Tag der Befreiung in Steglitz-Zehlendorf: Bezirk streitet um Feier am 8. Mai
Eine alte geschichtspolitische Auseinandersetzung ist im Bezirk Steglitz-Zehlendorf neu aufgebrochen - um den 8. Mai 1945 als "Tag der Befreiung".
Die Parteien in der Bezirksverordnetenversammlung ringen darum, wie sie den 60. Jahrestag des 8. Mai 1945 begehen sollen. PDS, Grüne und SPD wollen das Ende des Zweiten Weltkrieges als Tag der Befreiung begehen, CDU und FDP hingegen wollen auch an die Opfer von Flucht und Vertreibung erinnern – und da sie im Bezirk die Mehrheit stellen, haben sie sich mit ihren Vorstellungen bisher durchgesetzt.
Ende 2004 hatte die Einzelverordnete der PDS, Sieglinde Wagner, ihren Antrag eingebracht, in dem sie das Bezirksamt auffordert, den 8. Mai als Tag zu würdigen, „der von den meisten Völkern Europas als Tag des Sieges und der Befreiung begangen wird“. Dies war CDU und FDP zu wenig. Sie beschlossen, das Bezirksamt aufzufordern, eines Tages zu gedenken, „der neben der Befreiung vom totalitaristischen Naziregime auch für den Schrecken und das Leid der Bevölkerung“ stehe, „den die Rote Armee von Ostpreußen bis nach Berlin zu verantworten hat“. Für PDS, Grüne und SPD ist das eine Gleichsetzung von Opfern und Tätern.
Jetzt liegt es an Bezirksbürgermeister Herbert Weber (CDU), wie der BVV-Beschluss umgesetzt wird. Er kündigte an, den 8. Mai „in seiner Gesamtheit würdigen“ zu wollen. Den Vorwurf der Gleichsetzung von Tätern und Opfern weist er als „Totschlagargument“ zurück. „Jeder hat den 8. Mai unterschiedlich wahrgenommen.“
Mit Befremden verfolgt man die Debatte im Senat. Die Frage, wie der 8. Mai zu bewerten ist, sei seit der Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vor 20 Jahren geklärt, sagt Senatssprecher Michael Donnermeyer: „Es war ein Tag der Befreiung.“ lvt