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Teufelsberg
© ddp

Teufelsberg: Bezirk mauert gegen David Lynchs Friedens-Uni

Die Maharishi-Stiftung will auf dem Teufelsberg eine "Friedens-Uni" errichten. Prominenter Fürsprecher der Bewegung ist Regisseur David Lynch. Doch auch der Bezirk hat ein Wörtchen mitzureden und stellt sich quer.

Wo früher die Abhörstation der Amerikaner und Briten gewesen ist, will nun die Maharishi-Weltfriedens-Stiftung auf dem Teufelsberg eine Universität errichten. Die Stiftung um Maharishi Mahesch Yoga, der seit 15 Jahren in den Niederlanden lebt und als Begründer der Transzendentalen Meditation gilt, hat das Gelände nach eigenen Angaben vom Voreigentümer, der Investorengruppe Teufelsberg KG (IGTB), erworben. Der Bauantrag soll noch diese Woche beim Bezirksamt eingereicht werden.

Zugpferd der Aktion: US-Regisseur David Lynch. Im vergangegen Jahr reiste er durch die Welt und warb für den Bau so genannter "Unbesiegbarkeits-Universitäten" - auch in Berlin. Diese von dem Begründer der Stiftung Maharishi angeregten Einrichtungen sollen das Studium des Bewusstseins mit Hilfe Transzendentaler Meditation als Basis-Disziplin und auch herkömmliche Studiengänge anbieten. In Berlin soll die Einrichtung den Namen "Universität für ein unbesiegbares Deutschland" erhalten.

"Überzogene Heilsversprechen"

Bei der Vorstellung des Projekts im November schlug Lynch empörter Protest entgegen. Gemeinsam mit Guru Raja Emanuel Schiffgens, einem der Köpfe der Stiftung in Deutschland, präsentierte er das Modell des geplanten Gebäudes auf dem Horchposten der US-Streitkräfte. Ein Augenzeuge berichtete, ein "Deutscher mit weißem Umhang und goldener Krone kam auf die Bühne und nannte sich Raja von Deutschland. Dieser Typ war der Oberguru und wir sollten alle gemeinsam dreimal sagen: 'Deutschland ist unbesiegbar. Das hatte irgendwas von Sekte."  

Für Matthias Pöhlmann von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) sind bei den Maharishis sektenhafte Züge klar zu erkennen. Er bezeichnet sie als "neureligiöse Bewegung mit Risiken und Nebenwirkungen". Es werde vorgegaukelt, wenn man die richtige Methode anwenden würde, käme man selbst voran und wenn alle die richtige Methode anwenden würden, gäbe es den endgültigen Weltfrieden. Die "richtige Methode" ist in diesem Fall die Transzendentale Meditation. Pöhlmann spricht von "überzogenen Heilsversprechen" und "vereinnahmenden Tendenzen".

Tipps für problemfreies Regieren

Nach eigenen Angaben der Stiftung sollen mit Hilfe ihrer Lehre "alle Lebensbereiche vervollkommnet werden und die Regierung jedes Landes zu vorbeugungsorientiertem, problemfreiem Regierungen befähigt" werden. Im Jahr 2005 soll sich Schiffgens mit einem Appell an den damaligen Bundeskanzler Schröder gewandt haben, um Deutschland "unbesiegbar" zu machen: "Solange nicht jede Nation unbesiegbar ist, wird der Frieden immer zerbrechlich sein. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass Deuschland unbesiegbar wird."

Ein halbes Jahr später forderte Schiffgens, der Bundestag sollte nur noch von Osten betreten werden. Dann: Das Grundgesetz solle in eine "Kosmische Verfassung" umgeändert werden. Danach ist es zwei Jahre still um ihn geworden - Bis die Pläne für die Friedens-Uni bekannt wurden.

Baurecht könnte Pläne vereiteln

Das Vorhaben der Maharishi-Anhänger steht und fällt jedoch mit dem Berliner Baurecht. Die Senatsverwaltung hat nach eigenen Angaben nichts mehr mit dem Gelände zu tun: Nach einem gescheiterten Hotelprojekt in den 90er Jahren sei der Bebauungsplan nicht mehr gültig. Planungsrechtlich handelt es sich bei dem Gelände auf dem Teufelsberg um Wald, also um nicht bebaubares Gelände.

Der zuständige Baustadtrat von der CDU, Klaus-Dieter Gröhler, macht bislang keinerlei Anstalten, das zu ändern: "Wir haben keinerlei Veranlassung, eine Baugenehmigung zu erteilen. Auch wenn morgen Lidl oder sonst wer käme und dort bauen wollte, würde ich dem nicht nachgeben." Im Wald hätten derlei Bauvorhaben nichts verloren.

Rückkauf wenig wahrscheinlich

Der Vorbesitzer des Geländes, die Investorengemeinschaft Teufelsberg, erhielt mit dem Kauf im Jahr 1996 ein einmaliges Baurecht, das an die Nachnutzung der verfallenen Gebäude gekoppelt war. 2,6 Millionen Euro war damals der Kaufpreis. Bis 2001 sollten dort ein Hotel, Lofts und ein Spionage-Museum errichtet werden.  

Nachdem die Frist zweimal verstrichen war, verfügte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, dass der Vertrag aufgelöst werden solle. Ein Rückkauf des Geländes von Seiten der öffentlichen Hand gilt wegen der hohen Kosten als wenig wahrscheinlich. "Es dürfte das Waldgrundstück mit der höchsten Hypothekenbelastung in ganz Deutschland sein", glaubt Baustadtrat Gröhler.

Angeblich soll der Kaufvertrag zwischen der Maharishi-Stiftung und der Investorengruppe nur zu Stande kommen, wenn der Bezirk das Baurecht erteilt. Da dies nicht der Fall zu sein scheint, könnte die Investorengruppe auf dem Gelände sitzen bleiben. Die Weltfriedens-Stiftung dürfte die Aktion als gelungene PR-Aktion für sich verbuchen. (nim)

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