mit seiner Band unterwegs ist. Das war für mich immer das Wichtigste: mich zu besinnen und nicht zu vergessen, wo ich hingehöre."

Es klingt ehrlich, und man merkt, dass Schummert ganz genau weiß, wo er hingehört: nach Berlin. „Berlin ist meine große Liebe, der Ort, an dem ich sein will und von dem ich niemals weggehen werde“, sagt er und es klingt, trotz der pathetischen Worte, glaubwürdig. Berlin, das sei für ihn Heimat, vor allem der Bezirk Steglitz-Zehlendorf, in dem er aufgewachsen ist.

2012 hat der 20-Jährige sein Abitur auf dem Steglitzer Heese-Gymnasium gemacht, seit einem Jahr studiert er Kommunikationsmanagement an der BSP-Business-School in Lichterfelde. Was er an Steglitz-Zehlendorf besonders schätzt, sei die Kombination aus Hektik und Ruhe. „Um runterzukommen, gehe ich oft mit dem Hund am Schlachtensee oder an der Krumme Lanke spazieren und genieße die Stille dort. Und wenn ich dann wieder bisschen mehr Trubel brauche, ist die Schlossstraße gleich vor der Tür“, schwärmt er.

Chris Schummert hat sein Abitur auf dem Gymnasium Steglitz gemacht.
Favorit und stärkster Konkurrent von Chris? Andreas Kümmert.
© dpa

Außer für Berlin schlägt Schummerts Herz noch für die Country-Musik und das Land, aus dem sie kommt: die USA. Tatsächlich verschafft der Hauch Country, der bei jedem seiner Lieder mitklingt, ihm einen Widererkennungswert. Im Netz wird er sogar bereits mit Countrystar-Legende Johnny Cash verglichen.

„Meine Stärke ist die Kombination aus sanften und kraftvollen Tönen“, sagt Schummert. „Ich kann sehr sanfte und ruhige Töne mit meiner Power und meiner Kraft verbinden. Dadurch grenze ich mich von anderen Sängern ab – und ja, vielleicht auch von Andreas“. Trotzdem glaubt auch er nicht an seinen Sieg gegen Kümmert, sagt jedoch: „Selbst wenn ich nur Vierter werde, ist es das Verrückteste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist.“

Chris Schummert bereut keine Sekunde bei The Voice

Er bereue keine einzige Sekunde seiner Zeit bei „The Voice“ und würde sich rückblickend noch mal bewerben – ein weiterer Punkt, in dem sich der Berliner von seinem größten Konkurrenten unterscheidet. Andreas Kümmert sagte im Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" vergangene Woche, dass er sich nicht noch einmal bewerben würde und dass ihn das „Nerd-Freak“-Image, das ihm seit seinem ersten öffentlichen Auftritt anhaftet, langsam nerve.

Die Autorin Nora Tschepe-Wiesinger ist freie Mitarbeiterin des Tagesspiegel und des Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten. Sie studiert zurzeit in Hannover.
Die Autorin Nora Tschepe-Wiesinger ist freie Mitarbeiterin des Tagesspiegel und des Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten. Sie studiert zurzeit in Hannover.
© privat

Doch auch Schummert gibt zu, dass nicht immer alles toll sei am plötzlichen Ruhm. „Manche finden das, was ich mache, und meine Musik eben auch nicht so super. Da muss man erstmal lernen, mit dem öffentlichen negativen Feedback umzugehen“, sagt er.

An diesem Freitagabend vor Weihnachten hat Chris Schummert im Finale noch einmal die Chance mit seiner Stimme die Zuschauer von sich zu überzeugen. Denn diese entscheiden letztlich per Anruf darüber, wer „The Voice of Germany 2013“ wird.

Die Autorin arbeitet als freie Mitarbeiterin für den Tagesspiegel und den Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Zur Startseite